Der Schrot der Flinte zerrissen dem Mann das Gesicht, Hautstückchen und Blut spritzten den umstehenden Menschen ins Gesicht.
Robin packte das Pferd, auf welchem die Mädchen saßen, am Halfter und bahnte sich einen Weg aus der Plantage heraus.
Und während sich die Aufseher um die schreienden Sklaven und die Leiche kümmerten, schaute Francis in ein sehr bekanntes, geschocktes Gesicht.
„Apenimon" flüsterte Francis zu Joris und noch bevor er sich den nächsten Schritt überlegen konnte, kam Clark seelenruhig auf sie zu geritten.
„Entschuldigt die Unterbrechung. Ich denke, ihr findet selbst hier heraus? Ich muss meinem Boss erneut sagen, dass wir einen an Erschöpfung verloren haben." Er fand sich selbst wohl sehr witzig und laut prustend hielt er sich die Brust.
„Ähm... natürlich, kein Problem. Danke für die Gastfreundschaft."
Die Szene war so paradox, dass die Zeit in Zeitlupe zu vergehen schien.
Erst als Francis' Blick wieder den des Mannes streifte, welcher sonst so voll Glanz war, wurde er aus seiner Trance gerissen.
„Wir reiten genau an ihnen vorbei und nehmen Apenimon mit. Ich reite vor und lenke sie ab, du schnappst dir Apenimon."
Ohne noch ein Wort wechseln zu müssen, setzten sie den Plan um. Francis gesellte sich scheinbar unbeeindruckt zu den Aufsehern und machte abschätzige Sklavenwitze.
Joris ritt an Apenimon vorbei und streckte ihm die Hand hin. Geschmeidig zog dieser sich auf sein Pferd und unbemerkt ritten sie durch die Plantage zu Robin und den Mädchen, welche sich schon außer Sichtweite befanden.
Irgendwann verabschiedeten sich Pete und Francis von den Aufsehern und kurze Zeit später war die Gruppe wieder beisammen.
„Aponi! Sihu!" Die drei Dakota rannten sich weinend in die Arme.
Sie unterhielten sich kurz in ihrer Sprache, dann schaute Apenimon den Männern der Reihe nach in die Augen.
„Ich bin euch mein Leben schuldig."
Robin winkte ab. „Wir geben nur zurück, was wir bekommen haben."
Apenimon und Francis dachten beide unwillkürlich an ihre Unterhaltung zurück und Apenimon nickte ihm wissend zu. „Danke."„Es sind noch andere von uns dort, wir müssen sie holen!"
Francis nickte verständnisvoll. „Ich weiß, Apenimon, doch ebenso wissen wir, wo sich Rolfe aufhält. Er hat Enola!"
„Natürlich, khola. Ich möchte sie auch so schnell es geht zurück holen. Wenn es dämmert, holen wir meine Leute aus der Plantage. Alle die wir finden können. Dann reiten wir sofort weiter zu Rolfe. In der Dunkelheit sind wir am sichersten."
Die Männer waren einverstanden.
Bis zur Abenddämmerung versorgten sie die Pferde, welche in den letzten Tagen eher zu kurz kamen. Sie bürsteten, striegelten und fütterten die Tiere.
Dann, kurz bevor die Sonne ganz verschwunden war, sattelten sie auf.
„Wie ich gesehen habe, sind wir auf die Hütten der rechtsseitlichen Plantage verteilt. Dort reitet alle paar Minuten ein Aufseher vorbei" hatte Apenimon berichtet.
Nun ritten sie so nah es ging, dann teilten sie sich auf. Aponi ging mit Robin, Sihu mit Pete und Francis mit Apenimon. Joris erklärte sich dankend bereit, auf die Pferde aufzupassen, doch sobald er Schüsse hören sollte, sei er zur Stelle.
„Wir öffnen zuerst von vorne, sobald der Aufseher weg ist. So schnell es geht alle raus, dann Türe wieder zu. Sobald er hinten kehrt macht, das gleiche Spiel. So leise und schnell ihr könnt. Wer es nicht rausschafft, bleibt."
Diese Worte hingen schwer in der Luft, doch sie mussten sein. Sie versuchten, so viele zu retten, wie es ging.
Alles andere lag in den Händen des Schicksals.
Als hätten sie es einstudiert, brachen Aponi und Robin die erste Türe. Nach den ersten Schrecksekunden schafften es die beiden, die geschundenen Bewohner des Hüttchens herauszuwinken. Zwei von ihnen waren Dakota-Männer, Mitglieder andere Indianer-Stämme und Afroamerikanische Männer.
Sihu und Pete hatten nicht gleich so viel Glück.
Ein Knacken ließ den Aufseher zurückreiten. Schnell versteckten die beiden sich im Schatten der Dunkelheit, keiner traute sich, zu atmen.
So stand der Aufseher da, Minute um Minute, und starrte auf die Tür der Hütte.
Dann stieg er ab und umrundete die Hütte.
Plötzlich ging alles ganz schnell, Pete hatte eine Holzlatte aufgehoben und zog sie dem Aufseher über den Kopf. Ohne einen Ton sank dieser in sich zusammen.
„Los! Schnell, schnell!" rief er nun und fast gleichzeitig brachen sie die Türen der Hütten aus.
„Rennt! Dakota, hier! Apenimon!"
Im Schwachen Schein des Mondes sah man die Silhoutten, mehr als fünfzig Sklaven huschten in alle Richtungen davon. Schnell hatte sich um die Gruppe eine kleine Anzahl Indianer gesammelt und so schnell die Türen aufgebrochen waren, so schnell waren alle Menschen verschwunden. Die Koppeln wurden geplündert, zu zweit, zu dritt flüchteten die Menschen in alle Richtungen.
Vom Tot des Aufsehers und dem Verschwinden all seiner Sklaven erfuhr Eric Green erst am nächsten Morgen.
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Die Indianerin
Teen FictionAls der junge Siedler Francis mit seinen Männern im Neu-entdeckten Amerika ankommt, scheint für ihn zunächst die Mission wichtig, das sagenumwobene El-Dorado zu finden. Doch als er dann zu einem Indianerstamm kommt und Enola kennenlernt, die halb In...