KAPITEL 4

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J A C K     P. O. V.

Leander aß wie ein Schwein. Doch ich konnte es ihm nicht verübeln. Nach zwei Monaten, in denen man ihm diesen widerlichen Gefängnisfraß vorsetzte, konnte ich seinen Hunger auf etwas Essbares verstehen. 

“Oh man”, nuschelte er mit vollem Mund, “Meine Geschmacksnerven sind eingerostet, ich brauche Whiskey”, er schnippte in die Richtung des Kellners, “Vier Whiskey.”

“Schön zu sehen, dass du noch der alte bist”, sagte ich und lehnte mich in meinem Stuhl zurück.

Wir entschieden uns, nachdem wir das Gefängnis verlassen hatten, in eine Bar zu gehen, um uns gegenseitig auf den neuesten Stand zu bringen. 

“Na klar”, entgegnete Leander, als er fertig war, “Glaubst du, zwei Monate in diesem Rattenloch können mir was anhaben? Was denkst du denn von mir, Jack?”

Unser Whiskey wurde serviert und ich gewährte mir gleich einen Schluck. “Also”, sagte ich und stützte meine Unterarme auf dem Tisch ab, “Johnson. Was wollte er wissen?”

Leander kippte sich gleich das ganze Glas in den Rachen. “Pff. Mal dieses, mal jenes. Der Kerl hat wahrlich eine Obsession mit dir. Er denkt, sobald er dein Gesicht und einen deiner Standorte hat, könnte er dich kriegen.”

“Typisch”, belächelte ich diesen erbärmlichen Mistkerl, “Sonst noch was?”

Leander zuckte mit den Schultern, “Sein Bruder, Matthias. Er arbeitet bei der CIA in Spanien und ist auch an einem Fall dran, der die Mafia dort betrifft. Chris dachte wohl, dass wir irgendwie mit denen zusammenarbeiten.”

So weit kommts noch. Niemals um alles in der Welt würde ich mit diesen geschmacklosen Vollidioten zusammenarbeiten. Pablo war der Anführer der Mafia Spaniens. Meine Familie trieb vor Jahrzehnten ein- oder zweimal Geschäfte mit ihm, da war ich noch nicht mal auf der Welt. Die Beziehung war nur von kurzer Dauer. Seitdem herrschte ein angespanntes Verhältnis zwischen uns. Und obwohl sie absolute Vollidioten waren, hatte Matthias Johnson selbst gegen sie keine Chance. 

Lorence und Valencio tranken ihre Gläser aus und machten sich bereit zu gehen. Leander streckte sich in seinem Stuhl und konnte seine Augen kaum von der Tänzerin am anderen Ende des Raumes abwenden. “Ah, ich weiß schon, was ich als nächstes vernaschen will, sobald wir Zuhause sind.” Er warf uns allen einen vielsagenden Blick zu und erhob sich dann auch. 

“Warst ganz schön auf Entzug da drin, was?”, hakte Lorence nach und warf sich seine Jacke um. Leander winkte ab. “Geht schon. Ich hatte ja deine Schwester als Wichsvorlage.”

Valencio und ich lachten, während Lorence ihm eine verpasste.

“Ich hab den Wachen gesagt: Wenn ich zu Tode verurteilt werde, wird die Pussy deiner Schwester mein letztes Mahl sein.” Leander lachte aus tiefster Seele und Lorence hob erneut die Hand. 

“Schon gut, schon gut”, verteidigte er sich und Lorence warf ihm einen warnenden Blick zu, bevor auch er schmunzelte. Leander da raus zu holen war wirklich höchste Zeit. Er hat uns allen gefehlt - auch, wenn es vielleicht schwer zu glauben war. Doch er gehörte zur Familie.

“Apropo”, sagte Leander, als die Bartür hinter uns ins Schloss fiel und wir in den Regen hinaus schritten, “Wie seid ihr auf Johnsons Tochter gekommen?” Er trug einen vielsagenden Blick, da er genau wusste, dass ihm die Geschichte gefallen wird. 

“Sagen wir mal so", entgegnete ich und öffnete die Tür zum Auto, “Ich habe ihr geholfen und sie mir.”

“Sah aber nicht gerade freiwillig aus”, merkte Leander an. Ich verzog meine Lippen zu einem Grinsen. “War's auch nicht.”

Mafia RipperWo Geschichten leben. Entdecke jetzt