KAPITEL 18

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L I A     P. O. V.

Ich hätte nie gedacht, dass es jemanden gibt, der schlimmer ist als meine Ballettlehrerin. Aber der Lehrer, den Jack bezahlte, um mich zu unterrichten und mich auf meinen Auftritt vorzubereiten, war eindeutig schlimmer. Es machte ihm regelrecht Spaß, mich zu drangsalieren. Dennoch musste ich zugeben, dass er etwas von seinem Werk verstand und mich bestens vorbereitete. Trotzdem war ich froh, als die Stunde vorbei war und ich mich in meinem Zimmer umziehen konnte.

Die Tage, an denen Mary mir mein Essen in einem Korb aufs Zimmer brachte, waren vorbei. Wenn ich etwas Essen wollte, musste ich selber runter in die Küche gehen und mir was holen. Außerdem war ich nun nicht mehr an mein Zimmer gebunden. Ich konnte mich im Haus mehr oder weniger frei bewegen und hatte auch mein Handy wieder. Jack hat zwar alle Kontakte darauf gelöscht und durch andere ersetzt, aber wenigstens hat er Kates Nummer drin gelassen. Ich dachte des Öfteren nach, sie anzurufen, wusste aber nicht, was ich dann sagen sollte. 

Die Hochzeit - meine Hochzeit - war morgen und gerade konnten sich meine Gedanken nur darum kümmern. Das Ballett lenkte mich wenigstens von dem Fakt ab, dass ich ab morgen einen Ring am Finger tragen musste, der mich an dieses Leben band. 

Als ich fertig umgezogen war, meldete sich mein Magen. Ich brauchte was zu Essen und machte mich auf den Weg nach unten. Um in die Küche zu kommen musste ich zuerst das Wohnzimmer durchqueren, in dem gerade Leander auf dem Sofa und Valencio am Tisch saß. Valencios Blick traf meinen und ich hätte am liebsten die Augen verdreht. Er konnte mich immer noch nicht leiden und ich ihn auch nicht. 


V A L E N C I O     P. O. V.


Ich konnte sie immer noch nicht leiden und sie mich auch nicht. Doch damit kann ich leben. Sobald sie offiziell mit Jack verheiratet ist, ist sie ohnehin 24/7 ans Bett gefesselt.

Lia hatte sich etwas zu Essen aus der Küche geholt und sich dann neben Leander aufs Sofa gesetzt. Spätestens, als er anfing, sie vollzulabern, bereute sie diese Entscheidung. Doch schon nach Kurzem diskutierten die beiden über jegliche Themen und irgendwann ging es vielmehr darum, den anderen krampfhaft von seiner Meinung zu überzeugen. 

“Katzen sind besser als Hunde.” 

“Du Psychopath”, betitelte Leander sie empört, woraufhin Lia verteidigend die Hände hob und argumentierte: “Katzen sind viel selbstständiger als Hunde.”

“Nein”, sah Leander es nicht ein, ihr zuzustimmen, "Nein, Katzen sind seelenlose Wesen. Hunde sind wenigstens treu.”

Lia schnalzte mit der Zunge und winkte ab. 

“Aber Fische sind die schlimmsten Haustiere.”

Lia wollte gerade zum Gegenargument ausholen, verstummte dann aber. “Ja, da sind wir einer Meinung.”

“Schön”, unterbrach ich die Konversation lauthals, bevor einer der beiden das nächste diskussionsreife Thema ansprach, “Dann könnt ihr zwei ja jetzt endlich mal die Klappe halten.” 

Ich wusste nicht, wie Leander es geschafft hat mit Lia dieses Gespräch zu starten, aber gerade sahen sie aus wie zwei alte Freunde, die sich ihr Leben lang immer nur streiten und trotzdem unzertrennlich sind. 

Ich ließ Lia nur ungern mit Leander alleine, doch es ging nicht anders. Ich hatte selbst noch zu tun.


L E A N D E R     P. O. V.


Lia und ich saßen auf dem großen Sofa und schwiegen uns an. Sie war mit ihrem Essen beschäftigt und ich mit meinem Handy. Valencio war schon verschwunden und Jack und Lorence würden noch länger mit einem Meeting beschäftigt sein. 

Mafia RipperWo Geschichten leben. Entdecke jetzt