𝕶𝖆𝖕𝖎𝖙𝖊𝖑 𝟐𝟎

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„𝕾chauen Sie sich bitte noch im Buch die Seite 201 an. Nächste Stunde werden wir dann mithilfe eurer neuen Erkenntnisse die Alraunen zur Verarbeitung für Zaubertränke vorbereiten. Schönen Tag Ihnen noch!", beendete Sprout endlich ihre Stunde, die sie schon um ein paar Minuten überzogen hatte. Das war mein Startschuss. Ich schulterte meine eben schon gepackte Tasche und verließ als erste das Gewächshaus.

„Na", begrüßte ich Lennon, der lässig an der Außenwand des Gewächshauses lehnte und nun zu mir rüberkam. Unter dem Arm trug er eine Decke und ein Schachspiel.

„Kann's losgehen, dunkle Hexe?"

„Unbedingt! Die helle Seite der Macht hat einen entsetzlichen Untergang zu erwarten", lachte ich teuflisch. Und für einen kurzen Moment war der Siebtklässler mit der so durch und durch weichen Art verwirrt über das Funkeln in meinen Augen.

„So schnell lässt sich die helle Seite nicht unterkriegen", konterte er nach kurzem Stolpern über mein Verhalten.

„Das werden wir ja dann noch sehen", antwortete ich und zügelte mein Grinsen etwas.

Die warme Luft des frühsommerlichen Abends schärfte meinen Verstand ungemein, als wir es uns auf der Decke in der Nähe des Seeufers bequem gemacht hatten. Sanft raschelte das Gras im kühleren Wind und das Wasser rauschte leise. Nach zwanzig Minuten hatte sich eine erschreckend vorteilhafte Lage für Lennon und seine weißen Figuren ergeben.

„Die dunkle Seite scheint ganz schön unterzugehen, hm?", provozierte er, während Lennon meine Dame mit seinem Springer schlug.

„Nimm den Mund nur nicht zu voll!", warnte ich ihn, während mein Turm wiederum den Abtausch forcierte. So zerstörte mein Turm seinen Springer, ein Bauer meinen Turm und schließlich konnte ich meinem Springer befehlen, seinen Turm zu zerstören.

„Schach", kam es mir über die zum Lächeln verzogenen Lippen.

„Jaa, aber noch nicht Matt", zeigte Lennon mir auf und deckte seinen König mit einer Figur, die ich sofort schlug.

„Schach Nummer zwei."

„Klar, jetzt aber nicht mehr." Die weißen Figuren waren der Bedrohung der dunklen entkommen, doch hatten sie dabei übersehen, dass einer meiner Bauern das Schachfeld komplett überschritten hatte. Triumphierend rückte ich an den Rand des Brettes vor, um den Bauern gegen meine Dame einzutauschen.

„Flubberwurm!", fluchte Lennon, als er erkannte, was ich laut aussprach:

„Schachmatt."

Ergeben sah mein Gegenüber dabei zu, wie meine Dame vorzog, um seinen König zu schlagen.

„Gut", gab er zu. „Du hast gewonnen."

Ich nickte zufrieden und ließ mich rückwärts vom vielen Sitzen erschöpft auf die Decke fallen. Verträumt sah ich gen Himmel, der sich langsam orange färbte. In mein Blickfeld schob sich kurz darauf auch ein Blondschopf. Lennon hatte sich neben mich gelegt und stützte seinen Kopf nun auf seinen angewinkelten Arm.

„Ich genieße die Zeit mit dir wirklich total", sagte er und sah mir tief in die Augen.

„Ich auch", stimmte ich ihm zu. „Es tut gut mit jemandem Schach spielen zu können, der nicht ganz hoffnungslos verliert."

„Was? Das ist der einzige Grund?", fragte er gespielt empört.

„Du hältst auch ganz viel von dir, wie?", ging ich grinsend darauf ein.

„Ein bisschen."

𝕯𝖆𝖗𝕶 𝕯𝖊𝖘𝖎𝖗𝖊Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt