34. Kapitel

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Ares:

Taschentücher bereit halten!

"Was machst du da?", fragt sie mich.
"Ich packe", antworte ich frustriert.
"Oh..okay, gehen wir zurück nach New York?", fragt sie ahnungslos.
"Verdammt, Guin", sage ich und fahre mir mit den Händen durch die Haare. "Nein, natürlich nicht. Wir gehen nirgendwo hin, aber du wirst gehen."
Ich packe weiter ihre Sachen, aber sie versucht mich aufzuhalten.
Sie streckt die Hände nach mir aus, aber ich schiebe ihre Arme weg und schaue ihr ins Gesicht.
"Hör auf damit", schreit sie.
"Nein!!" schreie ich zurück.
"Ich habe dir gesagt, ich werde dein Leben nicht riskieren! Du hättest einfach auf mich hören sollen, als ich es dir gesagt habe, Guin. Ich habe dir verdammt nochmal gesagt, dass du nicht runtergehen sollst. Und was hast du getan? Guin, was??!! Du bist runtergegangen und hast dein Leben riskiert, und ich habe dir gesagt, ich habe dir verdammt nochmal gesagt, dass ich nicht noch einmal jemanden verlieren kann wegen mir, wegen so etwas. Ich kann einfach nicht mit dieser Schuld umgehen. Also wird es nicht passieren. Ich werde nicht noch einmal diese Hölle durchmachen."
"Es tut mir leid, Ares. Ich verspreche, es wird nie wieder passieren", sagt sie und versucht zu flehen.
"Ja, du hast recht. Es wird nie wieder passieren, weil du jetzt gehen wirst!" erkläre ich bestimmt.
"Das kann nicht dein Ernst sein!" ruft sie aus.
"Aber das siehst du doch", erwidere ich emotionslos.
"Weißt du, dass du mich wieder verletzt? Immer wieder. Ich habe dir verdammt nochmal vertraut", sagt sie, Tränen steigen ihr in die Augen.
"Und ich habe dir auch vertraut", erwidere ich.
"Okay, schön, ich habe einen Fehler gemacht, aber wie viele hast du gemacht? Wie viele?..Viele..und trotzdem war ich immer an deiner Seite. Aber du stößt mich immer wieder weg, sobald die Dinge ein bisschen kompliziert werden. Ares..Das Leben ist nicht einfach, und manchmal müssen wir uns Sorgen machen. Glaubst du, ich mache mir keine Sorgen um dich, wenn du diesen Job machst? Wie ich mich hinsetze und hoffe, dass du lebend nach Hause kommst?
"Das ist mir egal", antworte ich kalt.
"Ja na klar", lacht sie bitter, "natürlich ist es das. Siehst du, du sperrst mich wieder aus deinem Leben aus. Ich hätte meinem Bruder vertrauen sollen."
"Komm schon, du wolltest dieses Leben von Anfang an nicht, das konnte ich sehen. Also tue ich dir jetzt damit einen Gefallen", kontere ich.
"Ja, du hast recht. Ich wollte dieses Leben nicht, aber ich will dich. Und jetzt entscheidest du wieder für mich und nimmst mir das, was ich will", sagt sie mit Traurigkeit in ihrer Stimme.
"Guin, bitte mach es nicht schwerer, als es ist. Nimm einfach deine Sachen, verlasse dieses Zimmer und warte unten. Alec wird dich wohin fahren", instruiere ich.
"Ares, wenn ich jetzt dieses Zimmer verlasse, wird es für immer sein. Es gibt kein Zurück. Verstehst du?", fleht sie.
"Dann sei es so", sage ich.

Ich sehe, wie sie anfängt zu weinen und sagt: "Weißt du, du ziehst dich immer zurück, wenn es schwierig wird. Wir haben alle jemanden verloren, wir alle müssen mit schwierigen Situationen umgehen, und dennoch geben wir nicht so leicht auf. Ich hoffe wirklich, dass du lernst, damit umzugehen, um deinetwillen. Ach und übrigens, du wirst es bereuen, mich wieder wegzustoßen zuhaben. Aber ich kann das nicht mehr, zumindest jetzt nicht. Ich kann dich nicht länger an erster Stelle in meinem Leben setzen."
Und das sind die letzten Worte, die sie zu mir sagt, bevor sie geht.
In diesem Moment wusste ich nicht, was diese Worte für mich und unsere Zukunft bedeuten würden.

Ich lasse mich auf mein Bett fallen und beginne bitterlich zu schluchzen.
Ich hasse mich dafür, dass ich das getan habe, aber ich kann ihr Leben nicht riskieren.
Ich kann sie nicht verlieren, und im Moment kann ich sie nicht beschützen.
Ich weiß, ich habe ihr versprochen, sie nicht mehr zu verletzen, aber es ist der einzige Weg, sie am Leben zu erhalten.
Einige Leute mögen das nicht verstehen, aber ich habe bereits meine Familie wegen meiner Taten verloren, und ich möchte dieses Schuldgefühl nie wieder spüren.

Ein paar Minuten vergehen, dann taucht Lucianda auf und sieht mich weinen. "Wo ist Guin?", fragt sie.
"Sie ist weg. Ich habe sie nach dem, was passiert ist, weggeschickt", antworte ich.
"Oh, Ares, was hast du getan?" ruft Lucianda aus.
"Was meinst du, was habe ich getan? Ich habe sie vor diesem elenden Leben gerettet", verteidige ich meine Entscheidung.
"Sie ist schwanger", enthüllt Lucianda mir.
Ich schaue sie schockiert an, mein Mund ist offen und meine Augen weit. "Sie ist was?"
"Ja, sie ist schwanger. Sie hat einen Test gemacht; ich glaube er liegt sogar noch im Badezimmer", erklärt Lucianda.
Ich springe auf und eile zum Badezimmer und reiße die Tür auf.
Und sie hat Recht, der Test liegt auf dem Waschbecken und zeigt "schwanger" an.
"Verdammtttttttttt", lasse ich einen frustrierten Schrei los und schlage meine Faust in den Spiegel. Die Scherben zersplittern unter mir, genauso wie sich mein Leben gerade anfühlt.

"Deswegen hat sie gesagt, dass sie mich nicht mehr an erster Stelle setzen kann. Verdammt, ich bin so ein Idiot", murmle ich vor mich hin.
Kurzerhand schnappe ich mir den Test und renne nach unten, in der Hoffnung, dass sie noch da ist.

Ich eile so schnell wie möglich, aber als ich unten ankomme, gibt es keine Spur von Guin - nur die Jungs und Canna.
Ich durchsuche hysterisch jedes Zimmer des Anwesens, aber es gibt keine Spur von ihr.
"Wo ist sie?", schreie ich während mich meine Emotionen überwältigen.
Ich sinke zu Boden und weine, als ob ich das seit dem Tod meiner Mutter und Schwester nicht mehr getan hätte.

Alec und Asa tauchen auf und fragen, was los ist.
Ich kann kaum atmen oder sprechen.
Sie helfen mir auf und führen mich in die Küche und drängen mich, mit ihnen zu sprechen.
"Wo ist sie?" frage ich erneut.
"Guin?" fragt Asa.
Ich nicke.
"Wir dachten, sie sei noch bei dir", sagen sie.
Und in diesem Moment wird mir klar, sie ist weg.
Ich werfe den Schwangerschaftstest frustriert auf den Boden.
Meine Augen sind voller Tränen, und ich kann nicht klar sehen.
Asa hebt den Test auf: "Sie... sie ist schwanger?!"
"Ja, das ist sie.", bestätigt Lucianda.
"Verdammt", murmelt Alec, "Wo ist sie?"
"Ich glaube, sie ist gegangen", sagt Lucianda. " Und, wenn ich ehrlich bin, kann ich sie verstehen. Jetzt setzt sie sich und ihr Kind an erste Stelle. Ihr habt immer alles für sie entschieden, und sogar jetzt wolltet ihr sie zusammen fort schicken. Ich wäre auch gegangen."

Ich schnappe mir mein Handy und versuche, sie anzurufen, aber es geht direkt zur Mailbox. Frustriert werfe ich mein Handy weg.
"Beruhige dich", versucht Asa mich zu trösten.
"Wie kann ich mich beruhigen? Ich habe sie mit unserem Kind allein gelassen. Sie wird mir das niemals verzeihen. Ihr habt ihr Gesicht nicht gesehen, ihre Worte nicht gehört und ihr Herz nicht wieder brechen sehen. Sie ist weg, glaubt mir!", schreie ich.
"Ich kenne meine Schwester, sie wird zurückkommen", behauptet Alec.

Doch ich höre nicht mehr hin und stehe auf.
"Was hast du vor" fragt Asa.
"Das was ich schon vor Jahren hätte tun sollen, Gustavo zu Strecke bringen!"
Und mit diesen Worten stürme ich aus dem Anwesen.

I crave you - Ares & Guinevere Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt