Acht

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Der nächste Tag ging rasend schnell vorbei. Schon bald stand mein Vater auf der Matte und ich hatte verdammt nochmal immer keinen Plan ihn von seinem Vorhaben abzuhalten, geschweige denn mir selbst diesen Dreck zu ersparen.

Aber dann sah ich ihn als ich aus dem Fenster blickte. Mit Wut verzerrtem Gesicht stapfte er ins Haus, direkt auf mich zu. Ich hatte Ophelia angehalten in ihrem Zimmer zu bleiben, Anya war bereits auch aus der Schusslinie geräumt. "Du kleiner nutzloser Bastard!" schrie er mich an. "Du hattest eine beschissene Aufgabe und selbst dafür bist du zu dumm!"

Er prügelte auf mich ein ohne das ich es hätte abwehren können. Ich versuchte ihn abzuwehren aber er war viel zu sehr in Rage. Dann zog er seine Waffe, richtete sie auf meinen Kopf. In diesem Moment wusste ich das ich mich endlich wehren musste. Ich schlug ihm die Waffe aus der Hand - diese knallte auf den Boden und rutschte etwas weiter weg. Keiner von uns hatte die Chance sie zu erreichen ohne den jeweils anderen den freien Rücken zu zu drehen. Etwas, das man in einer solchen Situation gewiss nicht wollte. "Er hat nichts getan. Ich war es." ertönte plötzlich Ophelia's Stimme. "Ich habe das Mädchen befreit."

In diesem Moment verstand ich was überhaupt los war... Doch die Erkenntnis bedeutete auch, daß sie nun sein Ziel war. Blitzschnell war er auf den Beinen und auf direktem Weg zu ihr. Anstatt weg zu laufen blieb sie stehen, als würde sie sich ihrem Schicksal ergeben - da warf ich mich auf ihn. Wir kämpften erneut und es schien als würde er die Oberhand gewinnen. Seine Faust traf mein Gesicht als ich schließlich unter ihm lag, mein Wille mich zu wehren schmälerte sich. Bilder der Vergangenheit in denen er ein Vater und kein Monster gewesen war fluteten meinen Kopf und machten mich träge, als hätte ich bereits aufgegeben.

Da ertönte das klicken.

"Runter von ihm." flüsterte Ophelia in Richtung meines Vaters. "Runter. Von. Ihm!" schrie sie. Sie hatte Angst aber sie zeigte es nicht. In der Not hatte sie Vaters Waffe ergriffen, sie zitterte. Ich bemerkte es nur weil ihre Hände leicht wackelten während sie die Waffe auf den Kopf meines Vaters gerichtet hielt. Der ganze Lärm hatte Anya auf den Plan gerufen - keinen meiner Männer. Sie wussten das sie sich nicht einmischen konnten ohne selbst zur Zielscheibe zu werden. Die Frauen wussten es garantiert auch aber es war ihnen schlicht egal.

Ich lag auf dem Boden, schmeckte mein eigenes Blut. Vater stand über mir, mit dem Blick in Richtung Aurora gerichtet. Anya, die irgendwie nun mitten drin stand bewegte sich keinen Millimeter, behielt ihren Blick aber auf mich gerichtet.

Und dann war da noch die Schützin, die einen der brutalsten und gewissenlosesten Menschen der Welt mit der Waffe bedrohte. Ihr Todesurteil war bereits unterschrieben. "Verschwinde." murmelte ich und rappelte mich langsam wieder auf. Die Schmerzen die meinen Körper durch zogen waren lähmend, aber ich musste eingreifen. Ich zwang mich dazu. Vater hatte keine Chance. Die Waffe die auf ihn gerichtet war ließ keine Sekunde ihr Ziel aus den Augen - und er hatte mich in seinem Rücken was bedeutete, das er nun in der Unterzahl war. "Ich werde dich töten. Ich werde dich langsam und sehr schmerzhaft zu deinem Tod führen." zischte er Ophelia entgegen. Dann verschwand er und ich ließ mich langsam wieder auf den Boden sinken.

Es war vorbei,... Obwohl der Tanz auf des Todes Klinge gerade erst begonnen hatte.

Anya half mir in mein Zimmer und versorgte meine Wunden. Sie befürchtete das eine Rippe gebrochen war, aber sie konnte mich nicht überreden einen Fachmann ans Werk zu lassen. Ein leises klopfen an der Tür ertönte und ich musste nicht auf schauen um Ophelia anzusehen... Ich wusste das niemand sonst hier war. Anya und sie tauschten kurz Blicke aus, dann ließ Anya von mir ab. "Am besten ruhst du dich aus und schläfst ein wenig. Dann kann es besser verheilen." sagte die ältere Dame und verließ schließlich das Zimmer. Ophelia blieb im Türrahmen stehen. "Ich konnte das nicht zulassen." begann sie. "Du wusstest nicht was du tun sollst und ich konnte nicht damit leben das ein unschuldiger Mensch eingesperrt auf seine unbegründete Hinrichtung wartet."

BLOODLINE : CameronWo Geschichten leben. Entdecke jetzt