章 24 - Eine ungeplante Pause

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Kakashi und Ariana bahnten sich mit wachsamen Augen und einem flauen Gefühl im Magen ihren Weg durch den tiefen Wald. Rast machten sie kaum, denn sich irgendwo für längere Zeit  niederzulassen wäre einfach zu gefährlich gewesen. Sie hielten nur an, um etwas zu trinken oder sich mit ein paar Kleinigkeiten zu stärken, die sie in ihren Rücksäcken mitgebracht hatten. Aber auch dann standen sie beide unter Strom – immer im Hinterkopf, dass sie aus heiterem Himmel hätten angegriffen werden können, wenn sie sich auch nur den kleinsten Fehler leisteten. An eine wirkliche Ruhepause war überhaupt nicht zu denken.

Ariana war bereits auf der Hälfte der Strecke völlig k.o. gewesen, doch Kakashi konnte keine Nachsicht walten lassen, schließlich ging es um ihr beider Leben. Er nahm ihr zwischendurch zwar ihren Rucksack ab, als er bemerkte, dass ihr das schwere Gewicht auf dem Rücken sehr zu schaffen machte, doch eine richtige Erholungspause konnte er nicht zulassen. Obwohl Ariana diese Regel verstand, war sie dennoch nicht begeistert auf diesen verbalen Widerstand zu treffen, wann immer sie sich darüber echauffierte, nun wirklich eine Pause zu benötigen. Ganz ernst meinte sie es zwar nicht - sie wusste, dass es klug war keine Rast zu machen - dennoch wollte sie Kakashi wissen lassen, dass er ihr hier gerade etwas nahezu unmögliches abverlangte.

Die Nacht bahnte sich langsam ihren Weg durch den dicht bewachsenen Wald und vereinnahmte nach und nach die letzten hellen Sonnenstrahlen des warmen Tages. Bald schon konnte man kaum mehr die eigene Hand vor Augen erkennen und auch die sonst so quirligen Vögel zogen sich in ihre Gemächer zurück.

Kakashi und Ariana mussten sich nunmehr auf ihre Fähigkeiten als Ninja verlassen auch ohne visuelle Signale Hindernisse zu orten und Situationen einschätzen zu können. Es war wirklich fast vollkommen dunkel, denn sie befanden sich ausgesprochen tief in dem Wald, durch den sie sich stundenlang bewegt hatten.

KRRRRCK!

Oh mein Gott, was war das?! Hinter ihnen knackten Äste. 

Diese Tatsache war in einem großen Wald wie diesem nun wirklich keine Seltenheit. Jedoch erlaubte Kakashi geschultes Gehör ihm herauszuhören, dass dieses Knacken keine natürliche Ursache hatte. Erschrocken davon, dass er im Vorfeld keine, nicht die geringste Anwesenheit einer humanoiden Lebensform gespürt hatte, griff er hastig nach Arianas Arm und riss sie unvermittelt zu Boden.

Ariana traf unsanft mit dem Rücken auf dem harten Waldgrund auf. Kakashi stützte sich über sie und hielt ihr den Mund zu. 

"Psst. Leise", flüsterte er. Dabei sah er sich aufmerksam um und versuchte Energien aufzuspüren, doch es schien einfach nichts da zu sein. Es war totenstille. 

Langsam nahm der Jounin seine Hand von Arianas Mund. Er wusste, dass sie die Situation verstanden hatte. Kakashi blickte nach unten in ihr panikerfülltes Gesicht.

Ariana atmete flach und schnell und ihre Augen waren weit aufgerissen. Sie war von dieser Situation völlig überrumpelt worden und hatte Angst. Höllische Angst. Ihr Körper zitterte und ihr Atem wurde immer schneller. Sollte jetzt etwa alles umsonst gewesen sein? Was sind das für Leute, die weder Kakashi noch sie hatten kommen hören? Sollten das vielleicht wirklich die letzten Minuten ihres Lebens gewesen sein?

Kakashi spürte die blanke Panik, die Arianas Körper ergriffen hatte. Er musste sie unbedingt beruhigen, ansonsten wurden die Feinde vielleicht doch noch auf sie aufmerksam. Doch er zögerte. Was sollte er tun? 

Nach einigen Sekunden, die sich für beide wie eine Ewigkeit anfühlten, strich er ihr schließlich mit seiner rechten Hand sanft über das Haar und blickte ihr dabei in die Augen. Arianas Panik wich einem etwas irritiertem Gesichtsausdruck. Was war denn mit Kakashi los?

Langsam senkte der Jounin seinen Kopf. "Was...?" Sein Gesicht glitt an ihrem vorbei und bald berührten sich ihre Wangen. 

"Schhh", flüsterte er ihr mit sanfter Stimme ins Ohr, "bleib ruhig, ich bin bei dir."

Seine linke Hand lies Kakashi auf ihrer Hüfte nieder und drückte sie sanft, aber bestimmt auf den Waldboden. Arianas Herz setzte fast aus. Kakashi musste das unkontrollierte Zittern unter Kontrolle bekommen, selbst wenn es mit sanfter Gewalt passieren musste.

Ariana spürte, wie er seine starke Hand auf ihrer Hüfte absetzte. Sie hat in dieser Situation sicherlich alles erwartet, aber nicht das. Es fühlte sich aber unheimlich gut an und schließlich vergaß sie kurz die brenzliche Situation, in der sie sich befanden. Kakashis Stimme ließen ihre Knie schon immer weich werden, was ihr in ihrer Position aber völlig egal war. Es wäre ihr allerdings auch in jeder anderen Position egal gewesen. 

Ariana begann, sich langsam zu entspannen. 

Ein leiser Seufzer durchdrang die Stille. Ariana schloss ihre Augen und genoss Kakashis Berührungen und seinen schweren Körper über ihrem. Sie drückte ihre Wange ganz sanft noch etwas stärker an seine. Wie weich er sich anfühlte. Sie hörte Kakashi atmen, langsam und regelmäßig, hatte er doch immer noch seinen Mund direkt an ihrem Ohr. Sie nahm all ihren Mut zusammen, legte ihre Hände auf seinen Rücken und drückte ihn noch etwas näher an sich.

Kakashi genoss diese Nähe. Er hatte Ariana oft als quirlig und aufbrausend erlebt, doch er kannte sie bereits zu gut, um nichts von ihrer sensiblen Seite zu wissen. Er war sich sicher, dass er wahrscheinlich der einzige Mensch war, der Ariana in dieser Situation so schnell beruhigen konnte. Aus gutem Grund – und auch nur auf diese Weise. Ariana benötigte von ihm keine harten Worte, sondern lediglich ein paar behutsame Impulse auf die ein oder andere Weise.
Oder... war er dabei vielleicht zu weit gegangen? Wohl nicht. Arianas Antwort auf sein Verhalten ließ Kakashi diese Frage schnell wieder vergessen.

Ariana spürte, dass Kakashi ihr durch seine Maske einen zaghaften Kuss auf die Wange gab.

"Wir müssen gleich wieder los", flüsterte er.

Schade. 

A Kakashi Lovestory ~ Das Herz eines KriegersWo Geschichten leben. Entdecke jetzt