12. Kapitel

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Ares

Tw!!!

Ich fühle wie in meinem Kopf ein Sturm von wirren Gedanken wirbelt, vernebelt von den letzten beiden Stunden des exzessiven Kiffens.
Alles ist verschwommen, ich kann nicht mehr klar sehen.
Als ich kurz davor bin, auf dem Sofa einzuschlafen, durchdringend ein Schrei unsere Villa, der mich abrupt ins hier zurück holt.

"Aressssss!!!!"

"Verdammt, ich bin hier", murmle ich.

"Bist du bekifft?", fragt Asa, doch bevor ich antworten kann, fügt er hinzu: "Nein, weißt du was? Ich will es gar nicht wissen. Du hast sie also wirklich vernascht und sie dann einfach zurück gelassen?!!!"

Ich bleibe stumm, unfähig, Worte zu finden.

"Alter", er verpasst mir einen Schlag an den Arm. "Das war genau, dass wo vor ich dich gewarnt habe, du wirst sie damit nur noch mehr zerstören. Sie liebt dich aus tiefstem Herzen, falls du es nicht checkst".

"Was erwartet ihr alle von mir?", rufe ich frustriert aus.

"Um ehrlich zu sein, dachte ich, ihr werdet wieder näher zueinander finden. Sie verdient das alles nicht, weißt du.
Schau sie an, wie zerbrochen sie ist.
Ich erinnere mich, wie sie wie die strahlende Sonne war, und du sicher auch.
Sie hat immer über unsere dummen Witze gelacht, uns getröstet, wenn wir am Boden waren.
Erinnerst du dich an die Nacht, als wir sie angerufen haben, mitten in einem betrunkenen Streit? Obwohl sie noch keinen Führerschein hatte, hat sie alles riskiert, um für uns da zu sein.
Im Nachhinein war es leichtsinnig, aber wir waren jung.
Aber ich hoffe, du verstehst, was ich meine."

"Natürlich tue ich das", antworte ich,"Aber du weißt, was passiert, wenn ich sie wieder in mein Leben lasse."

"Ich mache mir mehr Sorgen darüber, was passiert, wenn du es nicht tust", beharrt er.

"Nein, das tue ich nicht. Sie ist ohne mich besser dran."

"Oh mein Gott", ruft er aus, seine Stimme zitternd. "Bro, Sie hat versucht sich umzubringen."

"Wie, was meinst du?", stammle ich schockiert.

"Verdammt, Ares du musst mir jetzt zuhören", seine Qual in seinen Worten spürbar.
"Ich wollte es dir eigentlich nie sagen", fährt er fort, seine Stimme von Reue beladen. "Aber nachdem du, ihr den Zutritt in die Wohnung verweigert hast, ist sie ja abgehauen."
"Ja, das weiß ich".
"Aber du weißt nicht, dass ich ihr gefolgt bin", gesteht er. "Du warst nicht du selbst. Du warst von Gewalt und Drogenmissbrauch besessen und Alec landete im Gefängnis. Also ging ich ihr nach und blieb eine Weile bei ihr. Als ich sie fand, hatte sie eine tödliche Dosis Pillen genommen und lag regungslos in einem Motelzimmer. Ich brachte sie sofort ins Krankenhaus, und sie schafften es, sie zurückzuholen."

Ich kämpfe gegen meine Tränen an, meine Stimme zitternd. "Warum hast du es mir nicht gesagt?"

"Meinst du das ernst?", erwidert er. "Du wärst sofort gekommen und hättest versucht, sie zu erreichen. Aber zu diesem Zeitpunkt glaubte ich, dass sie besser ohne uns dran wäre, ohne dich. Also habe ich es für mich behalten. Außerdem hättest du in deinem damaligen Zustand nicht helfen können."

