J A C K P. O. V.
Lorence stand neben mir und wir warteten. Darauf, dass unsere Zielperson nach Hause kommt. Ich hatte selten ein so hässliches Büro gesehen. Doch Chris' Geschmack war schon immer fragwürdig. Lorence ließ sich auf dem Schreibtischstuhl nieder und drehte sich darauf um seine eigene Achse. Er starrte gelangweilt an die Decke, während ich meinen Blick durch den Raum schweifen ließ. Er fiel schließlich auf einen Bilderrahmen. Ich nahm ihn in die Hand und betrachtete das Familienportrait, das Luke, Lia und Chris selbst zeigte. Tja, Lia gehörte jetzt nicht mehr zu Chris' Familie. Ihr Nachname “Johnson” war Geschichte. Nun trug sie meinen Namen.
Die Tür öffnete sich und Chris trat nichtsahnend in den Raum. Erst als er uns beide erblickte, blieb er abrupt stehen und ließ die Tasche in seiner Hand fallen. Sofort zog er seine Waffe, was Lorence ihm gleich tat. “Waffe runter, alter Mann”, ermahnte er ihn, blieb aber gelassen sitzen.
“Whitlaw”, knurrte Chris und ließ die Waffe auf mich gerichtet, “Was hast du hier zu suchen?”
Die Arme hinter dem Rücken verschlossen ging ich langsam auf ihn zu. “Meinen Schwiegervater besuchen. Soll ich Lia Glückwünsche von dir aussprechen?”
Seine Nasenflügel bebten.
“Du glaubst mir das vielleicht nicht oder willst es nicht wahrhaben. Aber die Hochzeit verlief ohne großes Theater. Nachdem du sie mir ausgehändigt hast.”
“Und du bist extra hierher geflogen, um mir das zu sagen?!”, zischte er und festigte seinen Griff um die Waffe so sehr, dass seine Knöchel weiß hervortraten.
Ich griff langsam nach der Pistole, die er auf mich gerichtet hatte. “Nein.” Ich drückte seinen Arm nach unten und nahm sie ihm aus der Hand. Chris wusste, es wäre dumm mich zu erschießen. Er hätte mich zwar dann los, würde mir aber keine Sekunde später selbst in den Tod folgen.
“Ich bin hier, um dir etwas zu zeigen.” Ich deutete ihm an, sich zu setzen. Ich selbst nahm in dem Stuhl gegenüber des Schreibtischstuhls, in dem Lorence saß, Platz. Widerwillig bewegte sich Chris langsam um den Schreibtisch und Lorence stand auf, damit Chris sich setzen konnte. Lorence ließ die Waffe sinken, behielt sie aber alle Zeit bereit in der Hand.
Angespannt sah Chris da und analysierte meinen Blick. Meine Mundwinkel gingen nach oben, als ich Lorence zunickte. Er bückte sich und kramte etwas aus einer Tasche. Dann warf er es mir zu. Chris legte die Stirn in Falten. “Was soll das?”
Ohne ihm zu antworten, schob ich das weiße Bettlaken über den Tisch zu ihm. Zögernd und mit unsicheren Bewegungen faltete er es auseinander.
“Du verfluchter Bastard!”, brüllte er, als er das ganze Blut darauf sah. Lias Blut. Ihre Unschuld.
Nicht in der Lage, den Beweis länger anzusehen, warf er es in eine Ecke des Raumes. Der Beweis, dass Lia mir gehört. Ihr Körper. Ihre Seele. All ihre Ersten Male. Alles.
Sein Kopf wurde rot und die Adern an seiner Stirn schwollen an vor Wut. “Du vergewaltigst meine Tochter und zeigst es mir auch noch, du Schwein!”
“Sagt das Schwein, das sie verkauft hat”, ergriff nun Lorence das Wort. Chris drehte sich aufgebracht zu ihm. “Dabei ging es doch nur darum, sich an mir zu rächen!”
Er hatte ja keine Ahnung, wie falsch und wie richtig er damit lag. Klar ging es darum, mich an ihm zu rächen. Dafür, dass er mehrere meiner Männer erschossen hat, Leander verhaftet hat, ihn gegen mich aufhetzen wollte und ständig versuchte, meine Geschäfte zu ruinieren. Aber nicht alles in meinem Leben drehte sich um diesen Clown. Ich wollte Lia schon, bevor ich wusste, wer sie war.
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Mafia Ripper
RomanceDie 19-jährige Lia wird ungewollt zur Zielscheibe des gefürchteten Mafiabosses, Jack Whitlaw. Denn durch sie hat dieser nun die perfekte Gelegenheit zur Rache an seinem Erzfeind - Lias Vater, dem FBI-Agenten. Aus ihrem gewöhnlichen Leben wird sie in...