章 36 - Eine unruhige Nacht

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"W-was... was ist passiert?", fragte Ariana Kakashi mit schwacher Stimme. Keinen Muskeln konnte sie bewegen, so erschöpft war sie.

"Ich weiß es nicht. Du standest da und bist plötzlich zusammengesackt."

Ein paar Sekunden herrschte Stille. Dann zog sie ihre Augenbrauen fragend nach oben:

"Warum bist du eigentlich hier?"

"Ich wollte nur nach dem Rechten sehen", sagte Kakashi mit sanfter Stimme.

Da hatte sich der sonst so kühl wirkende Ninja also tatsächlich Sorgen gemacht. Ariana wollte zu einem Lächeln ansetzen, aber sie konnte vor Schmerzen nur das Gesicht verziehen. Immer noch in Kakashis Armen liegend, krümmte sie sich zusammen und krampfte ihre Fäuste in das Handtuch. Dann hielt sie inne, der Schmerz verflog. Das lag nicht zuletzt daran, dass sie bemerkte, wie Kakashi sie sachte vom Boden hob. Ihr Oberkörper lag auf einem Arm, seinen anderen Arm platzierte er unter ihren Beinen. Ariana seufzte leise.

"Ich bringe dich wieder ins Zimmer", informierte Kakashi sie. "Um dich auszuruhen, wird Schlaf doch wohl einfach das Beste sein. Und dort bist du auch nicht alleine, falls das hier noch einmal vorkommen sollte."

"Warte kurz...", bat Ariana ihn. 

Sie blickte sich um und traute ihren Augen nicht. Dort, wo vorhin noch das Chaos regierte - überschwappende Wasserbecken, aufgerissener Steinboden und die herumliegenden Gegenstände - es war alles weg! Es war wie vorher, als sie das Bad gerade erst betreten hatte. Der Steinboden war intakt und trocken. Die Seifen, Handtücher und Holzschemel standen artig auf ihren angestammten Plätzen. Es gab keine Anzeichen für das Ereignis, das Ariana gerade durchlebt hatte. Kein Einziges konnte sie ausmachen. Es war, als wäre nichts geschehen.

"Aber... was... wie...", stammelte sie, nicht in der Lage ihre Gedanken in Worte zu fassen. Ihr Gesicht wurde kreidebleich. Sie konnte es nicht fassen. Ein paar hektische Bewegungen später stand sie mit nackten Füßen wieder auf dem kalten Steinboden und blickte an sich herunter. Sie konnte sich das alles doch nicht nur eingebildet haben? 

Kakashi stand mit ernster Miene neben ihr und beobachtete jede noch so kleine Bewegung von Ariana. Er machte sich große Sorgen.

"Was ist los?", wollte er wissen.

"Ich...ähm... ich weiß nicht. Du hast nicht zufällig das Erdbeben gerade auch bemerkt?"

"Welches Erdbeben?" 

Sie sah ihn perplex an.

"Du meinst..." Ariana musste einmal tief Luft holen: "Du meinst, du hast nichts gemerkt?"

"Ich habe nichts gemerkt", wiederholte der Jounin sie in ihren eigenen Worten. "Es gab kein Erdbeben."

Dem Mädchen wurde schlagartig übel. Sie musste einige Male würgend husten und hielt sich eine Hand vor den Mund, während sie sich nach vorn krümmte. Aber sie übergab sich nicht. Nach einigen Sekunden war das Gefühl vorbei. Ariana atmete schwer und hatte Tränen vom Druck des Hustenreizes in den Augen. 

Kakashi legte ihr eine Hand auf den Rücken: "Komm mit. Erklär' mir gleich alles im warmen Zimmer."

Ariana blickte dem Jounin wortlos in die Augen. Er stutzte kurz.

"Was ist los?"

Beschämend ließ Ariana ihre Augen zur Seite wandern.

"... Trägst du mich?"

Diese Frage wäre Ariana unter normalen Umständen niemals über die Lippen gekommen, aber sie war so schwach, dass nur der bloße Gedanken an das Laufen ihre Beine zum Einknicken brachten. Unter normalen Umständen wäre ihre diese Frage auch unsagbar peinlich gewesen. Es war zwar auch jetzt nicht angenehm, ihn darum zu bitten, aber sie konnte einfach nicht mehr. Ihre Kräfte waren aufgebraucht und das einzige, was sie jetzt noch wollte war, in einem warmen Raum in einem trockenen Bett zu liegen. Ihre Frage zielte einzig darauf ab, zurück in ihr Zimmer zu gelangen. Wäre die alte Dame von der Rezeption mit ihr im Bad gewesen, hätte Ariana sie das gleiche gefragt. Sie hätte in diesem Moment jeden Menschen das gleiche gefragt. Diese Feststellung machte es etwas erträglicher, Kakashi darum zu bitten.

A Kakashi Lovestory ~ Das Herz eines KriegersWo Geschichten leben. Entdecke jetzt