(Ich hab das Gefühl hier lieber eine Triggerwarnung vorzusetzen. Zwar zieht sich Gewalt durch das gesamte Buch, aber gerade das Kapitel könnte triggern...)
„Dass du mich nicht berühren sollst, gilt nur für Unterrichtsstunden und nicht für leere Gänge mitten in der Nacht", versuchte ich also fast schon um seine Nähe zu betteln.
„Ivy, du wirst mich zu keinen sexuellen Handlungen auf den Fluren von Hogwarts' überreden können", sagte Severus ruhig und bestimmt. „Es ist zu gefährlich."
„Du bist doch sonst nicht so vorsichtig!", beschwerte ich mich verzweifelt. „Es ist niemand hier, bitte."
„Nein", wollte er die Diskussion beenden, hatte er jedoch nicht mit meiner Hartnäckigkeit gerechnet. Wütend trat ich näher auf ihn zu. Er würde seine Meinung schon noch ändern, wenn ich mich nur geschickt genug anstellte.
„Severus, ich kann seit Mittwoch an nichts anderes mehr denken als deine Berührungen, deine Stimme und die Schmerzen, die du mich spüren lässt. Ich will all das mehr als je zuvor und jetzt weist du mich zurück?"
„Du solltest lernen, deine Gedanken zu kontrollieren", kommentierte er bloß emotionslos.
„Bitte", sprach ich verzweifelt und kam diesmal etwas schneller auf ihn zu. Er wich aus.
Jedenfalls versuchte er es, aber die Scherben, die meine Öllampe hinterlassen hatte, brachten Severus zum Fallen. Rückwärts stolperte er zu Boden, seine Hände zum Auffangen nach hinten gestreckt.
„Scheiße!", gab er von sich, als seine Hände auf den Scherben aufkamen und sie blutig rissen.
„Merlin!", entfuhr es mir erschrocken. Sofort wollte ich ihm aufhelfen. „Es tut mir leid, das wollte ich nicht", entschuldigte ich mich zerknirscht, während Severus mich kurz abschätzend von unten betrachtete. Schließlich stand er ohne meine angebotene Hilfe in Anspruch zu nehmen auf. Bedrohlich baute er sich vor mir auf.
„Also gut", sagte er mit leiser, aber durchdringender Stimme, während er mir seine blutenden Hände entgegenstreckte. „Wenn du es so sehr willst, musst du auch dafür arbeiten."
Verwirrt sah ich meinen Professor an. Mir steckte immer noch der Schock über seinen Sturz in den Knochen, dass ich zu keinem klaren Gedanken fähig war. Ich fühlte mich schuldig im Anblick seiner verletzten Hände.
„Verletz mich, Ivy", forderte er. „Vielleicht komme ich dir dann näher."
Erschrocken löste ich meinen Blick von seinen Händen und sah ihm in die dunklen Augen. Er schien seine Forderung tatsächlich ernst zu meinen.
„Das kann ich doch gar nicht", stotterte ich ihm entgegen und schloss seine Hände vor mir sanft zu Fäusten. „Wir sollten uns um deine Verletzungen kümmern."
„Ganz im Gegenteil", hielt er mich davon ab, ihn in Richtung seines Büros zu schieben. „Wie gesagt; verletz mich. Hier und jetzt, wenn du es unbedingt hier haben willst."
Ich schüttelte meinen Kopf. „Nein, warum sollte ich?"
„Weil ich dich darum bitte", entgegnete Severus mir, der meine Bedenken zu verstehen schien. „So wie du mich darum bittest, dir Schmerzen zuzufügen, tue ich das jetzt auch mal."
„Ich kann das doch nicht", wiederholte ich mich nur weiterhin völlig verdattert.
„Versuch es." Severus bückte sich. Keine Sekunde später legte er mir eine Scherbe in die Hand, die er vom Boden aufgehoben hatte. „Ich weiß, dass du das kannst."
Abschätzend betrachtete ich das Stück Glas in meiner Hand. Es war scharfkantig und würde sicherlich gnadenlos tiefe Schnitte auf Severus' Haut hinterlassen; vorausgesetzt, ich wollte das.
„Fang einfach auf meinem Arm an", wies er mich an und hielt ihn mir mit hochgezogenem Ärmel entgegen. Mit der anderen Hand griff er nach meiner, um sie mit der Scherbe darin knapp vor seiner Haut zu positionieren. „Ich will, dass du das tust."
„Aber-"
„Keine Widerrede mehr", fiel er mir bestimmt ins Wort. „Du tust jetzt, was ich dir sage."
Mit unruhiger Hand zog ich die Scherbe kraftlos und knapp über seine Haut. Dabei sah ich wie paralysiert dabei zu, wie sich in einem kleinen Striemen Blutstropfen sammelten. In einer gesammelten Spur liefen sie fast schon genauso zögerlich wie ich ein kleines Stück über seinen Arm. Es war kaum genug Blut da, sodass die Spur versiegte, bevor ein Tropfen zu Boden fiel. Mehr als ein kleiner Strich roten Blutes war es nicht.
„Geht doch", kommentierte Severus fast schon ungeduldig. „Drück die Scherbe in eine meiner Wunden."
„Nein, ich-"
„Ivy, du brauchst keine Hemmungen zu haben. Ich halte mehr aus, als du denkst. Außerdem würde dieser kleine Striemen auch bei dir nicht einmal für ein Stöhnen reichen. Denkst du wirklich, du schaffst es, meine Grenze zu überschreiten?"
Nachdrucksvoll zog er mit seiner freien Hand nun meinen Körper an seinen, ließ aber Platz für das, was er mir aufgetragen hatte. Mit dem Kopf schüttelnd suchte ich nach einer Wunde, die dieser Aufgabe gewachsen war, fand schließlich eine und stupste sie kurz mit der Scherbe an. Severus gab ein abfälliges Schnauben von sich.
„Tu es oder geh zurück in deinen Schlafsaal, kleines Mädchen!"
Es kostete mich Überwindung. Irgendwie schaffte ich es. Mit einem Mal war die Scherbe mit der Spitze in seiner ohnehin schon blutenden Wunde am Handballen verschwunden. Den Druck erhöhend sah ich dabei zu, wie sich ein kleiner Schwall Blut über seine Hand ergoss. Seiner Kehle entfuhr ein tiefes Seufzen.
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𝕯𝖆𝖗𝕶 𝕯𝖊𝖘𝖎𝖗𝖊
أدب الهواةEs sollte nur ein Experiment werden. Dass dem routinierten Zaubertränkeprofessor Snape auch mal ein Experiment misslingt, hätte er nicht erwartet; auch seine Schülerin nicht. Ahnungslos, auf was Ivy Hale sich da einlässt, stolpert sie in eine etwas...