"Weiß Alec davon?", frage ich, mein Herz vor Schuldgefühlen schmerzend.
"Nein, weiß er nicht", versichert er mir. "Ich habe dafür gesorgt, dass es ihr gut geht. Ich begleitete sie zur Therapie, half ihr, einen Job und eine ordentliche Wohnung zu finden.
Als du mich zurückgerufen hast, habe ich sie zurückgelassen, mit dem Wissen, dass es ihr eines Tages besser gehen wird.
Aber ehrlich gesagt weiß ich nicht, was zwischen damals und jetzt passiert ist.
Etwas muss sie dazu gebracht haben, zurückzukommen. Deshalb war ich anfangs nicht besorgt, aber seitdem ich sie wieder gesehen habe, ihren Zustand gesehen habe, mache ich mir große Sorgen."
"Hast du mir ihr geschlafen?", frage ich direkt.
"Was, nein", beteuert er entschieden. "Du weißt, dass ich sie immer wie eine Schwester gesehen habe. Deshalb wollte ich sie beschützen, denn ich wusste, dass niemand anderes in diesem Moment für sie da sein konnte."

Später in dieser Nacht kommt Alec endlich zu Hause an, seine vermehrte Abwesenheit ist in seinem distanzierten Verhalten spürbar.
Wir hatten ihn nicht nach Einzelheiten über seinen Aufenthaltsort gefragt und angenommen, dass er mit Arbeit beschäftigt sei.
Er gesellt sich zu mir, öffnet zwei Bier und reicht mir davon eins.
Ich nehme einen langen Schluck und starre in die Ferne. "Sie hat versucht, sich umzubringen", murmele ich, meine Stimme schwer vor Bedauern.
"Was?" haucht er, ich sehe wie die Nachricht ihn wie eine Flutwelle trifft.
"Guinevere, vor 5 Jahren", antworte ich.
"Fuck, soll ich ich mit ihr reden?"
"Ja, aber erzähl ihr nicht die ganze Wahrheit", bitte ich ihn. "Sei einfach für sie da. Sie braucht dich."
"Sie braucht aber auch dich, vielleicht sogar mehr als mich", mit diesen Worten weist er auf die Tiefe unserer Verbindung hin.
"Ares, du weißt, dass ich nicht zwischen euch stehen will", versichert er mir. "Das Herz will, was es will. Wenn du sie wirklich liebst und zurückhaben möchtest, werde ich dir nicht im Weg stehen."
"Ich weiß", erwidere ich, meine Stimme erfüllt von einer Mischung aus Dankbarkeit und Zögern. "Und ich weiß, dass ich sie auch brauche. Aber ich kann es nicht riskieren, ihr wieder nahe zu kommen und sie erneut in Gefahr zu bringen."
"Ich verstehe", sagt er und klopft mir tröstend auf die Schulter.

Wir sitzen noch eine Weile schweigend da, bevor ich mich entscheide, in mein Zimmer zurückzuziehen. Bevor ich es betrete, überprüfe ich noch einmal die Sicherheitsvorkehrungen, um sicherzugehen, dass alles in Ordnung ist.
Als ich die Treppe hinaufsteige und mein Zimmer betrete, gebe ich den Code ein, um die Tür zu entriegeln.
Es ist ein Code, den nur ich kenne und sonst niemand.
Das Zimmer birgt Spuren von unserer gemeinsamen Zeit - unzählige Fotos, die über Oberflächen verstreut sind.
Ich nehme eines der Bilder in die Hand und streichle sanft über Guins Gesicht auf diesem.

Und zum ersten Mal in zwei Jahren überwältigen mich meine Emotionen.
Sie brechen über mich herein wie eine unaufhaltsame Welle.
Ich falle auf den Boden und halte das Bild von ihr fest an meine Brust, während die Tränen unaufhaltsam fließen.
Die angestaute Schuld und Selbsthass strömen aus mir heraus und vermischen sich mit meiner Trauer. Wie konnte ich sie so gefühllos benutzen?
Ich lieb Guin, wie könnte ich auch nicht.
Sie wird für immer einen Platz in meinem Herzen haben.

Die Schwere meiner Taten trifft mich mit voller Wucht, und ich kann den Schmerz, den ich ihr zugefügt habe, kaum fassen.
Diese Erkenntnis nagt an mir und quält meine Gedanken, während ich in der Dunkelheit der Nacht wach bleibe.
Auf der Suche nach Trost in ihrer Nähe sprühe ich ihr Parfum auf mein Kissen, in der Hoffnung, dass es mich näher zu ihr bringt.

I crave you - Ares & Guinevere Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt