章 26 - Das Ryokan

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Kakashi tat ein paar Schritte nach vorn an die Rezeption, während Ariana mit geschlossenen Augen bereits die Ruhe genoss und tief durchatmete. Ein Blick über seine Schulter auf das erschöpfte Mädchen verriet dem Jounin, dass seine Entscheidung, sich für diese Nacht genau hier niederzulassen, absolut richtig gewesen war. Er hatte gehofft, dass Ariana etwas entspannen und die Last, das Ziel einer möglicherweise tödlichen Mission zu sein, zumindest kurzzeitig von ihren Schultern genommen werden konnte. Zufrieden lächelte er unter seiner Maske.

"Was kann ich für sie tun, mein Herr?" Eine kleine Frau in einem traditionellen Kimono stand hinter der Rezeptionstheke und lächelte die beiden freundlich an. Ihre Stimme war leise, aber dennoch riss sie Ariana aus ihrer kurzen Trance und sie war mit den Gedanken wieder im Hier und Jetzt. 

"Wir sind auf der Durchreise und benötigen eine Bleibe für diese Nacht", erklärte Kakashi ihr. Kurzerhand zog die freundliche Frau ein dickes Buch unter dem Tresen hervor und blätterte darin herum. Es handelte sich scheinbar um ein Buch mit Reservierungen, die sauber handschriftlich dort eingetragen waren.

"Okay, dann schauen wir mal... hmm... Ja! Wir hätten da... noch ein Zimmer frei im Südflügel mit Blick auf unseren schönen Berg Takao. Was sagen sie? Es gibt zwei Futons im Zimmer und es ist möglich mit unseren beweglichen Trennwänden den Raum in zwei Hälften zu teilen, je nachdem, wie sie nächtigen möchten." Die Frau lächelte.

Eine raffinierte Sache, fand Ariana. Einerseits, dass es diese Art von Vorrichtung überhaupt gab und zum Zweiten, weil den Gästen dadurch die Frage nach ihrem Verhältnis untereinander erspart blieb – und dem Gastgeber womöglich unangenehme Situationen. Wirklich clever. 

"Vielen Dank. Das nehmen wir", antwortete Kakashi sichtlich erleichtert. Er hatte Bedenken, dass es so kurzfristig hier eine adäquate Schlafmöglichkeit für sie beide gab. Denn so gern er Ariana auch hatte, er würde sicherlich nicht mit ihr die Nacht in einem Bett verbringen – das würde für ihn absolut nicht in Frage kommen. Wäre nur noch ein Zimmer mit nur einem Futon frei gewesen, hätten sie allerdings ein Problem gehabt. Kakashi hatte für diesen Fall allerdings keine wirkliche Alternativlösung an der Hand gehabt, auch wenn er sich den halben Weg zu diesem Ryokan den Kopf darüber zerbrochen hatte. Er hätte wahrscheinlich Ariana das Zimmer überlassen und wäre selbst im Wald geblieben. Das hätte allerdings auch ins Auge gehen können und er war froh, dass dieses Szenario nicht eingetreten war.

"Bitte, lassen sie mich ihr Gepäck in ihr Zimmer bringen", ertönte ein leises Stimmchen aus dem Hintergrund. Eine Angestellte des Ryokan kam auf Kakashi und Ariana zu. Auch sie trug einen dunklen, traditionellen Kimono auf dessen Oberfläche große Kirschblüten gedruckt waren. Ihr breiter Stoffgürtel war aus einem samtig roten Material, dass zart im Schein der Kerzen schimmerte. Eiligen Schrittes trippelte sie auf ihren Holzschuhen an den beiden vorbei und hob kurzerhand die Rucksäcke auf und drehte sich dann lächelnd zu Kakashi und Ariana um.

"Bitte folgen Sie mir." 

Die beiden Ninja taten dies und liefen der Angestellten des Ryokan durch einen schmalen Gang, der den Eingangsbereich mit den Gästezimmern verband, hinterher. An einer Stelle des Ganges war eine Schiebetür nach draußen vollständig geöffnet und man konnte über eine kleine Treppe ins Freie gehen. Hier stoppte die Frau für einen kurzen Moment.

"Wenn Sie bitte einmal schauen möchten: Hier haben Sie einen schönen Blick auf unsere heißen Quellen, die sie selbstverständlich nutzen dürfen. Unsere Gäste können sich hier nach einem langen Tag sehr gut entspannen."

Wie recht sie hatte! 

Ariana stand mit offenem Mund am Rahmen des Durchgangs angelehnt und starrte beeindruckt nach draußen. Es sah fast malerisch aus: Ein paar natürlich entstandene heiße Quellen, auf deren Rändern hellgraue Schiefersteinen ruhten, lagen zwischen einer weitestgehend naturbelassenen Flora, die sich mit schüchtern durch sie schlängelnden, künstlich angelegten Steinwegen zu schmücken vermochte. Einige an den Wegesrändern eingefasste Bodenleuchten unterstrichen mit sanftem Lichtschein die fast zerbrechliche Reinheit dieser Schöpfung, die sich der beste Landschaftsmaler nicht schöner hätte erträumen können. Sie schloss ihre Augen und atmete die warme Umgebungsluft ein. So musste das Paradies riechen!

"Lassen Sie mich Ihnen nun ihr Zimmer zeigen", unterbrach das kleine Fräulein und lief zum Ende des Ganges. Kakashi und Ariana folgten ihr.

Vor einer der schlichten Schiebetüren machte sie Halt und setzte die beiden Rucksäcke ab. Sie schob die Shoji* langsam zur Seite und bat die beiden Ninja einzutreten. Kakashi und Ariana folgten dieser Bitte auf dem Fuße und passierten die Türschwelle hinein in das Zimmer, das für einen Abend und eine Nacht ihre Bleibe sein würde.

"Fühlen Sie sich wie zuhause und zögern Sie nicht, uns anzusprechen, wenn Sie etwas benötigen oder Fragen haben", teilte die Bedienstete den beiden mit, "Ihr Abendessen wird Ihnen gleich auf das Zimmer gebracht. Sie sind sicher hungrig." Mit diesen Worten, die wie Musik in Kakashi und Arianas Ohren klang, verbeugte sie sich höflich. Sie machte einen Schritt zurück und schob die Shoji* leise hinter sich zu, um sich danach auf den Weg in die Küche zu machen.

"Abendessen klingt gut. Ich bin hungrig wie ein Bär", warf Ariana in den Raum. Kakashi nickte zustimmend. Auch ihm hing der Magen bis zu den Kniekehlen. 

Hoffentlich lies das Essen nicht zu lange auf sich warten.



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*Shoji = japanische Schiebetür, bespannt mit Papier

A Kakashi Lovestory ~ Das Herz eines KriegersWo Geschichten leben. Entdecke jetzt