40 ☾ Noch ein unerwartetes Wiedersehen

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Die Stimmung war unsicher gewesen, als Xavier's Vater in dessen Haus eingetreten war. Hatte gesehen, wie Xavier die Tränen versucht hatte zu unterdrücken - doch daran gescheitert war.

Sie hatten draussen auf dem Balkon zu zweit geredet - aber alles kam mir so surreal und merkwürdig vor. Als ich mich mit den anderen austauschte, hörte ich, dass es ihnen nicht anders erging.
Fragte mich, ob es Xavier genauso ging - oder er einfach so komplett überfordert mit Freude war, sodass er dies gar nicht hätte wahrnehmen können.

Wir hatten Sirius schliesslich während einer warmen Tasse Tee auf dem neusten Stand gebracht - hatten ihm erzählt, dass Xavier's Vater ihn und seinen grossen Bruder Louis nach dem Tod ihrer Mutter alleine gelassen hatte.
Damals war Xavier erst elf Jahre alt gewesen - und die Hogwartszeit dann sehr einsam im Haus Hufflepuff verbracht.
Als wäre eine solche Kind- und Jugendzeit nicht schon schlimm genug gewesen - starb sein grosser Bruder Louis dann im Krieg, da er als Auror gearbeitet hatte.

Mit Louis starb seine letzte, leibliche Familie - so dachte er zumindest.
Panisch fragte ich mich, weshalb Xavier's Vater nun nach gut zehn Jahren auftauchte und was er sich davon versprach.

Am meisten hatte ich Angst um Xavier - denn er war immer schon sensibel gewesen, auch wenn er es stets versuchte hinter einer harten Fassade zu verstecken.
Ich hatte Angst davor, dass ihn dies nur noch mehr zerbrach - und wieder in eine Phase zurückwarf, in welcher er Vincent auf der Notaufnahme des St. Mungos kennengelernt hatte - da er einen komplettem Nervenzusammenbruch erleiden musste.

Ich hatte Angst davor, dass Xavier daran zerbrach. Noch einmal.
Und dieses Mal vielleicht noch viel schrecklicher als beim letzten Mal.

"Der Typ lässt also seinen Sohn über zehn Jahre alleine - und kreuzt jetzt hier wieder auf?",fragte Sirius kopfschüttelnd - schaute missbilligend zur Balkontür, durch welche wir aus unserem Sichtwinkel die beiden nur halb sehen konnten.

"Ja, was will er denn jetzt noch?",stimmte mein Bruder Sirius zu und schlang kopfschüttelnd seine Finger um die warme Tasse.
Vincent hatte fast die ganze Zeit geschwiegen, seit Xavier's Vater eingetreten war - hatte bloss einige wichtige Details geflüstert, als wir Sirius Xavier's Geschichte erzählt hatten.

Ich spürte, wie unfassbare Anspannung und Angst in ihm rumorten - er sich um seinen Freund sorgte. Und meiner Meinung nach war dies auch durchaus berechtigt.

Wir hatten letztendlich alle vier Tassen Tee getrunken, als Xavier mit seinem Vater wieder eintrat und sich leise von ihm verabschiedete.
Er winkte uns noch kurz zu - doch wir erwiderten die Geste eher motivationslos.

Als Xavier zu uns an seinen Esstisch trat, schaute er uns einen Moment alle etwas geflasht an.
Unsicher runzelte ich die Stirn und griff unter dem Tisch nach Sirius Hand - merkte, wie sehr ich dies vermisst hatte.

"Er will morgen Abend mit mir Abendessen gehen. Er... er sagt, er möchte wieder ein Teil meines Lebens werden.",hauchte Xavier und das hoffnungsvolle Lächeln auf seinen Lippen liess mein Herz viel zu schnell pochen.
Mein Blick wich zur Haustür, aus welcher sein Vater gerade gegangen war - und ich schluckte leer.

Wir schwiegen alle vier - weswegen Xavier's Lächeln etwas verblasste. Er schaute uns mit gerunzelter Stirn an - fragend. Auffordernd.

"Weshalb ist er denn jetzt auf einmal wieder aufgetaucht?",fragte Remus schliesslich vorsichtig - darauf bedacht, Xavier nicht ein schlechtes Gefühl zu vermitteln.

Dies überforderte den Schwarzhaarigen aber schon ziemlich - unzufrieden schüttelte er den Kopf.
"Er hat mir erklärt, dass er seine Zeit gebraucht hatte. Er eine echt scheiss schwierige Phase durchmachen musste und... und naja, er halt Zeit brauchte!"
Seine Stimme wurde immer wie verzweifelter und wütender.

Thalia Lupin | MaraudersWo Geschichten leben. Entdecke jetzt