𝕶𝖆𝖕𝖎𝖙𝖊𝖑 𝟒𝟐

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„Denk bitte nicht schlecht über mich", bat ich meinen besten Freund.

„Warum sollte ich?", fragte er noch skeptischer, was jetzt kommen würde. „Ivy, bitte. Raus damit!"

„Severus hat mich geschlagen, nicht stark, aber er hat", sprach ich endlich die Wahrheit aus, vor der ich mich so gescheut hatte, sie auszusprechen.

„Also doch", entfuhr es Avery. „Dieser Arsch!"

„Nein, warte", hielt ich ihn auf, direkt aufzuspringen. „Es ist nicht so, wie du denkst. Ja, im ersten Moment war ich auch geschockt, aber dann hab ich entdeckt, dass ich nicht abgeneigt bin, wenn er mir weh tut."

„Richtig weh tut?", fragte Avery. Seine Worte überschlugen sich fast, als er sie aussprach. Statt ihm zu antworten, zog ich mir mein Kleid über den Kopf, was ich trug, und vergewisserte mich kurz, ob nicht doch jemand anderes in der Nähe war. Wenn er schon die Wahrheit erfahren sollte, dann richtig.

Da ich niemanden um uns herum sah, ließ ich die Zauber verschwinden, die ich dank Severus seit einigen Tagen zum Verdecken seiner Spuren nutzen konnte. Nur noch in Unterwäsche saß ich vor Avery, der meinen Körper und all die nicht dort hingehörenden Verfärbungen schockiert betrachtete.

„Bei Merlin!", stieß er erschrocken hervor und schlug sich eine Hand vor den Mund. Sein Blick blieb auf den noch immer leicht sichtbaren Striemen auf meinen Oberschenkelinnenseiten hängen. Die Narbe an meinem Arm war fast komplett verblasst. Dafür wurde mein Dekolleté von mehreren neuen Bissspuren und Knutschflecken gezeichnet.

„Bitte warte, bevor du was sagst", versuchte ich Avery zu beruhigen. „Severus tut nichts, was ich nicht will. Ich kann außerdem jeder Zeit sagen, dass es mir zu viel wird."

„Aber... du zerstörst doch deinen Körper vollkommen. Er zerstört deinen Körper!"

„Ich sehe ein, dass es vielleicht gesünder wäre, weniger auf Schmerzen zu setzen, aber zerstören ist was anderes", versuchte ich, mich zu erklären, während ich meinen Körper wieder unter meinem Kleid und schließlich den Zaubern versteckte. Es war mir unangenehm diese Spuren so offen zu zeigen, immerhin musste ich mir damit eingestehen, dass ich genau auf diese Zerstörung, wie Avery es nannte, stand. „Mich macht es unglaublich an, wenn er mir Schmerzen zufügt. Ich weiß, das hört sich seltsam an – so hat es sich für mich auch am Anfang angefühlt, als ich das an mir entdeckt habe -, aber es ist wahr."

„Und du bist dir sicher, dass Snape dich zu nichts gedrängt hat? Er hat dich nicht verflucht, oder sowas?", fragte Avery langsam und scheinbar bemüht so viel Verständnis aufzubringen, zu dem er fähig war.

„Ich bin mir sicher. Es ist vor Wochen nichts passiert, was ich nicht wollte. Und vor allem jetzt passiert nichts, was ich nicht will. Es ist alles gut", versicherte ich ihm. „Du brauchst dir wirklich keine Sorgen zu machen."

„Es- Ich weiß nicht, was ich sagen soll", gab Avery zu.

„Das macht nichts. Nimm dir Zeit."

„Ja, vielleicht widmen wir uns doch erst mal der Kräuterkunde, wenn es dir nichts ausmacht", schlug er überfordert vor.

„Klar, kein Ding."

Es fiel mir zwar schwer, einfach so schweigend bei meinem besten Freund zu sitzen, der sichtlich nichts in seinem Buch las, sondern völlig in Gedanken versunken dasaß, aber ich riss mich zusammen, ihm die Zeit zu geben, die er brauchte und tröstete mich damit, dass er immerhin nicht direkt weggerannt war. Tatsächlich schaffte ich es, meine erdrückenden Gedanken abzuschalten, und wirklich effektiv etwas zu lernen, bis Avery wieder seine Stimme erhob:

„Gefällt es Snape, dich zu verletzen?", fragte er ernst.

„Indirekt", gab ich wieder, was Severus mir selbst erklärt hatte, nachdem ich es nicht fertiggebracht hatte, auf seine Bitten hin, ihm weh zu tun. „Es genießt die Wirkung, die die Schmerzen auf mich haben. Dabei interessiert ihn nicht, wie meine Qual auf ihn wirkt."

Verwirrt sah er mich an.

„Es ist nicht meine Qual, die ihm daran gefällt, sondern, dass ich gefallen an diesen Qualen finde", versuchte ich es ein zweites Mal.

„Und da bist du dir sicher?"

„Ja", stimmte ich zu. „Da bin ich mir ziemlich sicher."

„Ich kann dir sagen... Du überforderst mich, aber ich denke, wenn ihr euch wirklich einig seid, was ihr da tut, dann sollte ich mich euch auch nicht in den Weg stellen", sagte er stockend.

„Du bist ein Schatz", sagte ich sofort und umarmte ihn. „Danke dir!"

„Aber wenn sich etwas ändern sollte, wenn etwas nicht so läuft, wie du es willst, dann wehre dich bitte. Und komm auch gerne zu mir. Ich bin für dich da."

𝕯𝖆𝖗𝕶 𝕯𝖊𝖘𝖎𝖗𝖊Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt