6. Kapitel

1.6K 47 13
                                    

Ares

"Okay, ich nehme alles zurück", gibt Asa offen zu, seine Stimme voller Besorgnis. "Sie sieht wirklich überhaupt nicht gut aus, eher miserabel. Ich habe sie noch nie in einem so schrecklichen Zustand gesehen."

"Ich habe es euch ja gesagt", rufe ich aus, Frustration schwingt in meinen Worten mit. "Es macht mich krank und wütend sie so zusehen. Ich verspüre den starken Drang, jetzt da rauszugehen und meine aufgestaute Aggression an irgend jemandem rauszulassen. Fuck. Ich kann es echt nicht ertragen, sie so zu sehen."

Ich sehe wie sich Alec mit der Hand durch die Haare fährt, seine Stimme geprägt von Schuldgefühlen. "Was soll ich dann erst sagen? Ich bin ihr verdammter Bruder. Wie konnte ich nur so blind sein und nichts von ihren offensichtlichen Schwierigkeiten wissen. Verdammt nochmal!"
Ich sehe, wie ihm die Tränen in die Augen steigen. "Ich weigere mich, zuzulassen, dass sie sich weiterhin so fühlt und was auch immer für ein beschissenes Leben lebt. Aber Fakt ist, wir alle wissen, dass sie niemals Geld von uns annehmen würde. Sie ist viel zu stur dafür. Fuck it!"

Asa nickt mit seinem Kopf, seine Augen spiegeln eine Mischung aus Besorgnis und Frustration wider. "Und zu uns können wir sie auch nicht mitnehmen, das geht nicht, sie würde die Wahrheit sofort erkennen."

Ich schüttle resigniert den Kopf. "Nun..was das Geld betrifft... Ich glaube, ich habe eine Lösung gefunden." Ich zeige auf mein leeres Handgelenk, wo ich vor einer Stunde noch meine Uhr getragen habe.

Alec zieht eine Augenbraue hoch. "Du hast doch nicht das getan, was ich denke, dass du es getan hast, oder?"
Ohne groß über seine Worte nachdenken zu können, landet im nächsten Moment auch schon meine Uhr schwer auf dem Tisch vor mir.
Meine Augen wandern von dieser zu Guin, während ich ihren intensiven Ärger in ihrem wütenden Gesichtsausdruck wahrnehme.

"Was zum Teufel dachtest du dir dabei? Glaubst du wirklich, dass ich auf deine Almosen angewiesen bin? Lass mich eines klarstellen - das bin ich nicht. Ich würde lieber leiden, als deine Hilfe anzunehmen", zischt sie, ihre Stimme voller giftiger Wut.
Ich sehe, wie sie tief einatmet.
Alec versucht sie zurückzuhalten, aber sie lässt sich nicht aufhalten. "Außerdem kann ich gut auf mich selbst aufpassen. Und-"
"Quatsch", unterbreche ich sie, meine Frustration nicht länger zurückhalten könnend.
Ihre Augenbrauen schießen hoch."Was meinst du mit Quatsch?", fragt sie mich mit scharfem Ton.
"Ich weiß, dass du im Klo warst und deine Münzen gezählt hast. Und warst du erfolgreich?", konfrontiere ich sie.

Asa rollt die Augen, während Alec immer noch versucht, sie zurückzuhalten.
Aber sie widersetzt sich seinem Griff, Tränen strömen nun über ihr Gesicht und offenbaren die Tiefe ihres Schmerzes. "Ehrlich... Ich kann nicht begreifen, wann genau du dich in solch einen verachtenswerten Mistkerl verwandelt hast. Es ist jenseits aller Vorstellungskraft, dass ich immer noch verzweifelt und unwiderruflich Liebe für dich verspüre.
Weißt du eigentlich, wie viele unzählige Tränen ich für dich im Laufe der letzten fünf Jahre vergossen habe?
Wie sehr ich auf eine bessere Zukunft mit uns beiden gehofft habe?
Dabei war das alles nur wertvoll verschwendete Zeit", sie lacht angewidert. "Wie konnte ich nur so naiv sein und denken, dass du eines Tages zu mir zurückkehren würdest, dich erklären würdest und eine aufrichtige Entschuldigung anbieten würdest? Ernsthaft, wie konnte ich nur so dumm sein? Ich habe all die kostbaren Momente verschwendet, um jemandem nachzulaufen, der meinen Wert nicht mal mehr kennt, der sein Herz jeglicher Zuneigung für mich entleert hat. Es ist dir bestimmt eine immense Befriedigung, mich jetzt in einem derart elenden Zustand zu sehen. Aber erlaube mir, eine Sache uneingeschränkt klarzustellen - trotz der Schwierigkeiten, die ich ertrage, selbst an den dunkelsten Tagen, kann ich noch immer in den Spiegel schauen und das Spiegelbild erkennen, das mir entgegenblickt.
Kannst du ehrlich dasselbe von dir behaupten?", fragt sie mich und guckt mich zum ersten Mal an, bevor sie ihren Blick wieder abwendet. "Ich glaube nicht", fährt sie fort. "Es ist einfach so absurd, wie rücksichtslos du mich behandelst und wie drastisch du dich verändert hast. Und weißt du, was noch lächerlicher ist? Die Tatsache, dass ihr alle einfach nur zuschaut", sie zeigt mit dem Finger auf Alec und Asa. "Alec, was hast du bitte auch erwartet?
Hast du dir vorgestellt, dass wir fröhlich über die kostbaren Erinnerungen vergangener Jahre plaudern?
Wie könnte eine solche Farce stattfinden, wenn die letzten Jahre nur mit unerbittlichem Schmerz geprägt waren?
Aber ach, ich vergaß", sagt sie spöttisch, "das konntest du ja nicht wissen, weil du ja nie da warst, nie bei mir.
Und du, Asa, von dir hätte ich auch mehr erwartet. Du bist dir völlig bewusst, was ich durchgestanden habe und dennoch befinden wir uns hier, stagnierend in diesem erstickenden Raum.
Also, zum Teufel mit euch allen!"

I crave you - Ares & Guinevere Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt