章 15 - Gespräch unter Männern

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Am nächsten Tag verschlief Ariana. Sie hatte die vorige Nacht noch lange mit Kakashi auf der Anhöhe gesessen und geredet. Doch sie hatte Glück im Unglück, denn dieser Tag war ein trainingsfreier Tag. Es war ein Sonntag.

Sie wachte sie auf und rieb sich schlaftrunken die Augen. Die Sonne hatte ihre Wohnung bereits ziemlich aufgeheizt, denn es war früher Nachmittag und sie hatte in der Nacht vergessen, ihre Fensterläden herunterzulassen. Aber die Sonne aussperren zu wollen, wenn sie so wunderbar strahlte, schien Ariana auch nicht wirklich einzuleuchten. Alles richtig gemacht, dachte sie.

Ariana hatte in dieser Nacht mit ihrem Gesicht auf Kakashis Pullover geschlafen, den sie einige Stunden zuvor mit nach Hause genommen hat. Oder besser - mit nach Hause nehmen sollte. Sie wollte Kakashi den Pullover eigentlich an Ort und Stelle zurückgeben, denn sie hatte bemerkt, dass ihm nach einiger Zeit selbst ziemlich kalt wurde. Doch er bestand darauf, dass Ariana ihn für den Weg zu ihrer Wohnung behielt.

Das Kleidungsstück roch nach ihm. Es war ein wunderbarer Geruch. Sie vergrub ihr Gesicht in den Pullover und schlief wieder ein.

-

Kakashi war an diesem Tag schon lange wach. Er hatte nicht viel geschlafen, aber das musste er auch nicht. Er brauchte generell nicht viel Schlaf und wenn sein Kopf dazu auch noch voller Gedanken war, konnte er nie in den Schlaf finden, egal was er auch versuchte. Und sein Kopf war seit letzter Nacht voller denn je.

Kakashi war auf dem Weg zu Iruka, um mit ihm noch über das Training mit Ariana zu sprechen. Er hatte sie zwar jetzt schon selbst im Kampf erleben dürfen, aber vielleicht gab es ja noch Dinge, die Iruka ihm mitteilen wollte. 

Die beiden Männer waren auf dem Trainingsplatz verabredet, wo Iruka mit Ariana einige Wochen verbracht hatte. Vielleicht vermisste er sie ja bereits nach diesem einen Tag und hatte sich aus nostalgischen Gründen für diesen Treffpunkt entschieden. Kakashi hätte Iruka in diesem Fall verstehen können. 

Er war wieder einmal viel zu spät und Iruka wartete bereits seit über einer Stunde auf ihn. Der Chuunin, aber mittlerweile auch jeder andere im Dorf der mit Kakashi zu tun hatte, war es gewohnt auf ihn warten zu müssen. Das gehörte einfach zu ihm, so nervig es auch war.

"Yo, Iruka." Kakashi begrüßte Iruka auf seine gewohnt flapsige Art.

"Hey Kakashi. So früh heute?" Iruka scherzte. Er hatte mit der Verspätung gerechnet und war dem Jounin nicht böse. Dennoch wollte er keine Zeit verlieren, denn er hatte heute auch noch anderes vor. Er wies Kakashi den Weg hin zu einem Tisch unter dem großen Lindenbaum auf dem Akademiegelände. Es war genau der Tisch an dem Iruka mit Ariana saß als Kakashi ihr das erste Mal begegnet war. 

Die Männer ließen sich nieder und öffneten ein kühles Bier. Sie waren beide gerade nicht im Dienst und die Sonne schien unerbittlich vom Himmel herab. Eine Erfrischung tat da gut. 

"Und? Was hältst du von ihr?", fragte Iruka erwartungsvoll. Er wusste, dass Ariana Kakashis Erwartungen beim gestrigen Trainingskampf bei Weitem übertroffen hatte.

