KAPITEL 2

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L E A N D E R     P. O. V.

Ich spielte an den Ketten meiner Handschellen herum, die es mir verboten, aus diesem Drecksloch zu entkommen. Der Stuhl war unbequem, die Luft stickig, der Raum viel zu sauber und steril. Typisch Verhörzimmer. Breitbeinig lehnte ich mich zurück und wartete auf meinen Foltermeister. Der “Meister” war zwar nur ein FBI-Agent und die “Folter” nur ein Verhör, bei dem ohnehin nichts für ihn heraussprang. Doch seine dummen Fragen und langweiligen Drohungen waren regelrechte Folter. 

Die Tür ging auf und der Gefängnisleiter höchstpersönlich trat in den Raum. Ich schenkte ihm ein viel zu breites Grinsen und sah ihm seelenruhig zu, wie er eine Mappe auf dem Tisch aufknallen ließ und sich mir gegenüber setzte. 

“Mr. Rodriguez”, begrüßte er mich mit einem Beilauf von Verabscheuung. 

Ich nickte ihm zu, “Chris.” Es war schon frech genug, Mr. Johnson so persönlich beim Vornamen zu nennen. Doch seitdem er mich vor zwei Monaten hier eingesperrt hat, gelang das ganze hier für mich auf eine sehr persönliche Schiene. Er war der Gefängnisleiter und gleichzeitig ein FBI-Agent, der die Ermittlungen gegen mich und meinen Boss leitete. 

Chris räusperte sich und schlug die Mappe mit den Beweisbildern auf, die meine Spionage auf einen der reichsten CEOs der Stadt belegten. 

Gut, zugegeben: Ich war unvorsichtig und wurde deshalb erwischt. Doch es war nur eine Frage der Zeit, bis Jack und die anderen mich hier rausholten. Und bis dahin konnte ich wenigstens die Nähe zu unserem größten Feind ausnutzen, um ihm auf den Sack zu gehen. Mein Kollege hatte nicht so viel Glück. Er wurde bei der Verhaftung erschossen, womit Chris nur Jacks Wut auf sich gezogen hat

“Sie sind nun seit zwei Monaten hier. Ich habe es Ihnen schon oft gesagt, aber sobald ich heute diesen Raum heute verlasse, ist mein Angebot hinfällig und ich werde dafür sorgen, dass Sie den Rest Ihres erbärmlichen Lebens in kompletter Isolation in einem Rattenloch verbringen."

Wow. Chris gab sich nicht einmal die Mühe, seine Drohungen individueller zu gestalten. 

Als ich nur unbeeindruckt schwieg, fuhr er fort: “Alles, was ich von Ihnen will, ist ein Phantombild Ihres Bosses. Und seinen Aufenthaltsort.”

Ich ließ meinen Kopf erst zur Seite und dann nach hinten fallen und lachte auf. “Jack Whitlaw ist überall. Er hat mehr Aufenthaltsorte, als Sie Haare am Sack haben. Selbst, wenn ich Euch einen nenne, ist die Chance 1 zu 100, dass er dort ist. Und sein Gesicht wird Euch nichts bringen.”

“Und Ihnen wird Ihre Sturheit nichts bringen”, konterte Chris, wobei ich bemerkte, wie seine Geduld langsam zu Ende ging. 

Ich sah ihn amüsiert an und lehnte mich weit zu ihm nach vorne. Er schreckte nicht einen Millimeter zurück. “Denken Sie ernsthaft, Sie können gegen uns gewinnen? Wir sind die Mafia, mein Lieber. In ein paar Tagen bin ich hier raus. Aber keine Sorge, ich schicke Ihnen und Ihrem Team ein Souvenir."

Chris schnaubte angespannt aus.

“Wobei ich sagen muss...” Ich lehnte mich wieder entspannt zurück. “Ich bin wirklich enttäuscht. Das hier ist das größte Gefängnis der Stadt und trotzdem zugleich ein lächerlicher Kinderspielplatz.” Ich lachte vergnügt, als ich daran dachte, wie alle anderen Insassen stets einen großen Bogen um mich machten. 

Denn die wissen es. Ich weiß es. Und Chris weiß es auch. Ein Mitglied der meistgesuchten Mafia zu verhaften und einzusperren zieht nur negative Konsequenzen mit sich, anstatt ihm einen Vorteil zu verschaffen. Zumindest, wenn der Insasse - also ich - zum inneren Kreis des Bosses gehört und keine Anstalten zeigt, den Mund aufzumachen. 

Mafia RipperWo Geschichten leben. Entdecke jetzt