5. Kapitel

1.5K 48 17
                                    

Guinevere

Ich verabschiede mich von meinem Kollegen und verlasse den Supermarkt, in dem ich arbeite.
Ein sanftes Lächeln ziert meine Lippen, als ich Colins nette Worte zum Abschied höre. Worte, die ich schon lange nicht mehr erhalten habe.
Er ist eine wirklich nette und hilfsbereite Person, und vielleicht, ganz vielleicht, könnte zwischen uns irgendwann mehr sein.
Aber nicht jetzt.
Jedoch schiebe ich diesen Gedanken noch schneller beiseite, als ich ein schwarzes Auto auf dem Parkplatz bemerke.
Es ist Ares' schwarzes Auto.

Neben dem Fahrzeug stehen drei unglaublich attraktive Männer, die problemlos für griechische Götter gehalten werden könnten.
Da ist Ares, mit dem man bereits vertraut ist, mein Bruder Alec und Asa, der beste Freund von beiden. Seitdem ich denken kann, beziehungsweise seitdem ich bei Alecs Familie eingezogen bin, sind sie ein Trio.
Sie wurden immer als das A-Team in der Schule bezeichnet, und sie waren immer das Sinnbild von gutem Aussehen.

Aber jetzt ist ihr Erscheinungsbild noch eindrucksvoller.
Jeder von ihnen strahlt eine gewisse Gefahr aus, als gehörten sie einer mächtigen Mafia an.
Ich kann nicht anders, als zu grinsen, während ich den Anblick von ihnen dreien in mich aufnehme.

Ares trägt eine schwarze Chino und ein schwarzes Shirt, das den Beginn seiner muskulösen Statur betont, mit Tätowierungen, die überall seine freigelegte Haut schmücken.
Ich frage mich wirklich, wie viele Tattoos er mittlerweile hat, denn sie scheinen seinen ganzen Körper zu bedecken.
Auch erkenne ich eine silberne Halskette sowie eine Uhr an seinem Handgelenk und eine stylische Ray-Ban-Sonnenbrille, die zu seinem mysteriösen Auftreten beiträgt.

Auf der rechten Seite von Ares steht Alec, mein Bruder.
Er trägt seinen üblichen lässigen Stil mit einem blauen Pullover und beigen Chinos.
Sein entspanntes Erscheinungsbild spiegelt perfekt seine lockere Art wider.
Aber auch unter dieser ruhigen äußeren Fassade verbirgt sich eine gut gebaute Statur, die ins Auge fällt.

Ich frage mich ernsthaft, ob sie jetzt Steroide  zu sich nehmen, um solch unglaubliche Körper zu haben?

Und dann ist da noch Asa.
Er trägt ein weißes Hemd zusammen mit einer Lederjacke und genau wie Ares, schwarze Chinos. Lässig raucht er eine Zigarette, der Rauch umgibt ihn, und ein großer Ring schmückt seinen Finger.
Es liegt eine Aura von Härte um ihn herum, die man spüren kann.
Aber hinter dieser harten äußeren Fassade weiß ich, dass er eine verborgene Freundlichkeit und Selbstlosigkeit besitzt. Das hat er mir in meinen dunkelsten Momenten bewiesen, indem er für mich da war, mir zugehört hat und mich davor bewahrt hat, wirklich dumme Entscheidungen zu treffen.
Er birgt ein wirklich reines Herz in sich.

Während ich ihre beeindruckenden Erscheinungen betrachte, kann ich nicht umhin, die Wirkung zu bemerken, die sie auf andere Frauen haben.
Es scheint, als ob alle im Umkreis von 5 km feuchte Unterwäsche hätten.
Ich grinse.

Für einen kurzen Moment überlege ich jedoch wieder in den Laden zu schlüpfen, in der Hoffnung, dass sie mich nicht bemerkt haben.
Aber tief in mir weiß ich, dass sie auf mich warten und ich ihrer Anwesenheit nicht entkommen kann.
Deshalb richte ich meine Schultern und gehe auf sie zu, bemüht, meine Fassung zu bewahren. "Hey, A-Team, lange nicht gesehen. Was macht ihr hier?"

Alec und Asa brechen in Gelächter aus; ihre Fröhlichkeit erfüllt die Luft.
Doch Ares bleibt ernst.
Sein durchdringender Blick, den ich selbst durch die Sonnenbrille spüren kann, ruht auf mir.

Als Asa mir zuzwinkert, tritt Alec vor, legt seine Arme um mich und umarmt mich herzlich. "Wir haben tatsächlich auf dich gewartet."

Verwirrung wirbelt in mir auf, und ich kann nicht umhin, ihre Absichten zu hinterfragen. "Okay, aber warum?"