"Sie ist... ziemlich gut", sagte Kakashi kurz angebunden. Man war ja einiges von Kakashi gewohnt, auch seine wortkargen Antworten, aber das hatte Iruka nicht erwartet. Er zog die Augenbrauen zusammen:

"Also ich wage zu behaupten, dass sie dich gestern ziemlich beeindruckt hat", gab er Kakashi zu verstehen, "dein Veilchen trägt den Eindruck auch sehr nach außen, muss ich sagen." Er musste über seine eigenen Worte schmunzeln. Kakashi aber verzog keine Miene und es vergingen einige Sekunden in Stille, bevor der Jounin antwortete.

"Ja. Das tut sie wohl."

"Okay?", Iruka war irritiert, "Also... was genau möchtest du jetzt von mir wissen?" Er fragte nachdrücklich, weil Kakashi es war, der vor einigen Wochen darauf bestand, eine persönliche Trainingszusammenfassung von Iruka zu bekommen und nicht nur die Aufzeichnungen zu lesen.

Aber Kakashi war offensichtlich nicht ganz bei der Sache. Er schien Irukas Frage gar nicht mitbekommen zu haben.

"Senpai, was ist los mit dir?", fragte Iruka besorgt, "So in Gedanken kenne ich dich gar nicht. Ist irgendwas vorgefallen?"

"Nein, es ist nichts", antwortete Kakashi, etwas erschrocken darüber, dass sein Verhalten offenbar Besorgnis in Iruka auslöste. Aber er konnte es ihm nicht verübeln, seine Gedanken schweiften immer wieder ab und er war nervös.

"Sag mal...", fuhr der Jounin fort, "wie ist sie so?"

"Im Training? Manchmal ziemlich ungehalten, aber talentiert. Du hast sie ja sel-..."

"Nein, nein", unterbrach Kakashi Iruka, "ich meine... als Mensch. Wie ist sie so?"

"... was?" Iruka war sich nicht sicher, ob er Kakashi richtig verstanden hatte. Fragte er gerade tatsächlich nach Arianas Persönlichkeit? Das sah ihm überhaupt nicht ähnlich. 

"Na, du wirst sie ja noch kennenlernen", antwortete er lächelnd.

"Ich würd's aber gerne jetzt wissen", Kakashi lies nicht locker.

"Warum interessiert dich das so brennend?", Iruka antwortete mit einer Gegenfrage, was sonst eigentlich gar nicht seine Art war. Aber Kakashi kam ihm heute sehr merkwürdig vor.

Kakashi schwieg und Iruka wusste nun auch nicht mehr wirklich etwas zu dieser Situation zu sagen. Er sah seinem Freund ins Gesicht und konnte ablesen, wie sehr er mit irgendwelchen Gedanken beschäftigt war. Warum kam er zu ihm, um über den Verlauf des Trainings zu sprechen - verlor dann aber kein Wort darüber und, im Gegenteil, fragte ihn nun über das Wesen des Mädchens aus? Warum wollte er wissen, was für ein Typ Mensch sie war? Und - warum ausgerechnet jetzt sofort? Komischer Vogel.

Dann traf es ihn wie ein Schlag.

"Kakashi...", Iruka sah ihn eindringlich an, "... sag mir jetzt nicht, dass du an ihr interessiert bist?"

"Was wäre schlimm daran?", entgegnete der Jounin.

"Nichts, nur...", er dachte kurz nach, "...das ist irgendwie... ungewöhnlich."

Kakashi erhob sich plötzlich. "Nun denn, ich muss los."

"W-warte, warum? Jetzt so schnell?" Iruka sprang überrascht auf. Kakashi verschwand zeitgleich in einer seiner berühmten Rauchschwaden. Weg war er.

"Dieser Kerl...", Iruka schüttelte den Kopf, halb verwundert, halb erfreut. Erfreut vor allem darüber, dass, entgegen aller Erwartungen, doch Situationen existierten, in denen der sonst so kühle Kopf seinen Emotionen den Vortritt lassen musste – ob wollte oder nicht. 

A Kakashi Lovestory ~ Das Herz eines KriegersWo Geschichten leben. Entdecke jetzt