Ophelia wurde zum Geist.
Einmal am Tag sah ich sie, wenn ich ihr ein Tablett voller Essen brachte. Es lag mir fern sie hungern zu lassen, denn ich brauchte sie gesund und stabil für das, was bevor stand. Sie aß unter meiner Aufsicht, aber ansonsten hatten wir keinen Kontakt. Das war gut so.
Ich tat was ich immer tat während Vater immer noch damit beschäftigt war alles zu planen - ich ging aus und vergrub mich anschließend in irgend welchen Frauen, deren Namen mir noch nicht mal bekannt waren. Sie alle waren mir egal, mich interessierte nur auf schnellstem Wege meine Bedürfnisse zu befriedigen.
Eines Abends als ich wieder jemanden mitbrachte wartete Anya am Eingang auf mich. Das war ungewöhnlich, hatte sie doch schon lange Feierabend. Sie verzog das Gesicht aufgrund meiner Begleitung angewidert, was die allerdings kaum wahr nahm. Wie üblich waren alle von dem Reichtum den sie sahen geblendet. "Warte kurz." murmelte ich und ließ die Fremde stehen um mit Anya zu reden. Etwas abseits schenkte ich ihr dann meine völlige Aufmerksamkeit. "Was ist los?" fragte ich, leicht genervt. Ich hatte keinen Nerv mir durch irgendwelche Scheiße den Abend versauen zu lassen.
Anya sah mich ernst an. Ihre Miene war zwar unleserlich aber das hatte nichts zu bedeuten. "Einer deiner Männer... Sagen wir mal, ich habe ihm auf die Finger gehauen. Er hat deinen Gast bedrängt, als sie gerade in der Küche war. Ich wollte das du das weißt." flüsterte sie. Danach ließ sie mich stehen und verschwand. Sie nannte keine Namen, aber das war egal. Meine Wut war bereits geboren.
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Ich schob die Fremde in mein Schlafzimmer und wies sie an dort zu warten, lief dann auf direktem Wege zu Ophelia. Ich wollte Antworten.
Die Tür war verriegelt, aber von innen. Ich war bereits auf 180. "Öffne die Tür." rief ich. Nichts geschah. Ich wiederholte meine Worte, diesmal energischer. "Ophelia!"
Schließlich glitt die Tür auf. Ihr Teint war etwas blass aber ansonsten schien sie - zumindest auf den ersten Blick - unbeschadet. Ich trat ein ohne auf ihre Einladung zu warten und ging zum Fenster um hinaus zu sehen. Ich musste mir gut überlegen was ich sagen wollte. "Ich hab mit Anya gesprochen." sagte ich schließlich und drehte mich zu ihr herum. "Willst du dazu auch etwas sagen?""Ich bat sie es nicht zutun. Dich damit nicht zu belästigen." gab sie schließlich zurück. Mit gesenktem Kopf setzte sie sich hin, starrte vor sich hin. "Was ist passiert?" fragte ich. Meine Wut war grenzenlos.
Sie erzählte es nicht sofort, genierte sich. Als hätte sie es provoziert und dann doch gemerkt das sie gar nicht wollte, was er tat. Aber schließlich konnte sie sich dazu durch ringen zu reden. "... Ich wollte nur etwas zu trinken holen, da stand er plötzlich hinter mir. Ich hab mich so erschrocken das mir das Glas aus den Händen rutschte. Er bekam etwas Wasser ab. Dann griff er mich am Hals und schrie ich solle gefälligst sauber machen, weil ich ja zutun habe was hier gesagt wird. Dabei fasste er mir an die Brüste, wollte mich auf die Knie zwingen."
"Was ist dann passiert?"
Ophelia sah mich an. Etwas anderes als Angst war in ihren Augen zu sehen - Hass. "Ich hab mich gewehrt und es irgendwie geschafft ihm in die Eier zu treten. Da packte er mich, schleuderte mich gegen die Arbeitsplatte und riss an meiner Hose herum. Dann kam Anya herein weil sie den Lärm gehört hatte. Sie hat eingegriffen."
Der Beschreibung nach zu urteilen wusste ich genau wer ER war. Das genügte. Ohne ein weiteres Wort zu sagen und ohne sie erneut anzusehen lief ich aus dem Zimmer und nahm mehrere Stufen gleichzeitig auf dem Weg nach unten. Ich hörte noch wie sie mir nachlief, ignorierte es aber.
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Vor der Tür standen drei meiner Männer. Sie unterhielten sich als ich auf sie zu marschierte. Sie wussten, daß etwas nicht stimmte. "Wo ist er?" fragte ich und schrie dabei. Nur einer war Manns genug zu antworten. "Er... Er ist hinten bei den Fahrzeugen."
Ich lief weiter.
Ophelia war mir nach draußen gefolgt, doch sie konnte mich nicht stoppen. Wenn es eine Sache gab die ich nicht duldete, die ein rotes Tuch für mich war, dann war es Vergewaltigung - selbst wenn es nur eine versuchte Vergewaltigung war. Ich fand ihn und wusste in dem Moment als er mein Gesicht sah, das es vorbei war. Er hatte keine Chance.
Ich lief direkt auf ihn zu, wie ein Wahnsinniger der nichts fühlte. Meine Faust flog in sein Gesicht und der Aufprall warf ihn zu Boden. Dort schlug ich weiter auf ihn ein, immer wieder mit der Faust, war in einem Rausch. Alles um mich herum erschien nur noch dumpf an meine Ohren, so bekam ich nur sehr viel später mit wie Ophelia schrie. Als der Kerl sich nicht mehr regte hörte ich schließlich auf. Sein Gesicht war bereits vollkommen zermatscht und überall war Blut... Auch an meinen Händen. Ich atmete hektisch, wie nach einem anstrengenden Marathon.
Die drei Männer, die ich zuvor am Eingang gesehen hatte, waren mir gefolgt. Einer von ihnen hielt Ophelia davon ab sich selbst ins Getümmel zu werfen, die anderen beiden hatten ihre Hände über Kreuz vor ihren Schritt gelegt und den Kopf gesenkt. Sie ALLE kannten die Regeln.
Mein Körper zitterte von dem Adrenalin und der Wut die ich noch immer empfand. "Räumt das weg." knurrte ich und verließ den Bereich ohne nach Ophelia zu sehen.
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Zurück im Haus ging ich direkt in mein Schlafzimmer. Die Fremde wartete dort immer noch, hatte es sich aber mittlerweile nackt bequem gemacht. Aber selbst mit dem perfektesten Körper konnte sie mich nicht mehr milde stimmen. Sie zuckte seltsam zusammen als sie das Blut an meiner Kleidung und an meinen Händen sah. "Zieh dich an. Verschwinde." sagte ich und ging ins Badezimmer.
Kurz danach hörte ich die Tür und einige Momente später erneut, ignorierte es aber. Ich war bereits dabei mich auszuziehen, die blutigen Sachen abzulegen und unter die Dusche zu springen... Bis zu dem Moment als die Badezimmertür langsam auf ging. "Verdammt, ich sagte verschwinde. Ich habe keine Verwendung für deinen schlampigen Arsch!" schrie ich.
Doch es war nicht die Fremde die dort stand, sondern Ophelia.
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BLOODLINE : Cameron
Romansa⚠️ Teil 1 der Bloodline Reihe ⚠️ Ich will Rache... Aber bin ich bereit jeden Preis dafür zu zahlen? Was, wenn nicht? AUFTAKT ZUR BLOODLINE REIHE Cameron DaSilva führt ein freies Leben. Als einzigster Sohn von Matheo DaSilva gehört er zu den Erben d...