25. Kapitel

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Ares:

Ich biege in die Straße ein, die zum Friedhof führt.
Guin öffnet ihre Augen und ihr Blick schweift verwirrt umher. "Was machen wir hier?" fragt sie.

"Wir sind hier, weil ich dir etwas zeigen möchte", antworte ich, während ich das Auto parke und den Motor ausschalte.

Ich gehe voraus und gehe wie immer in den Blumenladen, um Blumen für meine Mutter und meine Schwester zu besorgen.
Mit jedem Schritt spüre ich die Last auf meinen Schultern und fühle Guins Unsicherheit jetzt auch in mir.
Sie muss es ebenfalls spüren, denn plötzlich bleibt sie stehen.
Ich drehe mich um und treffe ihren Blick, ihre Augen voller Besorgnis. " Ares, wir müssen das hier nicht tun. Wir können umkehren, wenn du möchtest", schlägt sie vor.

"Nein, Guin, es gibt kein Zurück. Du musst es wissen, du musst die Wahrheit erfahren", sage ich fest, entschlossen, ihr die Wahrheit zu offenbaren.
Damit setze ich meinen Weg fort, Guin folgt mir dicht hinterher.

Als wir das Grab erreichen, stehe ich zunächst direkt davor und versperre ihr dadurch die Sicht.
Dann weiche ich zur Seite, damit sie den Namen und das Bild meiner Mutter und meiner Schwester sehen kann.
Der Anblick raubt ihr den Atem.

Sie nähert sich dem Grab, ihre Stimme zittert vor Mitgefühl und Schmerz. "Oh mein Gott, Ares", flüstert sie.
Tränen strömen über ihr Gesicht, während ihre Finger über das Bild streichen.
Sie wendet sich mir zu, ihre Augen immer noch voller Tränen: "Was ist passiert?"

Ich strecke meine Hände aus und helfe ihr sanft, sich wieder aufzurichten. "Lass uns dort drüben hinsetzen", ich zeige auf eine nahegelegene Bank, "weil dich das, was ich jetzt dir erzählen werde, vielleicht erschüttern wird."

Als wir uns setzen, atme ich einmal tief ein und realisiere, dass ich noch nicht ganz bereit bin, darüber zu sprechen.
Ich habe nie mit jemandem darüber geredet, außer mit meinem Therapeuten, und Asa und Alec haben meine Art, damit umzugehen, respektiert, ohne nach Details zu fragen.
Aber Guin verdient die Wahrheit, und es ist an der Zeit, sie mit ihr zu teilen.
"Versprichst du mir, mich zuerst aussprechen zu lassen?"

"Ja", sagt sie, immer noch verwirrt.

Ich blicke zum Grab und fange an zu erzählen. "Du weißt, Guin, dass ich dich auf die tiefstmögliche Weise liebe und immer geliebt habe. Du bist meine bessere Hälfte. Das hat sich seit unserer ersten Begegnung nie geändert. Ich weiß, du glaubst mir nicht nachdem, was alles passiert ist, aber ich habe dich nur dazu gebracht, etwas zu glauben, was ich wollte. Und es tut mir aufrichtig leid, dass ich dich verletzt und durch die Hölle geschickt habe, aber es gab keine andere Möglichkeit, außer auch deinen Namen hier auf dem Grab zu sehen.
Und ich konnte dich nicht auch noch für immer verlieren und für deinen Tod verantwortlich sein. Das hätte mich komplett zerstört.
Vermutlich würde auch mein Name dann dort stehen.
Also habe ich das Einzige getan, was ich tun konnte: dich von mir wegzustoßen, dich von all dem Mist fernzuhalten, den ich in den letzten Jahren durchgemacht habe.
Du weißt es wahrscheinlich nicht, aber dein Bruder war während seines Studiums drogenabhängig.
Er hat damit angefangen, um konzentrierter zu sein. Aber es dauerte nicht lange, bis er abhängig wurde. Und er brauchte immer mehr, also fing er an, für einen Drogenboss zu arbeiten.
Aber er wurde erwischt, verlor alle Drogen und landete im Gefängnis.
Ich war der Einzige, der es wusste.
Er bat mich um Hilfe, sonst wäre er im Gefängnis eingegangen.
Ich habe mich mit dem Drogenboss arrangiert und wir machten einen Deal: Ich sollte für ihn arbeiten, um das verlorene Geld zurückzubekommen und um deinen Bruder aus dem Gefängnis zu holen.
Es begann mit Kurierjobs, aber bald sah er in mir einen Killer.
Ich war athletisch, schnell und gefühlskalt, also ließ er mich Menschen töten."
Ich merke wie eine Träne über mein Gesicht läuft, und Guin diese mit ihrer Hand auffängt.
"Zu dieser Zeit waren wir noch in einer Beziehung. Du hast mich gefragt, was mit mir los ist, was nicht stimmt.
Aber ich konnte es dir nicht sagen. Ich habe Alec es versprochen und ich hatte Angst, dich zu verlieren. Dass du damit nicht umgehen könntest.
Denn ich konnte selbst nicht damit umgehen, deshalb habe ich auch angefangen Drogen zu nehmen.
Deshalb war ich so abwesend, kurz bevor Schluss war.
Und der Grund, warum ich an den Wochenenden weggeblieben bin, war keine andere Frau.
Ich wurde geschickt, um Menschen zu töten, und ich musste es tun, weil ich Alec da rausholen musste.
Er hatte viel Mist da drinnen erlebt und jedes Mal, wenn ich ihn besuchte, war er nicht mehr er selbst. Ich hatte Angst, dass er sein Leben beenden würde. Also habe ich weiter gearbeitet, weiter für ihn gekämpft.
Als ich genug gearbeitet hatte, half er endlich, Alec aus dem Gefängnis zu holen.
Und ich hörte sofort auf.
Aber er behauptete immer noch, dass ich für ihn arbeiten müsste.
Ich glaube, ich war sein bester Mann und er konnte es nicht ertragen, mich zu verlieren.
Also fing er an, mich zu bedrohen, indem er Bilder meiner Familie schickte und damit klar machte, was auf dem Spiel stand.
Weil ich diese schützen und mich auf Alec konzentrieren musste, konnte ich nicht der Mensch sein, den du gebraucht hast.
Und da du bereits dachtest, ich würde dich betrügen, habe ich es so aussehen lassen.
Aber ich habe es nie getan, Guin.
Wirklich, ich habe dich nie betrogen.
Ich habe es nur so aussehen lassen, als du nach Hause kamst und ich mit der Frau im Bett lag.
Ich habe sie bezahlt und wir waren vollständig angezogen, und ich hätte dir niemals so etwas antun können.
Aber ich musste dich es glauben lassen, damit du dich von mir fernhältst und nicht auch in Schwierigkeiten gerätst.
Das ist die Wahrheit, du kannst Asa und Alec fragen, sie werden es bestätigen."

"Ich verstehe es, Ares", flüstert Guin, ihre Stimme voller Mitgefühl. "Ich kann jetzt nachvollziehen, warum du getan hast, was du getan hast. Du hast versucht, diejenigen zu schützen, die du liebst, selbst wenn es bedeutete, dich selbst und mich dabei zu verletzen."

Ich nicke und fühle eine Mischung aus Erleichterung und Trauer, dass sie es versteht. "Ich wollte nie, dass du das alles durchmachst. Ich hoffe nur, dass du mir verzeihen kannst, auch wenn ich nicht weiß, ob ich jemals mir selbst vergeben kann."

Guin nimmt mein Gesicht in ihre Hände und schaut mir tief in die Augen. "Wir werden das gemeinsam durchstehen, Ares. Du musst diese Last nicht mehr alleine tragen. Zusammen werden wir es bewältigen, so wie wir es immer getan haben."

Ihre Worte bringen Tränen der Schmerzen und der Dankbarkeit in meine Augen.
In diesem Moment erkenne ich, dass ich mit Guin an meiner Seite vielleicht endlich die Stärke finden kann, um mich von der Vergangenheit zu heilen und unsere gemeinsame Zukunft aufzubauen.
Trotzdem muss ich sie auch auf die Gefahr aufmerksam machen.
"Aber Guin, es ist gefährlich. Ich kann deine Sicherheit nicht garantieren", sage ich, hin- und hergerissen zwischen meiner Liebe zu ihr und dem Wunsch, sie zu beschützen.

Kurz nachdem ich die Worte ausgesprochen habe, nimmt sie meine Hände in ihre, schaut mir ernsthaft in die Augen. "Wir schaffen das, Ares. Ich vertraue darauf, dass du alles tun wirst, um mich zu beschützen, es wird mir nichts passieren. Lass uns einfach diese eine zweite Chance geben. Ich kann es einfach nicht ertragen, ohne dich zu sein, egal welche Risiken es mit sich bringt."

"Okay, Aber versprich mir etwas", sage ich ernsthaft, während ich ihr in die Augen schaue. "Wenn ich sehe, dass du in Gefahr bist, musst du mir versprechen, auf mich zu hören, egal was passiert. Deine Sicherheit ist meine oberste Priorität."

"Ich verspreche es, Ares", antwortet sie leise und hält meine Hand fest.

Und während wir uns umarmen, frage ich mich, ob ich es jemals bereuen werde, uns diese zweite Chance zu geben.
Aber für den Moment, in diesem Augenblick, entscheide ich mich dafür, die Hoffnung und Liebe, die Guin in mein Leben zurückbringt, anzunehmen.

I crave you - Ares & Guinevere Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt