Thalia Lupin | Marauders

10 ☾ Drei Worte

~°•☆•°~
Damals;
1980
eineinhalb Jahre nach dem Abschluss von Hogwarts
~

Dieser Moment, wenn etwas passiert - was man nicht erwartet hatte.
Zwar war es vielleicht zu hinterst im Kopf verborgen gewesen - getränkt von Hoffnung und Liebe.
Aber man hatte Angst davor gehabt, sich zu viele Erwartungen zu formen - welche dann vielleicht nie eintreffen könnten.

Doch als Sirius vor mir auf die Knie ging - mit glasigen Augen und mit so zittrigen Fingern, sodass er zuerst den Ring in seinen Händen zu Boden fallen liess.
Da war es hier. Es war hier.
Er war hier.
Wir waren hier.

Schluchzendes Gelächter von Remus, Lily, James und Peter war zu hören - als Sirius mit rotem Kopf und schniefend, den Ring wieder aufhob und kurz den Dreck und die Erde abwischte.

An diesem kleinen Fest von Lily und James - welches sie liebevoll hier in ihrem Garten eingerichtet hatten.
Ein Grillen sollte es sein - entspannt. Es war Sirius' und James' Idee gewesen, hatten sie mir gesagt.
Nun wurde mir klar, dass die Jungs dies schon die ganze Zeit geplant hatten.
Im Hinterkopf gehabt hatten.

Nun - nachdem Lily und James ebenso schnell nach unserem Abschluss geheiratet hatten.
Lily ein Kind in sich trug - welches voraussichtlich im Juli geboren werden würde.

An ihrer Hochzeit - an welcher Sirius und ich die Trauzeugen gewesen waren.

Nach diesem wunderbaren Fest - bei welchem schon jeder Anmerkungen über Sirius und mich gemacht hatte.

Und in dieser Zeit - in welcher nichts gewiss war.
Niemand wollte warten - das Glück zurückhalten.

Und trotz dem Krieg, trotz diesem Risiko und der Angst, welche wir versuchten mit dem Orden des Phönix zu kontrollieren - sahen wir alle noch das Licht.

Das Licht - die Liebe zueinander.
Der Grund, weshalb wir unsere Hoffnung nicht verlierten.
Niemals aufgeben würden - gegen die Dunkelheit zu kämpfen.

Sirius - welcher die letzten Tage gar nicht hatte stillsitzen können bei uns zu Hause.
Mir mindestens zehnmal pro Tag "Ich liebe dich!" gesagt hatte - sodass ich mir schon fast Sorgen gemacht hatte, dass er die ganze Zeit betrunken gewesen war.

Konnte mich nun gar nicht bewegen - starrte einfach zu ihm hinab.
Hörte meinen Herzschlag in den Ohren und spürte meine Hand vor meinem Mund - automatisch.

Begann zu zittern, als Sirius zum Reden ansetzte. Heiser. So randvoll mit Gefühlen.
Sein Hemd wie immer niemals perfekt in der Hose drinn - ein Ärmel weiter hinten als der andere - schwarz angemalte Fingernägel.

"Lia... du bist..."
Es war anders als damals - im sechsten Jahr - als er mich zum Yule Ball gefragt hatte.
Er schämte sich nicht, oder war nervös - weil er das Gefühl hatte, dass ich vielleicht Nein sagen könnte.

Diese Situation hier war unbeschreiblicher - Sirius, welcher sich warscheinlich zusammen mit meinem Bruder einen ganzen Text auswendig gelernt hatte.

"Soll ich dir das Blatt Papier geben - oder soll ich wie ein Souffleur dir die Worte zuflüstern?",meldete sich dann sogar mein Bruder grinsend neben uns zu Wort.

Hörte - ohne dass ich hinsehen hätte müssen - dass Remus ebenso vor Gerührtheit weinte.
Mein Bruder - welcher uns stets unterstützt hatte. Weil er spürte, wie gut mir Sirius tat.

"Halt die Klappe, Moony...",hauchte Sirius kopfschüttelnd - und vergrub kurz grinsend und mit tränenbenetztem Gesicht sein Gesicht in seiner freien Hand.

Spürte, wie nun auch mir die Tränen über die Wangen flossen - stiess ein Schluchzen aus.

Sirius sah sofort zu mir hoch und griff liebevoll nach meiner Hand. In der anderen immer noch zittrig den goldenen Ring haltend - mit einem Rubin daran.

Da er wusste, wie sehr ich die Farbe rot liebte - wie viel Energie sie mir schenkte.
Wie sehr er mich kannte.
Wie blind er mich kannte.
Wie blind er mich machte.

"Du, Lia. Du bist es - meine Sonne - mein Mond. Meine Sterne - allesamt. Und... das... sind viele, du weisst schon..." Er nickte zittrig und ich grinste schniefend.
"Kestrel. So hab ich dich so lange genannt - weil... weil... also, weil..."

Ich nahm aus dem Augenwinkel wahr, wie sich James die Hand vor das Gesicht schlug - Lily sich kichernd die Tränen von den Augen wischte.

"Ich... ich glaub' hab meinen Text vergessen.",hauchte Sirius dann mit Verzweiflung in seinen Augen - wodurch ich schluchzend anfing zu Lachen.
Ebenso unsere Freunde.

"Dann frag einfach, du Idiot!",schluchzte ich dann kopfschüttelnd und sah - wie sich ein breites Grinsen auf Sirius' Gesicht ausbreitete.

"Okay, ich... ich wünschte, ich wäre so wundervoll perfekt wie du, wenn es um Worte geht. Aber, naja... ich bin echt eine Niete darin... jedenfalls in solchen Situationen..." Hörten zustimmende und lachende Geräusche von unseren Freunden.

Sirius schaute mir mit seinen glasigen, sturmgrauen Augen in die Meinen.
Sagte mir so viel damit - und genau deshalb liebte ich ihn.
Er konnte mir Sachen sagen - welche man nicht mit Worten ausdrücken konnte.

Diese drei Worte.
Ich liebe dich.
Wurden schon so oft gesagt - und konnten nicht einmal annähernd beschreiben, was dieses Gefühl bedeutete, welches wir füreinander empfanden.
Und doch - sagten wir es uns trotzdem.
Immer - und immer wieder.
Weil wir es taten.
Weil wir uns liebten.

"Thalia Lupin. Würdest du mir diese Ehre erweisen - und mich heiraten? - und wehe, du sagst wieder zuerst 'Nein' wie damals beim Yule Ball!"
Noch nie musste ich so anfangen zu lachen - vor Glück. Vor Fröhlichkeit - vor Liebe.

"Ja! Ja, natürlich werde ich dich heiraten!",schluchzte ich und zog ihn auf die Beine - sodass er kichernd und schluchzend kurz stolperte.

Spürte, wie er mir zittrig den Ring an den Finger tat - aber dies war in diesem Moment Nebensache.
Nahmen beide nur noch die Hälfte wahr - waren so randvoll mit Liebe. Zuneigung - für einander.

Wir schauten uns unter schluchzenden, klatschenden und jubelnden Atmosphäre unserer Freunde - in die Augen.
Legte meine Hand an seine Wange - strich ihm seine dunklen Haare aus dem Gesicht.
Spürte seine Tränen an meinen Fingern.

Und wir küssten uns - das Gejubel unserer Freunde wurde dadurch nur noch lauter.
Ein angenehmer, warmer Wind umgab uns - fühlte sich an, als würden wir fliegen.
Zusammen.

Freiheit - Geborgenheit.
Ja, in diesem Moment - flogen wir.

Und ein gutes Jahr später - fielen wir.