Geschwisterliche Eskalation

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Es wurde Abend, genauer gesagt gegen 19:30 Uhr. Shay war bereits von seinem Spontan-Einkauf zurück und bestellte von seinem Smartphone aus das Abendessen, da keiner von uns Lust hatte zu kochen. Yuto und ich saßen am Esstisch und starrten auf unsere Smartphones. Lulu und Kite waren noch nicht da, die Ungeduld stieg bei Shay langsam an. "Verdammt, wo zur Hölle bleibt sie denn nur?" "Reg dich ab, sie kommt schon heim", entgegnete ich und schaltete mein Smartphone auf Standby. Daraufhin nahm ich mein D-Wheel-Katalog und blätterte darin etwas herum. Shay gab nur ein genervtes Seufzen von sich. In dem Moment öffnete sich die Wohnungstür. Shay hoffte, dass es seine Schwester sei, aber es war nur Kite, in Begleitung seines kleinen Bruders Hart. "Hey, Leute", grüßte uns Kite und gesellte sich zu uns an dem Esstisch. Hart kam sofort auf mich zugelaufen und wir grüßten uns mit einer Bro-Fist. "Hey, ihr zwei. Na, wie war euer Tag bisher?", wollte ich wissen. "Das übliche... Wie immer", antwortete Kite. Hart setzte sich neben mich auf dem Stuhl und fragte: "Sind das neue Teile für dein Motorrad?" "Ja, ganz genau. Ich muss noch ein paar Teile finden, dann ist mein D-Wheel startklar." "Ein paar Teile? Hm... Da fehlt so einiges", sprach Kite. "Die Dueldisc wurde heute zugestellt. Die ist schon unten in der Garage und muss noch installiert werden", erzählte ich. Kite staunte nicht schlecht, als er das hörte. Er hatte eher bezweifelt, dass die Dueldisc es überhaupt nach Heartland City schaffen würde. "Gut, wir können uns morgen darum kümmern." "Klasse!"
Wenige Minuten später klingelte es an der Wohnungstür. Es war der Lieferant, der uns das Abendessen vorbeibrachte. Yuto nahm das Essen entgegen, während Shay dem Lieferanten Geld gab und danach frustriert die Tür zumachte. "Cool, asiatische Küche", sagte ich, als ich die Nudelboxen sah, "Hoffentlich ist das Hühnchen knusprig, nicht so wie das eine mal." "Guckt mal da, da sind sogar Kekse für den Nachtisch!", freute sich Hart und schnappte sich einen Glückskeks. Die Boxen wurden auf dem Esstisch verteilt und jeder wartete darauf, endlich essen zu können, aber Shay hielt uns davon ab, weil er ohne seine Schwester nicht essen wollte. Er nahm sein Smartphone und rief Lulu an, aber es ging nur die Mailbox heran.
- Hi, hier ist Lulu. Leider kann ich momentan nicht persönlich mit dir sprechen, also hinterlasse mir eine Nachricht nach dem Piep und ich rufe so schnell wie möglich zurück, danke! *piep* -
"Lulu? Hier ist Shay. Wo bleibst du denn?! Melde dich sofort bei mir!", gab Shay als Nachricht an und legte auf. "Das geht auch weniger aggressiver", sprach Kite. "Sag mir nicht, wie ich Nachrichten hinterlasse!!", brüllte Shay, "Kümmere dich um deinen eigenen Kram, Kite!" "Wir sollten anfangen zu essen, bevor es kalt wird", schlug Yuto vor. "Sehe ich auch so. Es ist nur eine Frage der Zeit, wann Lulu heimkommt", stimmte ich zu. Während Kite, Yuto, Hart und ich anfingen, unser Abendessen zu genießen, lief Shay ungeduldig in der Wohnung umher. "Mhmm... Mal schauen, was in meinem Glückskeks draufsteht", sagte ich und nahm mir ein Gebäck. Ich brach es auseinander und nahm den Schnipsel, der sich vorher darin befand.
- Du beglückst dich mit deinem Partner gegenüber. -
Yuto saß mir am Esstisch gegenüber. "Woah, mach dich auf was gefasst, Yuto!" Yuto verdrehte die Augen und sagte nichts dazu. "Was steht in deinem Keks?", wollte ich von ihm wissen. Auch wenn Yuto in Ruhe essen wollte, brach er seinen Glückskeks und las von seinem Zettel vor.
- Deine große Liebe ist in unmittelbarer Nähe. -
"Oho! Das ist ein eindeutiges Zeichen!", rief ich. "Für was?", wollte Yuto wissen. "Tu doch nicht so als wüsstest du das nicht!" Kite und Hart mussten wegen unserer Kommentare lachen.
