I crave you - Ares & Guinevere

1. Kapitel

Guinevere:

Vor genau zwei verfluchten Stunden endete meine Schicht, und dennoch sitze ich immer noch hier, auf dem verlassenen Parkplatz vor dem Supermarkt, wo ich arbeite.
Mein Kopf hängt tief, belastet von Erschöpfung und Verzweiflung.
Unschlüssig darüber, ob ich nach "Hause" gehen soll oder nicht.

Ich bemerke wie der Regen unaufhörlich gießt, meine Kleidung durchnässt und das Zittern meines bereits steifen Körpers verstärkt.
Tränen strömen über mein Gesicht und vermischen sich mit den Regentropfen, als ob der Himmel selbst um mein Schicksal weint.
Die Emotionen drohen mich zu überwältigen, und eine Übelkeit packt meinen Magen.
Ich spüre, wie er jeden Moment droht, sich zu entleeren.

Dies hier ist zweifellos einer der dunkelsten Momente meines Lebens. Die Kombination aus körperlicher Erschöpfung, emotionaler Turbulenz und den gnadenlosen Umständen bringt mich an meine Grenzen.
Ich fühle mich verloren, so völlig hoffnungslos.

Und gerade als ich denke, es könnte nicht schlimmer werden, taucht ein eleganter schwarzer SUV aus der Ferne auf.
Er bewegt sich zunächst sehr schnell, verwandelt sich von einem verschwommenen Bild zu einem langsamen Kriechen, bis er direkt vor mir zum Stehen kommt.
Sofort  beginnt mein Herz zu rasen und meine Gedanken sind erfüllt von Angst.

Schon aus der Entfernung konnte ich den Luxus spüren, der von dem Fahrzeug ausgeht.
Es ist ein Rolls-Royce, ein seltener Cullinan Black Badge. Solche Luxusautos sind in diesem heruntergekommenen Teil der Stadt eher selten anzutreffen.

Also, warum zum Teufel hält das Auto ausgerechnet vor mir an?

Ein Schauer des Unbehagens überkommt mich, und ich fühle, wie meine Instinkte förmlich danach schreien, meine Sicherheit an erste Stelle zu setzen. Mit zittrigen Beinen sammle ich also all meine Kräfte und beschließe, in Richtung der nahegelegenen Bushaltestelle zu laufen.
Etwas an dieser Situation fühlt sich nämlich äußerst bedrohlich an.
Und..ich habe im Laufe meines Lebens auf die harte Tour gelernt, meinen Bauchgefühlen zu vertrauen. Sie haben mich noch nie im Stich gelassen.

Aber als ich meine ersten Schritte wage, dringt der Klang einer zugeschlagenen Autotür durch die Nacht.
Ich merke wie mein Herz in meiner Brust springt und pocht.
Deshalb versuche ich meinen Schritt zu beschleunigen, meine Füße fast in einen verzweifelten Sprint übergehend.
Plötzlich umschließt mich ein fester Griff an meinem Arm und zerrt mich zum Stillstand.
Panik durchströmt meine Adern, als mir bewusst wird, dass ich gefangen bin und ich mich nicht bewegen kann.
Mein Körper verkrampft sich, und mit jeder Sekunde wird die Luft kälter, erstickt meinen Atem.
Ich möchte den Mund öffnen, um zu schreien.
Doch bevor ein Laut entweicht, wird die Berührung sanfter und auf seltsame Weise vertraut.
Zu vertraut, wenn ich ehrlich bin.
Eine tiefe, klangvolle Stimme dringt aus der Dunkelheit von hinten an mein Ohr. "Guin, was machst du zu dieser Stunde hier draußen allein?"
In diesem Augenblick wird mir alles klar.
Der Grund, warum die Berührung so vertraut, so intim wirkte.
Es ist Ares.
Ares als meine erste Liebe, als mein erster Vorgeschmack auf Leidenschaft.
Er ist derjenige, der Einzige, der ein Feuer in mir entfachte, der mein Herz höherschlagen lassen konnte und mein Lachen auf dem Wind tanzen ließ.
Er ist derjenige, der mich einst schätzte, darüber wachte, dass ich einschlief und sicher nach Hause kam, wenn er nicht da sein konnte.
Er war derjenige, der mich spüren ließ, dass ich wertvoll, verehrt und unersetzlich bin.

Doch wie zu erwarten war, hielt es nicht für immer an.

Ares ist nämlich auch derjenige, der mir den größten Schmerz zufügte, der mein Herz in Millionen Scherben zerbrachen ließ.
Er raubte mir jeden Funken Hoffnung und Freude und ließ mich dann in der Dunkelheit allein zurück.
Seine Taten zerstörten mich und er hinterließ mich gebrochen und fragmentiert.
Und obwohl er physisch nicht mehr in meinem Leben war, nachdem ich aus Seattle geflohen war, blieb seine Präsenz bestehen und verfolgte meine Gedanken und drang in meine Träume ein.