KAPITEL 16

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L I A     P. O. V.

Ich lag in meinem Bett und war in den Worten des Buches versunken. Die Sonne schien durch die Fenster und warf ein warmes Licht in den Raum. 

Zu Lesen hielt mich wenigstens davon ab, in meinen Gedanken zu versinken und mir die schlimmsten Dinge auszumalen. Morgen fand das Familientreffen statt und mir wurde noch rein gar nichts darüber gesagt. 

Ich hoffte nur, dass Ruby auch da sein wird, damit ich mich wenigstens mit einer Person unterhalten konnte. Darauf, mich Jacks Eltern vorzustellen, als hätte unsere Verlobung unter normalen Umständen stattgefunden, war ich absolut nicht vorbereitet. 

Es klopfte plötzlich an der Tür und riss mich aus den Gedanken. Ich lag auf dem Bauch und richtete mich schnell auf, in eine sitzende Position. Noch bevor ich etwas sagen konnte, ging die Tür auf. Jack stand nur da und sah mich an. Wie so oft war sein Blick undeutbar. Diesmal trug er kein Grinsen auf dem Gesicht, sondern sah mich eher abwartend an. Wachsam untersuchte ich jede seiner Bewegungen. Er steckte die Hände in die Taschen und nickte hinter sich nach draußen. “Komm mit.”

Das kam unerwartet. 

Ich hielt seinen Blick, bewegte mich aber keinen Zentimeter. “Wo gehen wir hin?” 

Jack trat zur Seite, als machte er mir den Weg durch die Türschwelle frei. “Ich habe eine Überraschung für dich.”

An sich hatte ich nichts gegen Überraschungen, doch bei jemandem wie Jack konnte man darunter auch etwas ganz anderes verstehen. Ich legte skeptisch die Stirn in Falten und legte langsam das Buch aus meinem Schoß weg. “Was für eine Überraschung?”

Jack grinste nur und schwieg. Wieder nickte er nach draußen und ich verstand, dass er es mir nicht sagen wird. Wenn ich nicht mit ihm mitging, lagen die Chancen hoch, dass er mich einfach nach draußen schleifte. Nachdem meine Arme noch immer weh taten, wollte ich mir das ersparen. 

Ich erhob mich langsam vom Bett und kam auf ihn zu. Er verfolgte jeden meiner Schritte, bis ich vor ihm zum Stehen kam. Mein Misstrauen ihm gegenüber war viel zu groß, als dass ich ihm den Rücken zukehren würde. Jack verstand es und deutete mir schließlich an, ihm zu folgen.

Er führte mich den langen Flur entlang, bis hin zur letzten Tür auf der rechten Seite. Jack kam zum Stehen und stellte sich mir gegenüber. Noch bevor ich ihn fragen konnte, worauf er hinaus wollte, griff er in seine Hosentasche und zog einen Schlüssel heraus. Das Metall klimperte an dem Bündel, als er ihn mir hinhielt. Verwirrt nahm ich den Schlüssel entgegen und betrachtete ihn genauer. “Was---?”

“Geh hinein”, forderte er mich auf und nickte in Richtung der Tür. Ich folgte seinem Blick und tat nach kurzem Zögern, was er sagte. Ich drehte den Schlüssel im Schloss und hörte das Entriegeln der Tür. Sofort öffnete sie sich einen Spalt und Licht drang in den Flur. Nun wurde meine Neugierde doch geweckt und ich stieß mit einem Ruck die Tür auf. 

“Oh mein Gott”, entkam es mir, als ich den Tanzsaal erblickte. Doch es war nicht nur ein gewöhnlicher Tanzsaal. Es gab eine gigantische Spiegelwand und Stangen an den Wänden, die man zum Ballett Tanzen verwendet. Ich trat weiter in den Raum und entdeckte ein Regal hinter der Tür mit etlichen Materialien und Equipment. Alles, was man brauchte, war hier. 

“Ich wusste, dass es dir gefällt”, ertönte Jacks Stimme hinter mir. Ich hatte ganz vergessen, dass er noch hier ist. Ich drehte mich zu ihm um und konnte mir mein Lächeln nicht verkneifen. “Ich liebe es, es ist der Wahnsinn.” 

“Ich habe einen Privatlehrer bezahlt, der dir dreimal die Woche Unterricht geben wird.” Seine Worte ließen meinen Mund offen stehen, ehe ich die Fassung zurück gewann. “Jack, das ist...”

Mafia RipperWo Geschichten leben. Entdecke jetzt