KAPITEL 26

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L I A     P. O. V.

Ich stand allein in der Küche und schnitt mir einen Apfel auf. Es war bereits nachmittags, aber dieses verdammte Betäubungsmittel hatte mich nochmal für mehrere Stunden lahmgelegt. Nachdem ich mich fertig gemacht hatte, bekam ich Heißhunger auf Früchte. Lorence war als einziger noch hier. Und Kate natürlich. 

Sie stampfte gerade in die Küche und legte ihr Kinn auf meiner Schulter ab. “Morgen”, murmelte sie verschlafen. Ich drehte meinen Kopf zu ihr, sodass sich fast unsere Nasen berührten und sagte erstmal nichts. Sie sah mich nur an. 

“Weißt du, was gestern Abend passiert ist?”, fragte ich sie prüfend und schnitt weiter mein Obst. Kate griff über meine Schulter und klaute sich ein Stück Apfel. 

“Kate.” Sie drehte sich um und hievte sich auf die Kücheninsel. Ich lehnte mich mit dem Rücken gegen den Tresen und verschränkte die Arme vor der Brust. Kate biss sich auf die Lippen und sah mich unschuldig an. 

Ja, ich erinnerte mich noch daran. Dass ich Kate zusammen mit Lorence gesehen habe. Und als wäre das noch nicht genug, hatten Ruby und Leander letzte Nacht auch was laufen.

Kate biss von dem Apfelstück ab und ich legte mein Wasserglas an meine Lippen an, ehe Lorence in die Küche kam. Er sah keine von uns beiden an, sondern ging direkt zum Kühlschrank und nahm sich eine kalte Flasche Wasser raus. Als er sich umdrehte, bemerkte er meine und Kates Blicke auf sich. “Ist was?”

Ich nippte an meinem Glas und musterte ihn skeptisch. Ob er wohl noch alles wusste? Mein Verdacht bestätigte sich, als er Kate erst einen normalen Blick und dann ein heimliches Grinsen zuwarf. Sie sah ihn verführerisch an, beließ es aber dabei und ließ ihn wieder aus der Küche gehen. 

“Also ja”, beantwortete ich meine Frage an sie selbst. Kates Blick traf wieder mich und sie hob verteidigend die Hände. “Hey, ich kann meinen Seelenfrieden damit finden.”

Ich lachte nur und schüttelte den Kopf. 

“Weißt du, worauf ich jetzt Lust hätte?”, wechselte sie das Thema, bekam aber meine Aufmerksamkeit. “Hm?”

“Einen Eiskaffee. Oh, und ein Croissant.” Sie streckte flehend die Hände nach mir aus. “Falls du nochmal in Paris tanzt, will ich mit, um wenigstens einmal dort Croissants zu essen.”

Ich lächelte und konnte ihre Sehnsucht verstehen. Das Essen hier war wirklich extrem gut. Aber mich sehnte es mit der Zeit auch hin und wieder mal nach etwas Einfachem. Etwas, das man bei einem Städtetrip mit der besten Freundin in einem kleinen Café kaufte. 

“Lass uns in die Stadt fahren”, schlug ich dann vor, ohne überhaupt vorher nachzudenken. Kate riss die Augen auf. “Das dürfen wir?”

Falsch. Das war das erste Hindernis. Doch jetzt, wo der Gedanke ausgesprochen war, konnte ich ihn nicht mehr zurücknehmen. “Nein... Aber wir könnten es ja trotzdem tun. Wir könnten ein Auto nehmen und den Tag in der Stadt verbringen. Zusammen.”

Kate sprang von der Kücheninsel und nickte. “Ich bin dabei. Denkst du Jack wird sauer sein?”

Absolut. Aber das war es mir wert. Außerdem kam er erst am Abend wieder zurück. Bis dahin wären wir längst wieder da und Lorence würde gar nicht bemerken, dass wir weg sind. Wir mussten nur dafür sorgen, dass er uns nicht erwischt, wenn wir abhauen. 

“Vielleicht”, beantwortete ich ihre Frage, “Mal sehen. Wir müssen nur in die Garage, ein Auto nehmen und damit in die Stadt fahren. Das ist machbar.”

“Angesichts der Umstände bin ich mir da nicht so sicher”, zweifelte Kate meinen Plan an. Ich zuckte mit den Achseln. “Ich bin schon mal entkommen. Zwar nur für 45 Minuten, wenn man's genau nimmt, aber trotzdem. Ich wünschte, das wäre etwas, womit ich in meinem Lebenslauf angeben könnte.”

Mafia RipperWo Geschichten leben. Entdecke jetzt