KAPITEL 9

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J A C K     P. O. V.

Der Wagen kam zum Stehen und Valencio und ich stiegen aus. Ich riss die hintere Tür auf und zog Lia gewaltsam heraus. Ich nickte Ronny, der neben ihr saß, zu und schlug dann die Tür zu. Ronny sollte hier warten, während ich Lia eine kleine Lektion erteilte. Wir befanden uns vor einem Hochhaus inmitten der Stadt. Von außen mochte man meinen, es sei nur ein einfaches Office Center wie an jeder Ecke. Doch das war es absolut nicht. 

Ich ging mit Lia voraus und ließ Valencio hinter uns gehen. Nur für den Fall, dass sie versuchte abzuhauen. Hier an diesem Ort, wäre es wirklich das Dümmste, was sie tun konnte. Hier war sie in meinen Händen am sichersten. 

Ich umfasste Lia fest am Oberarm und hielt sie nahe bei mir, während wir auf den Aufzug zugingen. Lia sah sich angespannt um. Sei es, um Fluchtwege abzuwägen oder aus einer gewissen Vorahnung, wo wir uns hier befanden. 

Im Aufzug angekommen fuhren wir in den untersten Stock. Es war verglichen leise im Fahrstuhl und ich konnte Lias hektische Atmung hören. Wahrscheinlich bereute sie bereits jetzt, was sie zu mir sagte, doch mein Plan stand schon fest. Ich wollte sie vor Angst zittern sehen. Verängstigt und Tränen, die ihr über die Wangen laufen. Wenn ich mit ihr fertig bin, wird sie mich anflehen, sie nicht hier zu lassen. 

Der Fahrstuhl öffnete sich und die Grausamkeit pur offenbarte sich vor unseren Augen. Ein Grinsen umspielte meine Lippen. Valencio ging es ähnlich. Er sah zuerst mich an und dann Lia, die komplett verängstigt einen Schritt zurücktrat. Ich dachte mir schon, dass sie noch nie eine Auktion von nahem gesehen hatte. Besonders keine für Menschen. Junge Frauen und Mädchen wurden teilweise an Ketten herumgeführt und herumgereicht. Etliche Männer jeglichen Alters fanden sich hier zusammen, um sich Sklaven zu ihrem Vergnügen zu kaufen.

Wir schritten aus dem Aufzug und bahnten uns unseren Weg durch die Menge. Lia wollte sich nicht von der Stelle rühren, doch ich war viel stärker als sie. Mit Leichtigkeit zog ich sie mit mir und diesmal war nicht ich es, die sie nahe bei sich hielt - sondern sie. Erstmal vom sicheren Aufzug entfernt, hielt sie sich plötzlich von ganz alleine nahe bei mir. 

Wir passierten die Menge und betraten den VIP Bereich. Valencio hielt Ausschau nach dem Mann, den wir brauchten. Dieser ließ auch nicht lange auf sich warten. Als Michaels mich erblickte, eilte er zu uns und begrüßte mich mit einem Händedruck. “Sir Whitlaw. Sie hier?”

“Offensichtlich”, ließ ich ihn begreifen, wie dumm seine Frage war, “Wieso gehen wir nicht an einen ruhigen Ort?”

Michaels verstand, was ich meinte und führte uns durch den VIP-Gang hinter die Bühne. Lias Augen waren überall und setzten langsam das Puzzle in ihrem Kopf zusammen.

“Also”, sagte Michaels, als wir unter uns waren, “Was treibt Sie hierher?"

“Ich habe hier etwas, was Sie vielleicht interessieren könnte.” Ich zog Lia nach vorne und ließ ihren Arm los. Sofort griff sie nach der Stelle, an der ich sie festgehalten hatte, und sah Michaels an. Der alte Mann umkreiste sie und musterte sie von oben bis unten. “Hmmm”, murmelte er und kam schließlich direkt vor ihr zum Stehen. “Wie alt ist sie?”

Michaels sprach nicht immer mit seinen Produkten selbst, sondern eher mit den Verkäufern. In diesem Fall: mit mir.

“Neunzehn”, antwortete ich und studierte jede von Lias Bewegungen. Sie war mit dem kleinen, übergewichtigen Mann etwa auf Augenhöhe und blickte ihn abwertend an, während er sie musterte. Michaels streckte seine Hand nach ihr aus. “Ein hübsches, junges Ding.” Doch noch bevor er ihre Haare berühren konnte, schlug Lia seine Hand fort. “Finger weg!” 

Sofort packte Valencio ihre Arme, verschloss sie hinter ihrem Rücken und hielt sie dort fest. 

“Sie hat Feuer”, war Michaels offenbar sehr angetan von ihr. 

Mafia RipperWo Geschichten leben. Entdecke jetzt