L I A P. O. V.
Ein Bild sagt mehr als tausend Worte.
Oder in diesem Fall: Ein Blick. Denn gerade sprach mein Blick nur komplette Verwirrung aus. In jeder Klasse gibt es immer einen Streber. Das Schlimmste an ihrer Natur ist, dass sie entweder davon ausgehen, dass alle anderen um sie herum den IQ eines Stück Brotes haben oder sie denken, dass jeder ihrer Denkweise folgen könne.
Bei Theresa war letzteres der Fall. Wobei mir der Erste diesmal lieber wäre.
Der ganze Kurs wurde von unserer Professorin dazu verdonnert, in Gruppenarbeit ein Projekt zu bearbeiten. Wir waren sechs Personen und trotzdem hatte ich das Gefühl, dass Theresa es irgendwie auf mich abgesehen hat. Wir haben uns in einem leeren Klassenraum getroffen, um unseren Vortrag zu üben. Theresa stand vor der Gruppe und präsentierte ihren Teil des Projekts. Dabei warf sie mir zwischendurch vielsagende Blicke zu, als wüsste sie, dass ich absolut keine Ahnung habe, was sie da vorne erzählte.
Stimmt ja auch irgendwie.
Ja schon, aber das muss sie mir ja nicht unter die Nase reiben.
Kate, die zu meinem Glück auch in meiner Gruppe war, lehnte sich zu mir rüber und flüsterte mir so leise sie konnte zu: “Also wenn bei dem Projekt jeder einzeln benotet wird, können wir echt einpacken. Theresa legt die Messlatte ganz schön weit nach oben.”
“Was du nicht sagst”, entgegnete ich und verdrehte die Augen, als der Rest der Gruppe am Ende ihrer Präsentation begann zu klatschen.
“Hat noch jemand Fragen?”, versuchte Theresa ihren Main-Character-Moment noch in die Länge zu ziehen.
Das ist die reinste Folter.
Was noch viel schlimmer war: Mein Vortrag stand als nächstes auf dem Programm. Im Gegensatz zu Theresa hatte ich keine Ahnung von dem, was ich da vortragen sollte. Solange Theresa noch vorne stand, konnte ich mich mental auf ihre herablassenden Blicke und Kommentare vorbereiten. Nicht, dass mir ihre Meinung etwas bedeutete oder jemand wie sie mich auf diese Weise runtermachen konnte. Nein, es ging mir ganz einfach nur auf den Zeiger, dass ich mich mit ihr abgeben musste.
“Oh, wow”, kam es plötzlich von Kate neben mir, kurz gefolgt von einem Pfeifen von ihr. Ich drehte meinen Kopf zu ihr und runzelte fragend die Stirn. Kate nickte nur mit dem Kopf zum Fenster. “Sieh dir mal das Auto da draußen an. Die Karre ist mindestens eine viertel Millionen wert.”
Obwohl ich mich nicht für Autos interessierte, folgte ich ihrem Blick aus dem Fenster. Und tatsächlich. Mitten auf dem Parkplatz der Uni stand ein luxuriös aussehendes, schwarzes Auto.
“Faszinierend”, sagte ich desinteressiert monoton und wandte den Blick wieder ab. Doch kurz darauf zog Kate die Luft ein und tappte hastig meine Schulter an, ohne den Blick abzuwenden. “Oh mein Gott. Ich wusste es. Wer so ein geiles Auto hat, muss auch geil aussehen.”
Als ich nicht hinsah, umgriff Kate mein Kinn und drehte meinen Kopf Richtung Fenster. Und dann blieb mein Herz kurz stehen.
Da draußen standen Jack und Lorence - gelassen an das schwarze Auto gelehnt. Lorence zündete sich eine Zigarette an und beide sahen zu uns rauf. Ich riss die Augen auf und konnte nicht glauben, was ich da sah.
Die können doch nicht einfach in meine Uni kommen.
Offensichtlich schon.
Was wollen die hier?! Jack sagte, dass diese Sache erst am Abend stattfindet.
Diese Sache? Du meinst das Befreien eines Häftlings deines Vaters, der zur Mafia gehört.
Dadurch klingt es auch nicht besser. Alleine die Tatsache, dass ich den Namen des gefährlichsten Mafiabosses des Landes in meinen Gedanken erwähne, heißt doch schon nichts Gutes.
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Mafia Ripper
RomanceDie 19-jährige Lia wird ungewollt zur Zielscheibe des gefürchteten Mafiabosses, Jack Whitlaw. Denn durch sie hat dieser nun die perfekte Gelegenheit zur Rache an seinem Erzfeind - Lias Vater, dem FBI-Agenten. Aus ihrem gewöhnlichen Leben wird sie in...