Vierundzwanzig

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"Jetzt halt' doch mal still." knurrte Anya als sie mir die Krawatte band. "Das ist total übertrieben, Anya! Ich fühle mich eingeengt." gab ich zurück.

Sie lächelte, ignorierte meinen Protest aber...

Als ich nach Hause kam - ohne Ophelia - kam mir die alte Dame bereits mit dem Nudelholz entgegen. Ich zweifelte keine Sekunde das sie es einsetzen würde, hob beschwichtigend die Hände. Als ich ihr dann aber sagte was Sache war entspannte sie sich, legte das Nudelholz zur Seite und drängte mich in mein Zimmer, um meinen Kleiderschrank auf den Kopf zu stellen... Und da waren wir jetzt. Ich trug einen schwarzen Anzug mit weißem Hemd und sie band meine Krawatte weil sie der Ansicht war, dass das zusammen gehörte. Das ich vorher selten bis kaum eine getragen hatte und Ophelia darauf sicher auch keinen Wert legte war ihr egal. Ich hasste und liebte sie - diese sture alte Dame.

"Wenn du es richtig machen willst, dann kannst du nicht darauf verzichten." murrte sie schließlich und endlich saß der Knoten. Ein leises glucksen huschte aus ihrem Mund als sie mich betrachtete. "Wäre ich 20 Jahre jünger... Ich würde mich über diesen Aufzug freuen."

Ich rollte mit den Augen. Das machte ich selten, schon gar nicht wenn ein kleiner Wirbelwind vor mir stand, der mich zuvor mit einem Nudelholz bedroht hatte. Aber jetzt - in Anbetracht der Umstände - konnte ich nicht anders.

Anya ging zur Seite und gab den Blick auf den Spiegel frei. Ich musterte mich, zupfte an den Ärmeln herum und versuchte etwas mehr wie ich auszusehen - anstatt einem Vertreter, der von Tür zu Tür tingelte zu ähneln. "Du siehst gut aus. Es wird ihr gefallen." erklärte die alte Dame und grinste. Es hatte etwas seltsam beruhigendes an sich, das sie mir in dieser Sache mit Rat und Tat zur Seite stand, weil ich ehrlich gesagt keine Ahnung hatte was ich überhaupt hier tat. Ich hatte keine Dates, hatte keinen Plan was man unternahm - all das war nie Teil meines Naturell gewesen. Aber Ophelia wünschte es sich und ich wollte es - für sie. "Also gut... Was jetzt?" fragte ich etwas rauer als eigentlich beabsichtigt und räusperte mich.

Ich war aufgeregt... Und schüttelte den Kopf über mich selbst.

"Jetzt, Cameron... Fährst du los. Ich habe beim Italiener einen Tisch reserviert. Die Adresse ist im Navi, falls nötig. Der Rest wird sich ergeben. Gib dir Mühe."

Anya hatte mehr für mich getan als ich zugeben wollte - selbst die Uhrzeit wann ich Ophelia abholen sollte hatte sie klar gemacht. Es war nicht so das ich dazu nicht selbst fähig war, allerdings war sie schneller und ihr Antrieb schien unendlich.

Der Wagen stoppte direkt vor dem Gebäude, nicht weit weg von Ophelia's Arbeitsstelle. Es war äußerlich herunter gekommen und der Gestank von Unrat schwappte in meine Richtung sobald ich die Wagentür öffnete - allerdings hatte ich keine Zeit das ganze zu kommentieren denn ein räuspern hinter mir ließ mich herum wirbeln. Dort stand sie, in einem langen dunkelroten Kleid, das sich eng um ihre Kurven schmiegte.

Sie sah hinreißend aus.

Ich nahm mir einen Augenblick Zeit alles in mich aufzusaugen, während sie mit einer kleinen Handtasche dort stand und mir den selben Blick zu warf. Schließlich ergriff sie als erstes das Wort... "Du hast dich richtig rausgeputzt." flüsterte sie und lächelte.

Wortlos ging ich auf sie zu, strich eine Haarsträhne hinter ihr Ohr und verlor mich in dem Duft der von ihr aus ging. "Du siehst auch nicht schlecht aus." murmelte ich rau und küsste sie schließlich - anders als ich wollte nicht direkt auf den Mund sondern auf die Wange. "Lass uns fahren."

Ich half ihr beim einsteigen, schloss langsam die Tür und konnte mir ein Lächeln nicht verkneifen. Der erste Eindruck war - wie Anya sagte - meist das wichtigste und wie es schien hatte ich die volle Punktzahl erreicht. Jetzt stand dem ganzen fast nichts mehr im Weg, besonders weil Anya mich geschult hatte - sie hatte mir ein paar Ideen gegeben, worüber wir reden konnten. Also stieg auch ins ins Auto und fuhr los.

BLOODLINE : CameronWo Geschichten leben. Entdecke jetzt