Vielleicht hatte ich es etwas übertrieben als ich gleich zwei Frauen mit nach Hause nahm. Aber das war mir egal. Ich wollte es, sie wollten es - also war es beschlossene Sache.
Es war spät und zuhause brannte nur noch hier und da Licht. Ich hatte meinen Männern den Auftrag gegeben mich direkt anzurufen, sollte etwas komisch sein, aber zum Glück war alles scheinbar in Ordnung.
Mit meinen Gästen im Schlepptau betrat ich mein Haus, voller Vorfreude auf das was gleich geschehen würde - bis diese prompt einen tiefen Fall erlebte.Ophelia stand auf der Treppe, sah mich an als hätte ich ihr etwas weggenommen und machte auch keinen Hehl daraus meine Gäste mit Giftblicken, die direkt aus ihren Augen kamen, zu strafen. "Hier entlang Ladies." murrte ich, ging auf der Treppe an Ophelia vorbei als wäre sie gar nicht da und steuerte sofort mein Zimmer an. Das meiste Blut in meinem Körper war bereits nach Süden gewandert und genau so benahm ich mich auch.
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Mit den beiden Frauen - eine Brünett und eine Blond - hatte ich eine gute Zeit. Wir tobten uns aus, bis ich am Ende jede so her nahm das sie schreiend kamen. Müde und erschöpft fiel ich zurück in die Laken, mein Herz pochte nach diesem Marathon unaufhaltsam. Den Frauen ging es ebenso, kuschelten sie sich doch nackt und verschwitzt wie sie waren gemeinsam unter eine Decke.
Ich war viel zu platt um jetzt noch irgendwas zutun, also ließ ich sie im Bett schlafen, obwohl das nicht meine Art gewesen war. Andererseits war es ein netter Anblick und nicht zuletzt ein beruhigender Aspekt, nicht alleine sein zu müssen.
Bevor ich einschlief blickte ich zur Tür - keine Ahnung wieso. Ich wusste nicht was ich mir erhofft hatte dort zu sehen. Niemand war dort. Die Tür war fest verschlossen, stand keinen Spalt breit offen. Ophelia hatte nicht zugesehen.
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Am nächsten Morgen ließen meine Gäste es sich nicht nehmen mir in die Küche zu folgen. Ich hatte ihnen bereits subtil angedeutet zu gehen, allerdings schienen sie daran wenig interessiert. Die frischen Muffins, die Anya gebacken hatte, wurden binnen weniger Sekunden fast vollständig geplündert.
Anya kam zurück in die Küche und sah die Frauen missbilligend an. Ihrer Auffassung nach waren sie viel zu billig gekleidet, hatten kein benehmen - darüber durfte ich mir schon einmal eine Predigt anhören. "Cameron." sprach sie laut und deutlich, sodass auch die beiden Frauen aufsahen. "Wir haben heute noch einige Dinge zu erledigen. Bring deinen Besuch doch bitte zum Taxi. Es fährt gerade vor."
Ich war dankbar für Ihren Einsatz, den die Frauen jedoch belustigt wahrnahmen. Leises Geflüster zwischen ihnen kochte meine Emotionen dann aber vollends hoch. "Zeit zu gehen." sagte ich etwas energischer und ging voran um die Haustür zu öffnen. Ich brachte sie nicht zum Taxi, sondern wartete das sie endlich über die Türschwelle traten. "Ist das deine Mommy?" fragte die Blonde und lächelte süffisant - ein Eigentor. Sie hatte ein hübsches Gesicht, einen unwiderstehlich verdorbenen Mund und einen Körper zum niederknien, aber eines hatte sie nicht. Respekt vor anderen Menschen... Und das duldete ich absolut nicht, schließlich war Anya ein wichtiger Teil meines Lebens, meiner Familie. Alles was ich vergangene Nacht hoch erotisch an ihr gefunden hatte war verschwunden und genauso behandelte ich sie nun. "Verpiss dich endlich aus meinem Haus. Und nimm deine Freundin mit." sagte ich und lächelte, als ihre Gesichter vor entsetzen regelrecht entstellt waren. Solche Frauen waren es gewohnt das die Männer reihenweise nach ihnen lechzten, aber da waren sie bei mir an der falschen Adresse.
Schließlich setzten sie sich beide in Bewegung, warfen mir eindeutige 'F*ck dich du Bastard!' Blicke zu und verschwanden.
Zurück in der Küche empfing Anya mich mit erhobener Braue. "Ihr jungen Leute seid ein Mysterium. Ich verstehe nicht wieso du dich auf solche Frauen einlässt. Es wird Tage dauern den Geruch ihres billigen Parfüms aus dem Haus zu bekommen." maulte sie. Es war ihre Art ihr Missfallen auszudrücken, was ich allerdings nicht tadelte. Schlussendlich hatte sie meistens Recht. "Du bist ein guter Mensch, Cameron. Du hast etwas besseres als das verdient."
Dann widmete sie sich wieder ihrer Arbeit, doch ihre Worte klangen noch lange in mir nach.
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Ophelia hielt sich bedeckt. Ich hatte sie seit vergangener Nacht nicht zu Gesicht bekommen, nicht seitdem sie mich mit meinen Gästen hatte nach Hause kommen sehen. Anya bat mich nicht, ihr Essen zu bringen weil sie es selbst erledigte. Ich hatte also Zeit mich um wichtige Angelegenheiten zu kümmern...
Alessandro war immer noch dort draußen und jetzt, da wir - außer Ophelia - kein Druckmittel mehr hatten, musste ein anderer Plan her. Jedem war klar das er Ophelia um jeden Preis haben wollte, doch er unternahm nichts um sie zu bekommen. Das konnte sich blitzschnell ändern und ich musste sicher sein das ein Angriff seinerseits nicht zu einer Niederlage meiner Wenigkeit führen würde.
Konzentriert ging ich alles durch, überlegte in jede mögliche Richtung, verbrachte Stunden damit. Solange, bis Anya auftauchte. "Es ist spät. Du solltest etwas essen." murrte sie und war im Begriff sich wieder zurück zu ziehen. "Was ist mit Ophelia?" fragte ich, obwohl es mir egal war. Anya stoppte in ihrer Bewegung, drehte sich nicht zu mir herum. "Sie isst alleine. In ihrem Zimmer." konterte sie. "Sie hat gebeten nicht gestört zu werden."
Ungläubig verzog ich das Gesicht, behielt meine Gedanken aber für mich. Ich aß alleine, was ich eigentlich gewohnt war... Trotzdem fühlte es sich irgendwie seltsam an.
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Mit einer Ausrede in der Hand stand ich vor Ophelia's Tür. Ich überlegte wieder zu gehen, entschied mich dann aber doch dafür zu klopfen. Einen Moment später öffnete sie die Tür und die Enttäuschung das ich es war der hier stand war ihr deutlich ins Gesicht geschrieben. "Oh... Hi." murmelte sie. Ihr Blick glitt hinab zu meiner Hand in der ich einen der übrig gebliebenen Muffins hielt. "Was gibt's?"
"Anya hat gebacken. Ich dachte du wolltest vielleicht auch einen." erklärte ich wenig glaubwürdig. Ophelia musste es genauso gehen, denn als sie die Tür etwas weiter öffnete sah ich den kleinen Korb hinter mir, gefüllt mit Muffins. "Hab schon. Danke." warf sie mir entgegen. Ohne Rücksicht schloss sie die Tür, verriegelte sie sogar und ließ mich dort stehen wie bestellt und nicht abgeholt.
Ein wirklich seltsames Gefühl... Das ich so nicht auf mir sitzen lassen konnte. Ich klopfte also erneut an, zügelte mich und meine aufkommende Wut. "Hast du ein Problem?" fragte ich leicht gereizt als Ophelia die Tür wieder öffnete. Ihr Blick sprach Bände, strafte mich - und ich hatte keine Ahnung wieso. "Hast du nicht etwas zu tun? Zum Beispiel mit ein paar Frauen?" schoss sie zurück.
Ah... Daher rührte also ihre Stimmung.
"Du hättest zuschauen können. Wie letztes mal." konterte ich. Ihr selbstgefälliges lächeln brach in sich zusammen, weil ich sie erwischt hatte. Diesen Trumpf hatte ich die ganze Zeit über auf meiner Seite behalten. "Soweit ich weiß bin ich dir nichts schuldig. Ich muss mich dir gegenüber nicht rechtfertigen. Also spar dir deine böse Zunge." fügte ich hinzu. Der Muffin in meiner Hand landete auf dem Boden, weil es keine Rolle mehr spielte. "Das ist mein Haus. Mein Leben. Ich tue was ich will mit wem ich will."
Ich machte auf dem Absatz kehrt, war bereit zu gehen und mich wieder in irgendeiner Fremden zu vergraben, aber Ophelia war offenbar noch nicht fertig. "Warum hast du mich geküsst?" wollte sie nun wissen. Die Frage war berechtigt, auch wenn ich keine wirkliche Antwort darauf hatte. Ohne mich zu ihr zu drehen, biss ich die Zähne zusammen. "Keine Sorge. Das wird nicht mehr passieren. Es war ein Fehler."
Ich hörte noch wie sie laut die Luft einsog, aber das hielt mich nicht auf zu gehen.
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BLOODLINE : Cameron
Romans⚠️ Teil 1 der Bloodline Reihe ⚠️ Ich will Rache... Aber bin ich bereit jeden Preis dafür zu zahlen? Was, wenn nicht? AUFTAKT ZUR BLOODLINE REIHE Cameron DaSilva führt ein freies Leben. Als einzigster Sohn von Matheo DaSilva gehört er zu den Erben d...