𝕶𝖆𝖕𝖎𝖙𝖊𝖑 𝟑𝟖

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„Deinen Abschluss bekommst du", räumte Severus sofort ein.

„Gut, das ist nämlich auch ein Punkt, über den ich mit dir reden wollte", meinte ich etwas zerknirscht. Mir war es unangenehm, ihn darauf anzusprechen, was Avery gestern aufgeworfen hatte. „Sollte sich etwas zwischen uns ändern – was ich nicht glaube", beeilte ich mich einzuschieben. „Dann musst du mir unter allen Umständen meinen Abschluss garantieren. Gefühlt hängt mein ganzes zukünftiges Leben davon ab."

„Warum sollte sich etwas zwischen uns ändern?", fragte Severus ernst und suchte meinen Blick. Scheu erwiderte ich:

„Avery meinte das. Bis gestern hab ich da auch noch nicht drüber nachgedacht. Aber wenn sich etwas ändern sollte, dann hab ich vielleicht ein Problem, verstehst du?"

„Nein, nicht durch mich."

„Du versprichst mir, dass, egal was passiert, du dich meinem Abschluss nicht in den Weg stellen wirst?"

„Ich verspreche dir, dass, wenn du eine vernünftige Prüfung ablegst - also einen guten Aufsatz und einen Trank -, du deinen Abschluss von mir bekommst. Ich werde dich genauso bewerten wie alle anderen."

„Ja", stimmte ich sofort zu. „Das will ich auch. Genau das. Ich wollte dich auch eigentlich gar nicht darum bitten, dass du mir meinen Abschluss schenkst. Ich hab es nur blöd formuliert und-"

„Ich weiß. Du kriegst von mir das Okay zu deinen UTZs, wenn deine Zaubertrank-Prüfungen den Anforderungen entsprechen – egal, was sonst sein sollte."

„Okay", sagte ich unglaublich erleichtert. Ich merkte förmlich wie mir ein riesen Stein vom Herzen fiel, von dem ich nicht einmal geahnt hatte, wie groß er war. „Danke."

„Das sollte selbstverständlich sein, Ivy", meinte mein Professor mit dem Anflug von Strenge in seiner Stimme.

„Ich weiß."

„Gut", nickte Severus. „Gibt es sonst noch was, worüber du reden willst?"

„Ich denke nicht."

„Dann hab ich noch eine Frage: Was hast du nach deiner Schulzeit vor?"

Verwundert von der Frage runzelte ich meine Stirn und musste tatsächlich überlegen. Im Prinzip beschränkte sich seit Monaten mein Blick auf diesen einen Tag in zwei Wochen; wo wir unsere UTZs überreicht bekommen würde, kurz vor dem Abschlussball. Nicht einmal an ein Kleid zu diesem Anlass hatte ich gedacht, nur an meine UTZs.

„Ich weiß es nicht", gab ich also zu und war selbst etwas überrascht von meiner Antwort.

„Keinen Wunsch, was du werden willst?", hackte Severus ungläubig nach.

„Nein, Hogwarts war immer mein Zuhause. An mehr habe ich nie gedacht."

„Es kann unmöglich dein Wunsch sein, bis an dein Lebensende in diesem Schloss zu bleiben", scherzte Severus und ich hörte den bitteren Beigeschmack heraus, den er seinen Worten beimaß.

„Ist das denn deiner?", fragte ich unvermittelt.

„Nein, das war nie mein Wunsch. Es hat sich eben so ergeben und ich bin mehr oder weniger gut damit durchgekommen", meinte er etwas sarkastisch und deutete auf die matt roten Narben an seinem Hals, die nun kaum noch von seiner Kleidung verdeckt wurden. Etwas beschämt senkte ich meinen Kopf.

„Es tut mir leid", nuschelte ich. „Ich weiß eigentlich absolut nichts von dir."

„Und das war immer mein Ziel; dass niemand mehr über mich weiß, als nötig", räumte er sofort ein. „Glaub' mir, es ist besser so. Für dich und für mich."

„Aber-"

„Akzeptiere es einfach", unterbrach er mich keineswegs auf seine sonst so bestimmende Art. „Vielleicht öffne ich mich dir irgendwann mal, aber eigentlich ist das untypisch für mich."

„Irgendwann?", fragte ich leise und zögerlich. „Du willst, dass das mit uns – was auch immer es ist – länger hält?"

„Du nicht?"

„Doch", kam es mir schneller über die Lippen, als ich es hätte denken können. „Ich will, dass es viel länger hält."

„Das gefällt mir, hübsche Frau", schmunzelte er und griff schon wieder nach meiner Krawatte. „Unser Gespräch war doch beendet, oder?"

„Ich... denke schon", stammelte ich.

𝕯𝖆𝖗𝕶 𝕯𝖊𝖘𝖎𝖗𝖊Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt