Liebe auf den ersten Blick

189 6 0
                                    

Francis wurde durch die angestaute Hitze in seinem Zelt geweckt.

Er setzte sich auf und wischte sich den Schweiß aus der Stirn.

Schnell kramte er sich seine Klamotten zusammen und zwängte sich aus dem Zelt.

„Ah, dich wollte ich gerade wecken" kam Charles ihm entgegen.

„Die Frauen haben uns Wasser zum Waschen vorbereitet."

Während in Francis Kopf der Gedanke herumschwirrte, Enola anzutreffen, hatten die Männer anderes im Sinne.

„Vielleicht gesellen sich die Damen ja zu uns" raunte Steve und die anderen lachten.

„Mit ihren schönen, schlanken Körpern."

„Mmh" machte ein anderer. „Die können mir gerne meinen Körper sauber machen, während ich ihnen zeige, was meine Finger so können."

Francis schüttelte den Kopf. „Wenn euch eure Frauen hören könnten" meinte er, doch seine Warnung schien den Männern nicht viel auszumachen.

„Meine vögelt doch eh den Arzt" versetzte Louis und Charles starrte ihn an.

„Wie kommst du auf die Idee?"

„Ach" begann er, „seit unser kleiner da ist, war's das mit unsrem Liebesleben eh, und wie ich von William und Richard mitbekommen habe, hat sie bei deren Frauen vor unserer Abreise von ihm geschwärmt, als sei er Shakespeare höchstpersönlich."

Charles winkte ab. „Ach was, deine Anne wird wohl nichts mit einem Rotschopf anfangen" lachte er und die Männer stimmten mit ein.

„Jetzt lasst uns mal vorgehen und uns waschen. Vielleicht hat ja der eine oder andere von uns Glück."

Die Mädchen hatten den Soldaten in großen Holzbottichen Wasser mit jeglichen Pflanzen zubereitet.

Es war wie eine Genesung, das wohltuende Wasser über die Haut laufen zu lassen und den lieblichen Geruch einzuatmen.

Während sich die Männer ausgiebig wuschen, säuberten und trockneten die Frauen ihre Klamotten. Francis fragte sich, warum diese Menschen so gastfreundlich waren, obwohl ihr Leben wohl kaum einfach war. Täglich diese Hitze, keine richtigen Behausungen, primitives Essen.

Und doch scheinen hier alle fröhlich.

Francis dachte nach. War das nicht das Ziel im Leben? Glücklich zu sein?

Er schaute sich um und beobachtete, wie die Mädchen spielten und die Frauen lachten, wie die Männer ihre Pferde umsorgten.

War es nötig, nach Ruhm und Reichtum zu suchen, oder war man schon reich, wenn man gesund und glücklich war? Als Francis an den Sternenhimmel von gestern dachte, musste er unwillkürlich lächeln. Seine Eltern hätten auch Spaß dran gefunden, diese Menschen kennenzulernen.

„Guten Morgen" nahm er diese liebliche Stimme war und sein Bauch erwärmte sich.

„Schönen Tag, Enola."

Sie gab ihm ein trockenes Tuch und schaute ihm in die Augen. Ihr schien es nicht unangenehm, dass Francis komplett entblößt vor ihr stand.

„Ähm, wegen gestern..." begann sie, doch Francis hob die Hand.

„Ich werde schweigen wie ein Grab."

Sie lächelte, dann drückte sie ihm etwas in die Hand.

„Kaue hier drauf rum. Danach wird etwas aufgeführt, was bei uns Brauch ist, es wäre schön, wenn du deinen Männern befiehlst, Still zu sein."

Die IndianerinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt