Ophelia hatte Mumm, das wusste ich nicht erst seit gerade. Sie lief mir nach, ihre Schritte hallten auf dem Boden wider. Ich blieb stehen, ließ sie auflaufen. "Läufst du mir jetzt nach wie ein Hund?" maulte ich, wartete aber nicht auf eine Antwort und lief weiter. Trotzdem hielt sie Schritt bis wir an meinem Zimmer angelangt waren. "Was willst du, Ophelia? WAS?"
Instinktiv griff sie nach oben, steckte ihre Finger in meine Haare und zog sanft daran um mich herab zu ziehen. Kurz darauf lagen ihre Lippen auf meinen und wieder war es, als würde ein Feuerwerk explodieren. Ich hatte es anfangs nicht erwidert, aber das hinderte sie nicht daran ihre Bemühungen zu intensivieren. Wir standen hier, mitten auf dem Gang und küssten einander als würde es um Leben und Tod gehen. Dann entfernte sie sich etwas. "Ein Fehler, sagst du?" sagte sie und leckte sich die Lippen. "Ich mag unfähig sein mich gegen Monster wie Alessandro oder deinen Vater zur Wehr zu setzen. Aber glaub nicht, daß ich mir von dir alles gefallen lasse. Das wir uns gestern geküsst haben war kein Fehler, dein Verhalten danach jedoch schon. Aber hey... Geh nur, bring von mir aus fünf Frauen hierher... Aber bilde dir nicht ein du wärst unwiderstehlich. Es gibt Hunde, die an jeden Baum pinkeln."
Sie hatte mich beleidigt. Offen und gerade heraus. Von der Frau die ich die ganze Zeit über gesehen hatte, war kaum noch etwas übrig. Sie hatte Feuer, wie früher als ich um sie gespielt und letztlich gewonnen hatte. "Du bist mir scheiß egal." warf ich ihr entgegen, was sie erwiderte. Wir bedeuteten einander nichts - und doch standen wir noch immer hier. Es war als wären unsere Augen miteinander verwoben, als würden sie sich nicht lösen können. Meine Hand hob sich auf ihre Kopfhöhe. Ich hatte fest damit gerechnet das sie sie abwehren würde, aber das tat sie nicht. Stattdessen beobachtete sie mich weiterhin sehr genau, während meine Finger durch ihr Haar glitten. Mit einem festen Ruck zog ich sie an mich, spürte ihren Körper an meinen gepresst. Es war verwirrend wie wütend und merkwürdig erregt ich war. "Komm mir nicht in die Quere. Das war von Anfang an eine Bedingung. Ich gehe hin wo ich will. Ich f*cke wen ich will. Du bist nur Gast in diesem Haus. Vergiss das nicht." murmelte ich und ließ sie schließlich los. Dann verschwand ich in meinem Zimmer und knallte die Tür zu.
Es war besser so, daß musste ich mir einreden.
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Mitten in der Nacht weckte mich einer meiner Männer und rief mich zum Tor. Er hatte am Telefon bereits rumgedruckst worum es ging, also musste es ernst sein. Ich griff nach meiner Waffe, versteckte sie und lief zum Tor.
Ein alter Bekannter und ehemaliger Geschäftspartner wartete dort auf mich. Alle nannten ihn nur SNAKE, niemand kannte seinen richtigen Namen. Nicht einmal ich. Er lächelte wie er es immer tat - irre und völlig von Sinnen - und die Reihe Goldzähne kamen zum Vorschein. "Snake. Was eine... Seltsame Überraschung." murmelte ich und schaute mich um. Er war nicht alleine, hatte 5 seiner Untertanen bei sich. Mit einer Hand an der Waffe in meinem Rücken beäugte ich die Situation vorsichtig - das war immer nötig, denn mit Snake war nie zu spaßen. Er war wie eine Fahne im Wind, setzte seine Interessen dem Meistbietenden unter. "Cameron! Mein Freund! Entschuldige die nächtliche Aktion." faselte er. Wir waren keine Freunde, nicht im geringsten... Also blieb ich auf der Hut. "Wie ich höre gibt es etwas das du hast... Was Alessandro haben möchte. Wir pflegen derzeit ein enges Arbeitsverhältnis aber ich bin nicht nur deswegen hier. Ich habe selbst auch privates Interesse an dem, was du hast."
Dumm stellen war keine Option. Ich wusste das er von Ophelia sprach. "Was für ein persönliches Interesse solltest du haben?" fragte ich dennoch, denn Snake war niemand der sich an schönen Dingen ergötzte. Er zerstörte sie, brach sie entzwei bis nichts mehr übrig war. "Die Kleine in deinem Haus... Ich will sie. Wir wollen sie." sagte er offen. "Ihr Vater hat eine Menge Schulden bei mir gemacht und ist dann einfach verreckt ohne sie samt Zinsen zurück zu zahlen. Du verstehst das ich nicht wegen Peanuts so aufgebracht bin. Es geht um Millionen. Also habe ich mit Alessandro einen Deal ausgehandelt um an mein Geld zu kommen. Ich leihe mir die Kleine aus, lasse sie arbeiten und wenn sie genug Geld beschafft hat übergebe ich sie an Alessandro. Bei ihrem Aussehen und Feuer wird sie schnell die verlorenen Millionen drin haben. Ein nicht gerade kleiner Teil des Gewinns geht an Alessandro für die Leihgabe."
Wenn Snake von Arbeit sprach in Zusammenhang mit Menschen, insbesondere Frauen... Bedeutete das Qualen, (Gruppen) Vergewaltigungen, Folter, Tod - doch letzteres würde sicher nicht eintreffen, hatten sie doch noch weitreichende Zukunftspläne mit Ophelia.
Ich schüttelte langsam den Kopf. "Nein. Im Moment untersteht sie meinem Schutz und wenn du nicht willst das hier sofort Krieg ausbricht nimmst du deine 'Forderungen' und verschwindest." antwortete und biss die Zähne zusammen.
Es gab einen Kodex zwischen Snake und mir, der über allem stand und jederzeit galt. Dieser schloss den Kampf auf privatem Gut, egal ob von ihm oder mir, gänzlich aus... Außer er kam im Auftrag von jemandem, dem er direkt unterstellt war. Das war hier allerdings nicht der Fall... Er hatte nur einen Deal mit Alessandro, handelte aber im eigenen Interesse.
"Sonst noch was?" spuckte ich ihm entgegen. Snake verzog erneut das Gesicht zu einem schäbigen Lächeln. "Arbeitet sie etwa für dich? Hat ihr alter Herr auch bei dir Schulden?" fragte er. Ich antwortete nicht, starrte ihn nur an. Ich würde ihm nichts sagen, was irrelevant war... Oder was er gegen mich, gegen uns verwenden konnte. "Wir sehen uns wieder Cameron. Schon sehr bald." sagte er schließlich und machte eine Handbewegung um seine Untertanen zum einsteigen in ihre Wagen zu bewegen. "Pass auf dich auf."
Es war eine Drohung, wenn auch gut versteckt...
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Im Haus wartete Anya auf mich. Der Lärm vor den Toren hatte sie aufgeweckt, also stand sie da in ihrem Nachthemd und blickte mich besorgt an. Sie kannte Snake, wusste, zu was er fähig war. Ihre Angst war durchaus gerechtfertigt, aber sie wusste auch das ich sie beschützen würde, das ich anders war. Lange Zeit standen wir schweigend beieinander, ehe sie sprach. "Er will sie. Richtig? Aber du übergibst sie nicht, stimmts? Stimmts?"
Ich atmete aus. Es wäre Ophelia's sicherer Tod, wenn auch nicht sofort. Spätestens nach einem Tag in der Hölle, in den Händen von Snake würde sie sich wünschen tot zu sein. "Nein. Der Deal zwischen ihr und mir gilt." antwortete ich knapp. Anya glaubte mir, weil sie wusste ich konnte nicht lügen. Nicht, nach allem was sie für mich war und was sie für meine Familie und mich getan hatte.
Ich entschied die Begegnung mit Snake für mich zu behalten um Ophelia nicht unnötig aufzuregen oder ihr Angst zu machen...
Aber Fakt war - würde sie von Snake wissen, wäre Angst das geringste Problem.
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BLOODLINE : Cameron
Romance⚠️ Teil 1 der Bloodline Reihe ⚠️ Ich will Rache... Aber bin ich bereit jeden Preis dafür zu zahlen? Was, wenn nicht? AUFTAKT ZUR BLOODLINE REIHE Cameron DaSilva führt ein freies Leben. Als einzigster Sohn von Matheo DaSilva gehört er zu den Erben d...