KAPITEL 17

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L I A     P. O. V.

Ich stand auf dem Parkplatz und ließ nervös meinen Fingerrücken über meine Lippen streichen. Ich musste mich irgendwie ablenken, um nicht an das zu denken, was mir bevorstand. So schön das hellblaue Kleid, das ich trug, auch aussah, der Anlass machte mir Angst. Jacks Familie kennenzulernen stand nicht gerade weit oben auf meiner Prioritätenliste. Aber ich wollte es auch unbedingt hinter mich bringen. 

Ich wartete schon ewig mit Lorence und Valencio an den Autos. Ruby brauchte länger als erwartet und Jack und Leander wollten noch im Haus auf sie warten. Bei Leander konnte ich mir denken, wieso. Doch bei Jack war ich mir nicht sicher. Wahrscheinlich wollte er mich nach gestern Abend einfach nicht mehr sehen. Und ich ihn auch nicht. 

Wegen dem Massaker oder dem, was davor zwischen euch passiert ist? Oder besser gesagt fast passiert wäre.

Beides.

“Na endlich”, stöhnte Lorence genervt und lenkte meine Aufmerksamkeit auf die anderen, die gerade auf uns zukamen. 

“Halt die Klappe”, sagte Ruby und steuerte direkt mich an, “Komm, du kannst bei mir mitfahren.”

“Nein, wird sie nicht.” Jack stellte sich vor mich und sperrte mit einem Knopfdruck das Auto auf. “Sie kommt mit mir.” 

Ruby verdrehte die Augen und ging mit Lorence und Leander zu ihrem Wagen. Ich hatte die Ehre mit Jack und Valencio zu fahren. Da ich Jacks Ärger auf mich nicht noch vergrößern wollte, stieg ich ohne großes Theater hinten ein. 

- - -

Fuck, unter einem Familientreffen habe ich mir was anderes vorgestellt. Ich habe von Anfang an hinterfragt, wieso man sich für dieses Treffen so schick kleiden musste. Doch jetzt verstand ich es. Diese Veranstaltung ähnelte eher einem Ball als einem normalen Treffen.

“Es gibt viel Verwandtschaft", erklärte Ruby beiläufig, als sie meinen Blick bemerkte.

Wir brachten die Türschwelle hinter uns und betraten den Saal. Direkt steuerte uns ein etwas älteres Ehepaar an. Ich dachte zuerst, es seien Jacks Eltern, doch sie kamen direkt auf Ruby zu und schlossen erst sie und dann Lorence in den Arm. Erst jetzt bemerkte ich, dass die Frau ein Baby im Arm hielt.

“Hey, Jasper”, begrüßte Ruby ihren Sohn in einer herzlichen Stimme und nahm ihn selbst in den Arm. “Oh, Mutter, sieh her.” Ruby streckte ihren freien Arm nach mir aus. “Das ist Lia. Ich habe dir von ihr erzählt.”

Ach, hat sie?

Ich lächelte und gab erst ihrer Mutter und dann ihrem Vater die Hand. “Freut mich, Sie kennenzulernen.” Das war gelogen, aber das war nur das erste von vielen Malen heute. 

Ich spürte eine Hand an meiner Schulter und drehte mich zu Jack. Er sagte nichts, sondern nickte nur unauffällig zur Seite. Ich folgte seinem Blick und sah ein weiteres Paar auf uns zukommen. 

“Jack”, begrüßte der Mann ihn und breitete die Arme aus. Während Jack sich mit seinem Vater unterhielt, wandte seine Mutter sich mir zu. “Du musst Lia sein.”

“Ja.” Ich streckte meine Hand aus. “Es freut mich sehr, Sie endlich kennenzulernen, Mrs. Whitlaw.” Und die nächste Lüge. Aber wenn ich Jack heiratete, war es wichtig, dass mich seine Mutter zumindest nicht hasst. 

Die Frau sah stirnrunzelnd auf meine Hand. In der nächsten Sekunde begann sie breit zu grinsen und breitete die Arme aus. “Bitte.” Ohne Vorwarnung schloss sie mich in die Arme. “Nenn mich Elena.”

Etwas überfordert erwiderte ich ihre Umarmung. Elena löste sich und hielt mich an den Schultern fest. “Lass dich ansehen.” Sie musterte mich von oben bis unten und schnalzte mit der Zunge. “Was hat mein Sohn getan, um so ein hübsches Ding, wie dich zu verdienen?”

Mafia RipperWo Geschichten leben. Entdecke jetzt