KAPITEL 22

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L I A     P. O. V.

Alles, was ich erlebt habe, seit sich meine und Jacks Wege gekreuzt haben, entsprach in etwa dem, was Kate an einem Wochenende erlebt. Demnach hat sie den ganzen Flug damit verbracht, mir alles zu erzählen, was ich verpasst hatte. Die anderen haben uns sogar freiwillig alleine in der Lounge sitzen lassen. Platz hätten sie allerdings sowieso nicht gehabt, da sich Kate so ausgebreitet hat, als gehörte ihr das Flugzeug. 

Im Anwesen angekommen, zeigte Jack ihr ein Zimmer, in dem sie schlafen konnte. Es lag nicht weit weg von meinem, was mich irgendwie beruhigte. Nachdem sie all ihr Gepäck nach oben getragen hatte - was echt viel war, wobei es hauptsächlich Klamotten waren - zeigte ich ihr das Anwesen. Ich führte sie durch die Etagen und erklärte ihr alles. Lorence wurde von Jack beauftragt, ein Auge auf uns zu werfen, während er und die anderen beiden weg sind. Soweit ich weiß, mussten sie etwas Geschäftliches erledigen. 

“So, das war's", beendete ich meine Führung und kam schließlich vor dem Wohnzimmer zum Stehen. Kate ließ ihren Blick durch den großen Raum schweifen. “Man, das ist ja ein halbes Schloss. Und hier leben wirklich nur du und die anderen?”

“Es gibt noch das Personal”, erklärte ich, “Für die Küche und die Zimmer.”

Kate ging an mir vorbei ins Esszimmer und sah sich weiter um. “Und ich kann hier hingehen, wo ich will?”

Eine gefährliche Frage. Es gab zwei Szenarien: Erstens: Ich sage ja und sie geht wirklich überall hin. Und es gab hier definitiv Plätze, an denen sie nichts zu suchen hat. Zweitens: Ich sage nein und sie geht trotzdem überall hin. Einfach für den Thrill. Kate war nie die Art von Person, die Regeln befolgte. Für sie waren Regeln da, um gebrochen zu werden. 

Also egal, was ich ihr jetzt sagte, die Gefahr blieb bestehen, dass sie an Orte geht, an die sie nicht gehen durfte. Zum Beispiel den Keller. So, wie ich sie kenne, schleicht sie sich noch heute runter und sieht nach, was da unten ist.

Da kenne ich noch so jemanden.

“Nein”, entschied ich mich dann zu sagen, “Nicht in den Keller.” Kate murmelte nur eine Bestätigung und sah sich weiter um. Es war Lorences Blick, der stattdessen auf mir lag. Als ich ihn erwiderte, sprach sein Ausdruck Bände. Er wusste es. Jack hat es ihm erzählt. 

Schnell wandte ich meinen Blick wieder ab und ging zu Kate. “Oder in die Zimmer von den anderen. Die sind auch tabu.”

Kate runzelte die Stirn. “Aber in deins darf ich, oder?”

Ich verdrehte die Augen. “Ja, klar. Aber eben nicht in die der anderen.”

“Es sei denn, jemand will es so”, warf nun Lorence ein und warf Kate einen perversen Blick zu. Kate spielte nur zu gerne mit dem Feuer. Und so ließ sie sich auch gleich auf sein Spiel ein. “War das eine Einladung, Professor?”

Lorence grinste und verschränkte die Arme vor der Brust. “Ich lade niemanden ein, zu mir zu kommen. Ich hole mir lieber selbst, was ich will.”

Kates Augenbrauen hüpften überrascht nach oben. Sie blickte Lorence verführerisch an, während er seine Augen einmach über ihren Körper wandern ließ. 

Okay, jetzt fühle ich mich irgendwie fehl am Platz. 

“Kate”, unterbrach ich sie, Lorence mit ihren Augen auszuziehen, “Willst du mir beim Training Gesellschaft leisten?” Ich warf ihr dabei einen Blick zu, der ihr zu verstehen gab, dass das keine Frage, sondern eine Aufforderung war. Sie verstand und nickte schnell. “Klar.”

Ich ging voran, sah aber aus dem Augenwinkel, dass sie und Lorence noch einige vielsagende Blicke teilten, bevor sie mich einholte. 


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Mafia RipperWo Geschichten leben. Entdecke jetzt