章 25 - Heiße Quellen

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Gerne hätte Ariana noch ein Weilchen länger genau so auf dem kühlen Waldboden gelegen, aber Kakashi hatte recht – sie mussten sich beeilen und durften sich nicht zu lange an einem Ort aufhalten. Es war ohnehin spät genug und die Situation war an Gefährlichkeit nicht zu unterschätzen.

Der Jounin stützte sich auf seine Arme und erhob sich langsam. Ein paar seichte Lichtstrahlen, vom Mond ausgesandt und in den Wald scheinend, reflektierten an der spiegelglatten Oberfläche des Aufnähers des Konoha-Stirnbandes während Kakashi aufstand, und blendeten Ariana kurzzeitig.

Kakashi entschuldigte sich höflich, als er bemerkte, dass Ariana die Augen zukniff. Nun stand er zu Füßen Arianas auf sandigem Untergrund und blickte auf sie herunter. Ariana lag immer noch regungslos und mit ziemlich zerzaustem Haar vor Kakashi. Er hatte sie wirklich sehr unsanft auf den Boden befördert. Aber was hätte er machen sollen, es ging eben nicht anders in dieser brenzligen Situation. Er beugte sich etwas nach vorne und streckte seine Hand aus.

Ariana lächelte und nahm die angebotene Hilfe dankend entgegen. Kakashi zog ihren Körper vorsichtig hoch, bis das Mädchen schließlich wie er wieder auf den Beinen stand und sich den Dreck aus den Klamotten klopfte. Als sie sich größtenteils von Schmutz, Ästchen und kleinen Steinen befreit hatte, blickte sie etwas beschämt zu Kakashi auf. Sie wusste nicht, wie sie in dieser Situation reagieren sollte, war diese doch für beide gerade etwas überaschend und vielleicht auch etwas überfordernd gewesen. Sie atmete tief durch.

"Und wohin geht's jetzt?", startete sie den Versuch, möglichst unbeeindruckt zu wirken. Sie wollte nicht, dass Kakashi bemerkte, wie seine bloße Anwesenheit ihr die Knie wieder zu Wackelpudding werden ließen. Sie hatten beide wohl nicht erwartet, dass sie sich so nah kommen könnten. 

Kakashi kratze sich ebenfalls etwas verlegen am Hinterkopf. Ihm war klar, dass er diese Situation gewissermaßen ausgenutzt hatte. Nicht beabsichtigt allerdings – er hatte einfach nicht anders reagieren können. Es war nicht seine Art, sich von seinen Gefühlen übermannen zu lassen, aber in dieser Situation brannte bei ihm scheinbar eine Sicherung durch, das musste er wohl akzeptieren.

"Wir gehen weiter in die Richtung, in die wir ursprünglich gegangen sind", erwiderte er Arianas Worten, "dort gibt es eine Unterkunft, wo wir die Nacht verbringen werden. Es ist spät und hier im Wald zu campieren wäre zu riskant." Kakashi klang ernst. Aber er stieg auf Arianas Worte ein, sich möglichst nicht anmerken zu lassen, dass die vorige Situation gerade über alles hinausging, was er sich hatte vorstellen können.

Die Aussicht auf ein weiches Bett und ein reichhaltiges Abendessen ließ Arianas Augen leuchten. Sie hatte genug von den steinharten Proteinbällchen, die Sakura ihnen bereits in Konoha in die Hand gedrück hatte und auch genug von purem Quellwasser aus den reinen Flüssen, die sich in diesem großen Forst um die Bäume schlängelten. Sie hatte Lust auf etwas geschmackvolleres. Vielleicht gab es dort Kirschblütensirup? Oder wenigstens einen Tee. Gegen einen kleinen Becher Sake hätte sie allerdings gerade auch nichts einzuwenden gehabt. Alkohol trank Ariana normalerweise nicht, aber es gab Umstände, die nach so etwas geradezu verlangten und sie vertrat die Auffassung, dass die letzten Stunden ziemlich genau das taten.

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Kakashi und Ariana erblickten die Unterkunft bereits aus der Ferne. Sie war auf einer großen Lichtung gelegen und man sah den Dampf der heißen Quellen schon von Weitem. Es sah wunderschön verträumt aus. Das gemütliche Ryokan* empfing seine Gäste in warmes Licht gehüllt über eine kleine Brücke, die zum Gebäude führte. 

Die beiden Ninja zogen sich ihre Schuhe am Eingang aus und traten ein. Bereits nach einigen Schritten bemerkte Ariana, wie sie allein der Anblick der wohlgestalteten Räumlichkeit beruhigte. Das Äußere sowie das Innere des Gebäudes waren aus kräftig braunen Tropenhölzern gebaut und dicke Kerzen setzen stimmige Lichtakzente. Über den Tatamiboden lief es sich wie auf Wolken und ein angenehmer Geruch von würzigem Holz lag in der Luft. Es war so ruhig, dass man eine Stecknadel hätte fallen hören.  Ariana lächelte wohlgefällig. 

Hier ließ es sich doch leben!



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*Ryokan = Traditionell eingerichtete japanische Unterkunft gebaut aus natürlichen Hölzern mit Böden aus Tatamimatten und Schiebetüren bespannt mit Papier.

A Kakashi Lovestory ~ Das Herz eines KriegersWo Geschichten leben. Entdecke jetzt