Einundzwanzig

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"Hm-mh." räusperte sich einer von Eden's Söldnern und zog die Aufmerksamkeit auf sich, weg von meinem Vater der bereits übel mitgenommen aussah. "Wir empfangen ein Signal." murrte er weiter.

Ich ließ den Kragen des Hemdes los, das nur noch schlabbrig am Leib meines Vaters hing und gab den anderen ein Zeichen ihn ins Auto zu bugsieren. Ich würde noch Gelegenheit bekommen mich um seinen verräterischen Arsch zu kümmern. "Was redest du da? Was für ein Signal?" fragte ich und wischte mir die Hände an der Hose ab als ich näher trat. "Zeig es mir."

"Mr. Castello hatte eine Vorahnung was dieses Treffen anging und gab uns den zusätzlichen Auftrag einen Tracker an der jungen Miss anzubringen. Bisher wurde dieser noch nicht entdeckt wie mir scheint. Er bewegt sich." erklärte der Söldner und zeigte mir den Bildschirm, damit ich den kleinen Punkt selbst tanzen sehen konnte. Etwas wie Erleichterung strömte durch meinen Körper, die Ohnmacht fiel vollständig ab. Wir hatten eine Spur und mussten nichts weiter tun als ihr rasch zu folgen - nur so konnte Ophelia viel schlimmerem entgehen.

Ein letzter Blick in Richtung meines Vaters ließ meine Wut erneut hoch kochen. "Fahrt zurück zum Anwesen. Sperrt ihn ein,knebelt ihn. Niemand spricht mit ihm. Keine Ausnahmen. Wartet bis ich zurück bin." gab ich die Anweisung. Danach verließ ich mit Eden's Männern den Ort, um Ophelia hinterher zu jagen.

Wir folgten dem signal bis zu einer Bruchbude, mitten im nirgendwo. Es sah nicht aus als würde sich hier ein Verbrecher wie Alessandro niederlassen, aber offenbar wollte er so unauffällig wie möglich untertauchen. Niemand bewachte den Eingang, was mich darauf schließen ließ, daß er alleine war,... Und er hatte eine Geisel - Ophelia. Die Söldner postierten sich rundherum, trugen ihre schweren Geschütze wie Profis vor sich. "Bleibt wo ihr seid. Kommt er raus haltet ihn fest. Ich beende diesen Scheiß ein für allemal." knurrte ich und griff nach meiner Waffe. "Ich gehe rein."

Keiner sagte etwas aber an manchen Gesichtern konnte ich die Stimmung ablesen. Der, der mich über den Tracker informiert hatte sah am nachdenklichsten aus. Ich vermutete er hatte den Auftrag auf mich aufzupassen - schließlich schien er wichtiger als die anderen, als wäre er die rechte Hand von Eden gewesen.

Aber niemand konnte meine Entscheidung ändern oder anzweifeln. Die Würfel waren gefallen und ich war am Zug. Also marschierte ich los, ungeachtet dessen ob ich in eine Falle lief. Ich konnte nur hoffen das es Ophelia gut ging, das war alles was ich wollte... Für den Moment.

Drinnen war es dunkel und stickig. In der Luft schwappte der Geruch des Todes umher, den ich nur allzu gut kannte. Schritt für Schritt lief ich vorwärts, achtete auf alles was ich erblicken konnte - und verlor vollends den Fokus als ich einen Schrei wahrnahm. Ich lauschte, dachte für eine Sekunde ich hätte es mir nur eingebildet... Doch dann hörte ich erneut etwas - es war weniger ein Schrei, sondern mehr das Geräusch, welches ein Metallrohr verursachte, wenn man es gegen die Wand schlug. Das war definitiv mein Weckruf, denn ich befürchtete das Alessandro Ophelia angriff.

Meine Umgebung war mir egal, ich verließ mich auf meinen Instinkt. Ich rannte wie der Teufel, fiel fast hin und doch war ich unaufhaltsam. Ich wollte dieses Chaos, diesen Horror so dringend und so schnell es nur möglich war beenden.

Ich blieb abrupt im Türrahmen stehen als meine Augen die Szene vor mir aufnahmen. Blut verschmiert und tatsächlich mit einer Eisenstange bewaffnet stand Ophelia über Alessandro. Es war fast nichts mehr von seinem Kopf übrig, so sehr hatte sie ihn zu Brei geschlagen. Es hätte mich schockieren sollen und doch konnte ich nicht anders als die Frau vor mir zu bewundern : sie hatte in ihrer dunkelsten Stunde Kampfgeist und Mut bewiesen, obwohl sie Todesangst hatte. Dann erkannte ich, daß ihre Kleidung halb zerrissen war und verstand, was sie so hatte austicken lassen. Er wollte sich nehmen was ihm nicht zustand - aber er hatte sofort dafür bezahlt.

BLOODLINE : CameronWo Geschichten leben. Entdecke jetzt