Kurz darauf öffnete sich die Wohnungstür. Es war Lulu, die mit voller Freude die Wohnung betrat. "Hey, Jungs!", grüßte sie freudig und stellte ihre Shoppingtaschen im Flur ab. Danach stellte sie eine große Schachtel auf die Kochinsel ab. "Ich habe Kuchen mitgebracht. Den hat Zuzu gebacken." "Lulu!", rief Shay und ging auf seine Schwester zu, "Was denkst du dir dabei, so lange wegzubleiben?!" "In Maiami City und der U-Bahn war 'ne Menge los", erzählte Lulu. "Was?! Was hast du in Maiami City verloren?!?" "Ich war mit meinen Mädels verabredet?" "Warum nicht hier?!" "Ich habe dir doch gesagt, dass ich heute mit meinen Mädels shoppen gehe." "Als ob es in Heartland City nicht genug von diesen Boutiquen gibt...!" Kite mischte sich ein. "Lass sie doch hingehen, wo sie will." "Halt dich da raus, Kite!", rief Shay. Lulu fühlte sich von ihrem großen Bruder bevormundet. "Shay... Ich weiß gar nicht, was dein Problem ist." "Du weißt es, aber du verdrängst es ja immer wieder!", entgegnete Shay. "Es reicht!!", rief ich und griff ein. Ich drängte mich zwischen den Geschwistern, bevor es noch mehr eskalierte. "Du kannst mich doch nicht einsperren, Bruderherz." "Ich wünschte, ich könnte es...! Damit es dir besser geht!" "Shay!! Es reicht jetzt!!", brüllte ich. Shay biss sich die Zähne zusammen und musste aufgeben. Frustriert ging er ins Wohnzimmer, um von dort aus auf die Dachterrasse zu gehen. Den Tränen nahe schnappte sich Lulu ihre Sachen, verschwand in ihrem Zimmer und schloss sich ein. Diese Aktion nahm Yuto ziemlich mit und er ging ebenfalls in sein Zimmer. "Und damit wäre das Abendessen gelaufen", sagte Kite, "Wir räumen mal den Tisch auf. Geh du zu Shay und beruhige ihn, Reshi."
Während Kite und Hart den Esstisch abräumten, folgte ich Shay auf der Dachterrasse. Ich sah ihn am Geländer sitzen, er zündete sich eine Zigarette an und zog daran. Danach schaute er in die Ferne, wo die Sonne bereits unterging. Ich gesellte mich zu ihm, nahm mir auch eine Kippe aus seiner Schachtel, zündete sie mit seinem Feuerzeug an und zog dran. "Dein Rage war total unnötig...", gab ich zu, "Es gibt nichts, worüber du dir Sorgen machen musst." "... Du weißt, was vor einigen Jahren passiert ist... Als dieses Arschloch aus der Fusionsdimension Lulu entführte, nur um seine Tochter zurück zu holen", sprach Shay und zog an seiner Kippe, "Immerhin konnten wir sie noch gerade so befreien." "Lulu war nicht das einzige Opfer... Da gab's noch ihre drei Freundinnen, die genauso aussehen wie sie", entgegnete ich. Shay starrte mich böse an, als ich Lulu's Gegenstücke erwähnte. "Wenn die nicht gewesen wären, dann würde Lulu auch nicht ständig ausgehen..." "Shay..." "Was? Ist doch wahr..." "Glaubst du ernsthaft, dass es Lulu helfen würde, eingesperrt zu sein, nur um nicht ein weiteres Mal entführt zu werden? Sie ist volljährig... Sie kann gut auf sich selbst aufpassen", sagte ich und nahm mir einen Zug. Shay sagte nichts dazu, zog ein letztes Mal an seiner Zigarette, drückte diese am Gelände aus und warf den Stümmel von der Dachterrasse. Daraufhin stand er auf und sprach: "Reshi... Sie ist meine Familie... Sie ist die einzige, die ich noch habe... Ich kann keinen Verlust hinnehmen, nicht nochmal..." "Du irrst dich. Wir sind eine Familie. Du und ich... Und Lulu, Yuto, Kite und Hart... Sag nicht, dass du sonst niemanden mehr hättest. Wir brauchen einander." Shay schwieg wieder und ging in die Wohnung zurück. Ich rauchte meine Kippe auf und entsorgte diese ordnungsgemäß in dem Aschenbecher, der extra auf einem Gartentisch lag, den Shay aber aus Frust scheinbar komplett ignorierte. Wenig später ging ich auch in die Wohnung zurück.

Yu-Gi-Oh! ARC-V: Life of RebelsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt