Stirb

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Sie stießen auseinander und verteilten sich leise wie Katzen im Camp.

Robin machte einen Wächter schnell ausfindig und zog ihn hinter ein Zelt. Gezielt schlug ihm Aponi auf die Schläfe, ihm gingen sofort die Lichter aus.

Als Pete und Joris den zweiten Aufpasser ebenfalls ausgeschaltet hatten, schlichen Apenimon und Francis auf das größte Zelt zu, welches im Camp aufgebaut war. Dies musste das von Thomas Rolfe sein.

Als sie davorstanden, schaute Francis vorsichtig in das Zelt. Das Bett war leer.

„Er ist nicht da" flüsterte Francis und in dem Moment sahen sie, wie Patric nichtsahnend an ihnen vorbeilief. Apenimon gestikulierte Francis, dass er ihm folgen würde.

Und erst als Francis das zweite Mal, diesmal genauer, in das Zelt schaute, bemerkte er sie.

Sein Herz machte einen Satz, dann schien es stehen zu bleiben.

Sie lag zusammengekauert auf dem Boden, mit dem Rücken zu ihm.

Er trat ein und schlich auf sie zu. Als sie plötzlich ihren Körper anspannte, bemerkte er, dass sie ihn gehört hatte.

„Enola" hauchte er und war in wenigen Schritten bei ihr.

Er kniete sich hin und zog sie an sich. Ihr Gesichtsausdruck war gebrochen und ängstlich, sie schien ein paar Sekunden zu brauchen, um zu verstehen, wer vor ihr saß. Doch als sie dann verstand, begann ihre Unterlippe zu beben und sie begann, stumm zu weinen.

„Pssst, ich bin jetzt bei dir" flüsterte er und drückte sie an sich. „Francis" hörte er seinen Namen schwach aus ihrem Mund. „Francis." Erst jetzt sah er, dass ihre Handgelenke mit einem Seil an dem Bettgestell festgebunden waren. Sie waren überzogen mit Krusten, offenen Wunden und blauen Flecken.

„Ach, sieh mal an" hallte es verächtlich vom Zelteingang zu ihnen.

Noch im Aufstehen zog und lud Francis seine Waffe und zielte direkt auf den fetten Bauch von Thomas Rolfe.

„Ihr habt euch wieder." Sein höhnisches Lachen entblößte seine gelben Zähne. Auch er stand da und zielte mit einer Flinte auf Francis Körper.

„Hab' mich schon gefragt, wann der edle Ritter seine Prinzessin befreien wird" meinte Rolfe bitter und wieder wurde sein Lächeln breiter.

„Was hast du ihr angetan" zischte Francis und der Druck seines Zeigefingers auf dem Abzug wuchs.

Rolfe zuckte selbstgefällig die Schultern. „Zuerst hab ich sie gevögelt und meine Männer haben sie festgehalten. Dann durften ein paar meiner Männer auch Mal und ich habe sie festgehalten. Mann, ich sag dir, wenn sie sich wehren, macht es doppelt so viel Spaß."

Mit einem Blick auf Enola, die auf ihren Knien saß und weinend die Szene beobachtete, meinte er: „Ach, und sie war Jungfrau, als ich sie das erste Mal nahm."

Eine Sekunde später zerrissen unzählige Schrotkugeln den fetten Bauch von Thomas Rolfe.

Enola schrie auf, Rolfe fiel wie ein Sack Mehl um und knallte auf dem Boden auf.

Francis kniete sich neben Enola und begann, das Seil von ihren Handgelenken abzuschneiden.Langsam bahnte sich das Blut ihren Weg durch das Zelt, lief an Francis Schuhen entlang und wurde von Enolas weißem Baumwollhemd eingezogen.

Draußen erklangen Stimmen, Schüsse fielen.

„Schnell, wir müssen hier weg!" Francis zog Enola auf die Beine, doch sie war ausgemergelt und schwach. Ohne zu zögern, warf er sie sich über die Schultern und rannte los.

Vor dem Zelt kam ihm Apenimon entgegen.

„Los!" Weg hier!" Sie rannten durch das Camp, von überall strömten Männer. Pete, Joris und Robin erschossen ohne zu zögern einen nahenden Feind nach dem anderen, machten ihnen den Weg frei.

„Nimm sie" bat Francis und legte Enola Apenimon über die Schultern. Dann zog auch er wieder seine Flinte und baute mit den anderen Männern einen Schutzwall.

Er sah, wie Aponi einem Mann, der auf sie zielte, eine Metallstange über den Kopf zog.

„Weg hier!" Sie sprinteten zu den Pferden, Pete und Joris stiegen auf und gaben den anderen Feuerschutz.

Dann ritten sie, wie ausgemacht, Richtung Osten. Apenimon war mit Enola und den anderen schon weg, doch schnell hatten sie die anderen eingeholt.

Ohne Pferde werden sie ihnen eh nicht folgen können.

Nach einigem Abstand trauten sie sich, die Geschwindigkeit zu reduzieren.

„Enola" hauchte Francis und schaute zu ihr hinüber. Sie saß hinter Apenimon, ihre Arme um ihn geschlungen, ihr Gesicht in seinem Rücken vergraben. „Enola" wiederholte er etwas lauter, nachdem sie nicht reagierte.

„Francis. Lass sie. Sie ist müde" warf Apenimon ein und Francis gab auf. Enola würdigte ihm und ihrer Umgebung keines Blickes, bis sie am Großen See angekommen waren und sich einen Lagerplatz suchten.


Die IndianerinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt