𝕶𝖆𝖕𝖎𝖙𝖊𝖑 𝟐𝟓

133 11 0
                                    

„Du hast mir heute viel zu viel Aufmerksamkeit auf dich gezogen", begrüßte Severus mich zu meiner Nachhilfe, kaum dass die Tür zu seinem Büro geschlossen war. „Wieso zeigst du die Rötung deiner Wange so offensichtlich?"

„Ich kenne den Zauber nicht, um das zu verbergen", antwortete ich.

„Tze", machte Severus überaus abwertend. „Dann gehe ich davon aus, dass du auch nicht ausfindig machen konntest, was Sectum Sempra für ein Fluch ist, oder?"

„Oh doch", erwiderte ich. „Du hattest von Anfang an geplant, mich gestern in die Besenkammer zu schicken. Egal, wie ich mich verhalten hätte, du hättest eine Ausrede gefunden, mich rauszuschmeißen!"

„Sieh an", sagte Severus zufrieden. „Du scheinst das Buch in der Kammer gesehen zu haben."

„Allerdings."

„Warum denn so aufgebracht? Es ist doch kein Vergehen, mein altes Schulbuch in der Kammer liegenzulassen."

„Nein, das nicht. Aber mich vor den Augen aller zur Schnecke zu machen, findest du okay?"

Severus lachte nur leise, verzog dabei aber kaum Miene.

„Natürlich findest du das in Ordnung." Aufgebracht schüttelte ich meinen Kopf. „Idiot!"

„Ivy", unterbrach Severus mich äußerst wirkungsvoll. So selten sprach er meinen Vornamen aus, dass ich diesen Klang aus seinem Mund regelrecht genoss. „Wir spielen nach meinen Regeln, schon vergessen?"

„Und du weißt ganz genau, dass ich mich ungerne an Regeln halte."

„Gut", lenkte Severus ein, trat an mich heran und zog mich an sich. Erwartungsvoll sah ich ihm in die Augen, die mich eindringlich betrachteten. „Ich verrate dir ein paar Zauber zum Verdecken von Rötungen und Narben und als Gegenleistung kann ich alles mit dir machen, was ich will. Wirklich alles."

„Du berührst mich nie wieder während der Schulzeit. Das ist zu auffällig", forderte ich, ohne auf sein zugegeben verlockendes Angebot einzugehen.

„Meinetwegen", nickte er. Dann nickte auch ich.

„Aber zuerst verrätst du mir die Zauber."

„Besser noch", sagte Severus. „Ich schreib sie dir auf. Du vergisst sie sonst."

Und ich sah zu, wie Severus sich lächelnd von mir löste, um an seinen Schreibtisch zu treten, wo er nach seiner Feder griff. Gebannt sah ich meinem Professor beim Schreiben zu, wie er über das Pergament gebeugt dastand. Seine langen Haare fielen ihm tief in die Stirn und verdeckten mir die Sicht auf seine dunklen Augen, die sich fest auf die Tinte gerichtet hatten.

„Starr mich doch nicht so an. Ich kann deinen Blick ja förmlich auf mir spüren", meinte er nach ein paar Augenblicken der Stille. Seine Stimme war so ruhig wie noch nie; er so sanft wie noch nie.

„Bild dir nichts drauf ein", sagte ich unbeholfen, da ich mit seiner plötzlichen anderen Seite nicht umgehen konnte. Wieder lachte er leise.

„Ich kann dein Herz förmlich schlagen hören, Ivy. Natürlich bilde ich mir was darauf ein."

„Das kann gar nicht sein", widersprach ich ihm sofort, musste allerdings gedanklich einräumen, dass er recht hatte; mein Herz raste gerade förmlich. Vermutlich hatte ich zu viel Kaffee getrunken, den ich in größeren Mengen kaum vertrug. Aber in den letzten Tagen hatte ich so wenig geschlafen, dass ich mich kaum noch anders wachhalten konnte.

„Jetzt schiebs nicht auf den Kaffee", sagte Severus, der seine Feder beiseitelegte und mit dem Pergament zu mir zurückkam. Ich schluckte, als er es mir überreichte. Ich zwang meine Finger dazu, nicht zu zittern, als ich danach griff und den Zettel einsteckte.

„Hör auf, meine Gedanken zu lesen", verlangte ich etwas verlegen.

„Ich lese nicht deine Gedanken, sie reden mit mir", verbesserte Severus mich, der wieder unmittelbar vor mir stand. Beschämt senkte ich meinen Kopf, um zu verbergen, dass nun auch noch meine zweite Wange leicht errötete.

𝕯𝖆𝖗𝕶 𝕯𝖊𝖘𝖎𝖗𝖊Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt