Robin und Joris schnitten den Kleinen von den Ästen des Baumes, doch als er auf dem Boden aufprallte, rollte sein Kopf über den Boden. Schnell, bevor es einer der Dakota sehen konnte, legte Joris den Kopf zurück zu dem Kind auf dem Büffelfell.
„Sie sind einverstanden, alle gemeinsam zu verbrennen, da einzelne Bestattungen, wie sie es kennen, nicht möglich sind. Sie werden ihr Ritual vollbringen und sie in das Jenseits begleiten."
Enola und die anderen Indianer hatten ihr Gesicht schwarz angemalt und so viele Tierhäute gesammelt, wie sie finden konnten. Gemeinsam tanzten die Dakota um den Leichenberg, lautstark sangen und riefen sie ihre Gebete in die Weite des Himmels. Den Männern blieb nichts anderes übrig, als mit Faszination und Trauer zuzuschauen, wie die Toten der Dakota verabschiedet wurden.
Da Dakota ihre Toten eigentlich nicht anzünden, baten sie Francis und Robin, dies zu tun.
Als sich die kleine Gruppe der Dakota zurückzog, ritten die beiden zu dem Leichenhügel und warfen zwei Fackeln darauf.
„Lasst uns gehen, das wollen wir nicht riechen." Ohne Widerrede setzten sich alle auf die Pferde und traten den Weg Richtung Cromwell an. Hinter ihnen stieg die Rauchwolke wie ein Mahnmal in den Himmel.
Wie keine vierundzwanzig Stunden davor erreichten sie den Missisippi. Sie ließen die Pferde weiden und die Frauen zogen sich zum Baden zurück.
„Hey." Francis setzte sich neben Apenimnon, welcher gedankenverloren zwei Hasen häutete.
Er schaute hoch und schenkte Francis ein müdes Lächeln.
„Apenimon, du musst nicht immer stark sein." Er legte dem Indianer die Hand auf die Schulter und nahm sich dann den Fisch.
„Auch du darfst Trauern und Angst haben und müde sein."
Apeinmon schüttelte den Kopf. „Du wirst es verstehen, wenn du selbst einmal Familie hast."
Francis schnitt den Fisch auf und entnahm ihm die Innereien.
„Es ist einfach zu viel für sie, dass alles. Sie war schon immer ein sehr sensibles Mädchen und das nun... ich habe Angst, dass sie kaputt geht." Apenimon band die Hasen an einen Ast, stand auf, hängte sie über das Feuer, dann kam er zurück und setzte sich wieder.
„Sihu ist noch so jung und Aponi hat bereits ihren Ehemann verloren. Die Toten leben in unsren Herzen weiter. Wir müssen stark füreinander sein."
Francis wollte sich gerade den nächsten Fisch holen, als markerschütternde Schreie aus der Richtung kamen, in welcher die Mädchen badeten.
Blitzschnell hatten die Männer ihre Waffen gezogen und rannten in die Richtung, aus welcher die Schreie kamen.
Gerade als sie die Bucht erreichten, sahen sie, wie die Mädchen von einem Bären zurück ins Wasser getrieben wurden. Sihu stolperte und fiel, ihr ganzer Körper tauchte unter und sie ruderte verzweifelt mit den Armen. Enola blieb stehen und wollte nach ihren Armen greifen, doch er Bär rannte ungebremst auf sie zu. Instinktiv stellte sie sich vor Sihu, ging leicht in die Knie und hob die Arme. Mit Gebrüll warnte sie den Bären, doch endlich stehen zu bleiben. Und tatsächlich, eine kurze Sekunde wurde der Bär langsamer.
Nun waren die Männer an der Reihe. Mit lautem Gebrüll rannten sie auf den Bären zu, welcher sofort den Rückzug antrat.
Erleichtert kamen die Frauen aus dem Wasser. Nur in dünnen Leinen bekleidet, pitschnass und mit Angstverzerrten Gesichtern.
„Ein Glück, ich dachte schon, das wars!" rief Enola und fiel Francis in die Arme. „Vielen Dank."
Francis schob Enola eine Armlänge von sich fort.
"Man, das war beeindruckend" meinte er und verzog anerkennend den Mund. "Mutig."
Enola stieg schamesröte ins Gesicht. "ich habe überhaupt nicht gedacht, ich habe es einfach gemacht."
Dann kam Sihu und fiel Enola in die Arme. "Du hast dein Leben für mich riskiert, Mahtowin."
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Die Indianerin
Teen FictionAls der junge Siedler Francis mit seinen Männern im Neu-entdeckten Amerika ankommt, scheint für ihn zunächst die Mission wichtig, das sagenumwobene El-Dorado zu finden. Doch als er dann zu einem Indianerstamm kommt und Enola kennenlernt, die halb In...