KAPITEL 19

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L I A     P. O. V.

Als ich heute Morgen aufwachte, dröhnte mir der Schädel. Entweder es lag an der Tatsache, dass es der Tag meiner Hochzeit war, oder es hat etwas damit zu tun, dass ich keinerlei Erinnerung an gestern Abend hatte. Das Letzte, woran ich mich erinnere war, dass Lorence zu Leander und mir ins Wohnzimmer kam. Danach war alles weg.  

“Hattest du schonmal einen Blackout?”, fragte ich Ruby, die gerade damit beschäftigt war, meinen Schleier am Kopf zu befestigen. 

“Klar”, antwortete sie, “Ich glaube, das passiert jedem früher oder später mal.”

“Gibt es eine Möglichkeit, die Erinnerungen wieder zu bekommen?”

“Klar”, machte sie mir Hoffnung, “Frag einfach alle, die dort waren, was passiert ist.” Und meine Hoffnung zerplatzte. 

Toll, darauf bin ich auch gekommen. Aber die vier zu fragen, was gestern Abend passiert ist, war mir zu peinlich. Vielleicht war es besser, wenn ich es gar nicht erst hinterfrage. 

“Bist du bereit?”, fragte Ruby und fasste mir an die Schultern.

“Kann man für sowas bereit sein?” Angesichts der Umstände war das eine rhetorische Frage, die keiner Antwort bedarf. Ruby zuckte mit den Schultern. “Also ich wäre es.”

“Du wärst bereit, Jack zu heiraten?”, hinterfragte ich ihre Aussage verstört.

“Gott nein!”, brach sie heraus, was mir nicht gerade ein besseres Gefühl verschaffte, “Ich meinte allgemein das Heiraten. Ist das nicht der Traum eines Jeden?”

Sagt diejenige, die nicht zu einer Hochzeit mit einem Mafiaboss gezwungen wird. Ruby lächelte mich verträumt an. “War das nicht auch dein Traum?”

“Nein”, gab ich monoton zurück. Ruby winkte ab. “Wie auch immer.” Sie drehte den Spiegel um und ließ mich mich betrachten. “Was sagst du?”

Ich versuchte die richtigen Worte zu finden, ohne komplett emotionslos zu wirken. “Ganz schön weiß.”

Ruby blinzelte.

“Und... wunderschön.” Es klang mehr nach einer Frage, als einer Meinung. Doch sie stellte Ruby zufrieden. 

Plötzlich ertönte ein Klopfen an der Tür und jemand kam herein. Bevor ich sehen konnte, wer es war, riss Ruby die Arme hoch und schimpfte: “Hey, raus hier! Ihr dürft die Braut nicht vor der Hochzeit sehen.” Ruby wurde einfach zur Seite geschoben und Leander, Lorence und Valencio kamen herein. “Wir sind aber nicht der Bräutigam, sondern nur die Trauzeugen.”

Ruby verdrehte die Augen und räumte in der anderen Ecke des Raumes die ganzen Sachen auf. Ein Pfeifen ertönte und Leander musterte mich von oben bis unten. “Nicht schlecht. Habt ihr gut ausgesucht.” Obwohl es ein Kompliment war, erwiderte ich nichts darauf. Ich war nach wie vor nicht freiwillig hier. 

“Was wollt ihr?”, fragte ich und stemmte die Arme in die Hüften. Lorence trat einen Schritt vor und fragte zögerlich: “Was ist gestern Abend passiert?”

“Das wollte ich eigentlich euch fragen”, gestand ich und kassierte einige verwirrte Blicke. “Wieso uns?”, fragte Valencio und ich warf die Hände in die Luft. “Na, weil ich auch nichts mehr weiß. Ihr habt mich doch abgefüllt. Von alleine hätte ich nie was getrunken.”

Lorence wollte gerade protestieren, da teilte Leander ungefragt seine Erfahrung, die niemanden interessierte: “Alles was ich weiß ist, dass ich halb nackt aufgewacht bin und über etliche Sachen gestolpert bin, die in der Küche auf dem Boden lagen.”

Wer verteilt bitte besoffen Sachen auf dem Boden?

“Fragt doch Jack, was er weiß”, drehte ich ihnen insgeheim meine Arbeit an.

Mafia RipperWo Geschichten leben. Entdecke jetzt