In diesem Moment nimmt Ares seine Sonnenbrille ab, sein intensiver Blick dringt durch mich hindurch. Gerade als ich eine Hand auf meiner Schulter spüre, drehe ich mich um und sehe Colin neben mir stehen, Besorgnis in seinem Gesicht. "Ist hier alles in Ordnung?"

"Wer zur Hölle bist du?",Ares spricht, seine Stimme ist von unterschwelliger Härte geprägt.
Ich sehe, wie seine Hände sich zu Fäusten ballen, seine Knöchel werden weiß, und sein Puls beschleunigt sich.
Ich schiebe schnell Colins Hand von meiner Schulter. "Ja, alles ist in Ordnung. Das ist mein Adoptivbruder hier und seine Freunde."

Colin nickt und scheint mit meiner Antwort zufrieden zu sein. ,,Okay, dann sehe ich dich morgen."

,,Ja", antworte ich, meine Stimme voller Unsicherheit.

Alec spürt die Anspannung sofort und versucht, die Situation zu entschärfen. "Kommt schon Leute. Lasst uns gehen."

Ohne Widerspruch schließe ich mich ihnen an und steige ins Auto.
Als Ares die Tür mit einem lauten Knall zuschlägt, überkommt mich eine Welle der Unruhe, und ich zucke zusammen.
Alec jedoch bleibt unbeeindruckt, und Asa, der neben mir sitzt, rollt die Augen.

Nach einer 30-minütigen Fahrt erreichen wir das Diner, das wir in unserer Jugend oft besucht haben. Erinnerungen überfluten mich, als wir eintreten, und eine Welle der Nostalgie mich überkommt.

Ich merke wie ich diesen Ort vermisst habe, mit all seinen köstlichen Burgern, die immer genau richtig sind, auch wenn sie für meine derzeitige finanzielle Situation mir etwas zu teuer erscheinen.

Als wir uns an einen freien Tisch setzen, zögern die Männer nicht lange und geben ihre Bestellungen auf.
Als die Kellnerin sich an mich wendet, schüttle ich subtil den Kopf und signalisiere, dass ich nichts bestellen werde.

Alec zieht eine Augenbraue hoch, sein Blick ruht auf mir. "Warum bestellst du nichts?"
Ich antworte mit einer Entschlossenheit in meiner Stimme: "Weil ich keinen Hunger habe."

Ares unterbricht mich aber. "Quatsch, sie bestellt auch einen Burger."

"Nein, das tue ich nicht."

"Doch, das tust du", sagt Ares, seine Stimme ist von Frustration durchdrungen.

Alec tritt dazwischen, hält Ares zurück und hindert ihn daran, mich weiter herauszufordern.

Schließlich ist es die Kellnerin, die sagt, dass sie mir einfach ein paar Pommes bringen wird.
Daraufhin zwinge ich mir ein Lächeln ab.

Während wir sitzen und essen, dreht sich unser Gespräch größtenteils um mich und die Gründe für meine Rückkehr.
Ich spinne ein Netz aus Lügen und behaupte, dass ich erst vor ein paar Tagen angekommen bin und derzeit in einem Motel wohne, mit Plänen ausziehen, sobald ich finanziell stabiler bin.

Tief im Inneren weiß ich, dass dies weit von der Wahrheit entfernt ist und die Realität viel komplizierter und unsicherer ist.

Während ich mich bei den dreien kurz entschuldige und mich auf den Weg zur Toilette mache, rasen meine Gedanken um die Rechnung, die auf uns, mich wartet.

Ich hatte nicht erwartet, dass ich die Pommes Frites bestellen würde, die stolze 8 Dollar kosten, da ich es mir einfach nicht leisten kann.
Glücklicherweise kann ich ein 5 Dollar Schein aus den Tiefen meines Geldbeutels zusammen kratzen, aber es reicht immer noch nicht, um die Ausgabe zu decken.
Allerdings kenne ich mich zu gut und weiß, dass ich in meiner Jackentasche immer einen kleinen Vorrat an Münzen habe.

Als ich in die Taschen meiner Jacke greife, stockt mir jedoch der Atem.
Was ich darin finde, sendet Schockwellen durch mich hindurch - eine Rolex.
Der Wert wahrscheinlich Tausende von Dollar.
Sofort erinnere ich mich daran, dass Ares genau diese Uhr vorhin um sein Handgelenk getragen hat.
Verdammt, wann hat er die in meine Tasche gesteckt?
Und was zum Teufel denkt er sich überhaupt dabei? Glaubt er wirklich, dass ich auf seine Almosen angewiesen bin?
Vor allem ausgerechnet von ihm?

Ich spüre, wie eine Welle der Wut mich überkommt und ein Feuer in mir entfacht.
Ich weigere mich definitiv, als hilflose Ex-Freundin angesehen zu werden, die in ihrem Leben weder etwas erreicht hat noch etwas auf die Reihe bekommt.

Ich werde das sicherlich nicht einfach so stehen lassen.

I crave you - Ares & Guinevere Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt