Kapitel 5

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Die nächsten Wochen gingen so weiter. Wir trainierten hart. Levi war jeden Tag so kalt und mies gelaunt wie immer. Wir durften uns einiges von ihm anhören, wurden aber mit der Zeit besser.

Sina ging mir mittlerweile ganz schön auf die Nerven. Sie klebte an Levi und sprach auch nur noch von ihm.

Aus irgendeinem Grund tat es mir jedes Mal weh, wenn ich die Beiden zusammen sah. Ich verstand mich selbst nicht mehr. Irgendwie dachte ich, dass Levi nicht so ist, wie er sich vor Anderen gibt. Woher ich das weis, wusste ich selbst nicht.
Es war so ein Gefühl, was mich zu ihm zog, auch wenn er sich immer wie ein Idiot aufführte. Auf der einen Seite verachtete ich ihn, aber auf der anderen Seite konnte ich meine Blicke nicht von ihm lassen.

'Was stimmt nur nicht mit mir?'

Ich ging gedankenversunken durch die Gänge des Hauptquartiers. Als ich meinen Namen rufen hörte, zuckte ich kurz zusammen und drehte mich um.
Erwin stand hinter mir.

"Y/N, komm doch bitte mal mit mir in mein Büro."

Ich nickte und folgte Erwin.

Als wir eintraten, standen Levi und Hanji bereits im Raum und sahen uns an. Hanji grinste schon, was mich etwas beruhigte, da ich nicht wusste, warum ich hierher kommen sollte. Doch Levi hatte wieder mal diesen eiskalten, genervten Blick drauf, was mich wieder etwas verunsicherte.

"Also, Y/N.", sprach Erwin. "Wir sind nun am Ende der Ausbildung angekommen. Du gehörst zu den besten Rekruten und wir sind alle sehr stolz, dass du es so weit geschafft hast. Wir sind uns alle einig, dass wir dich im Aufklärungstrupp behalten möchten. Es ist zwar sehr schade, dass du dich nach der langen Zeit immernoch nicht an deine Vergangenheit erinnern kannst, aber wir freuen uns, dass du nicht aufgegeben hast und weiter so stark trainiert hast. Deine Kampftechniken sind hervorragend und dein Instinkt ist super stark ausgeprägt. Ich bin mir sicher, dass wir auch in Zukunft auf dich zählen können."

"Vielen Dank, Kommandant, natürlich will ich weiter im Aufklärungstrupp bleiben. Für mich gibt es keine anderen Wege. Ich bin froh, dass ich weiter Teil davon sein darf. Ich werde auch weiterhin mein Bestes geben.", antwortete ich stolz und salutierte vor ihnen.

Erwin lächelte leicht und Hanji stürmte auf mich zu und umarmte mich. Als ich durch sie fast zerdrückt wurde, zog Levi sie von mir weg.

"Sei doch nicht immer so grausam erdrückend, Brillenschlange!", meckerte er sie an, doch sie erwiderte nur "Ach Shorty, das musst ausgerechnet du sagen. Du bist doch nur eifersüchtig. Komm, dann umarme sie doch auch mal."

Ich wurde ein klein wenig rot, bei dem Gedanken, dass mich Levi umarmen würde.

Als er das merkte, kam von ihm nur ein "Tch." und so verließ er den Raum.

Erwin und Hanji lachten beide laut auf.

"Y/N, du bist nun mit in der Spezialeinheit, die vom Hauptgefreiten Levi angeführt wird. Du kannst nun zum Essen gehen.", sprach Erwin noch zu Ende.

Und so verließ ich den Raum und ging zum Speisesaal, wo die Anderen auch schon saßen.

Ich nahm mir mein Essen und setzte mich zu Thomas und den Anderen.

"Glückwunsch, Y/N, du hast es also auch geschafft.", sprach Marcel sehr monoton.
Freudestrahlend nickte ich und sah, dass Sina mich mit einem genervten Blick anstarrte.

Die anderen waren schon fertig und gingen auf ihr Zimmer. Als ich auch gehen wollte, hielt mich Sina auf.

"Levi gehört mir. Ich will dich ja nicht zu oft in seiner Nähe sehen. Ich hoffe wir haben uns verstanden, sonst mache ich dich fertig."

"Ach, Sina. Du kannst diesen Nervzwerg ruhig haben, wenn er überhaupt Interesse an dir haben sollte. Ich glaube nicht, dass er dir so viel Aufmerksamkeit geben würde, wie du dir vorstellst. Ich glaube der Hauptgefreite hat besseres zutun, als sich um deine Sorgen zu kümmern."

Ich ließ sie im Gang stehen und war auf dem Weg zu meinem Zimmer, als ich Jemanden hinter mir herlaufen hörte.

"Geh mir nicht auf die Nerven, Sina.", äußerte ich laut, "Lass mich mit deinem dummen Getue, wegen dem Hauptgefreiten in Ruhe."

Die Person kam näher und plötzlich wurde ich zur Seite gerissen. Ich versuchte mich zu wehren, doch vergeblich. Als ich die Wand hinter mir spürte, schaute ich auf.

"L-Levi?"

Er war mir so nah. Ich wusste nicht so richtig, was hier gerade passiert und warum er mich aufhält.

"Ihr habt also gerade über mich geredet? Um was ging es denn da genau?"

Er ließ mich los, stand aber dennoch weiter so nah vor mir.

Nach einem kurzen schnaufen von mir, gab ich ihm eine Antwort.
"Sina hat mir gesagt, dass ich die Finger von Ihnen lassen soll, sonst legt sie sich mit mir an."

Eigentlich wollte ich es ihm nicht sagen, da ich petzen hasse, aber erstens will sie es nicht anders, zweitens provozierte sie mich schon das ganze Jahr über und drittens hat Levi mich schließlich aufgefordert ihm eine Antwort zu geben.

Er nahm meine Hand und zog mich hinter sich her in sein Büro. Die Tür schlug hinter uns zu und er drückte mich wieder gegen die Wand.

"Und was ist, wenn ich die Finger von dir nicht lassen kann?"

Röte stieg mir sofort ins Gesicht und ich fing an zu stottern. "I-ich, ich weis nicht..."

"Y/N, du kannst dich also wirklich an rein gar nichts mehr erinnern? Du weist immernoch nicht, mit wem du aufgewachsen bist, wer dich zum Aufklärungstrupp brachte, auf dich aufgepasst hat und an deiner Seite gekämpft hat?"

Mir stiegen die Tränen in die Augen. Bei dem Versuch ihm gerecht zu werden und mich daran zu erinnern, bekam ich wieder diese starken, stechenden Kopfschmerzen. Ich rutschte zusammen, aber fallen konnte ich nicht, weil ich von Levi gehalten wurde.

Ich fing nun doch an zu weinen. Levi nahm mich in den Arm, streichelte meinen Kopf und flüsterte mir ins Ohr.

"Es tut mir leid, ich wollte dich nicht überfordern. Mich schmerzt es nur so sehr, dass du dich nicht erinnern kannst. Ich verspreche dir, dass so eine Situation nie wieder vorkommen wird. Ich werde dir alle Zeit der Welt geben. Du musst dich nicht beeilen. Bitte versteh mein Verhalten. Es ist so viel Zeit vergangen, in der ich dir nicht nahe sein konnte. Ich habe es nicht mehr ausgehalten und wollte diesen Moment nutzen. Es war falsch von mir, dich so zu bedrängen. Bitte verzeih mir. Ich werde dich in Zukunft in Ruhe lassen."

Unter Tränen sah ich ihn an. Ich gab keinen Ton von mir. Wir saßen einfach nur nebeneinander. Er hielt mich noch etwas in seinen Armen. Wir wollten beide nicht aufstehen. Wir genossen einfach nur den Moment und so beruhigte sich alles wieder.

Es klopfte an der Tür und so sprangen wir beide auf. Levi lief zu seinem Schreibtisch und sagte "Herein."

Erwin trat ein und lächelte mich an.

"Tut mir leid, dass ich euch störe, aber ich muss mit Levi sprechen."

Ich nickte und begab mich direkt auf dem Weg in mein Zimmer. Ein Glück hatten wir heute frei. So konnte ich mich in Ruhe auf mein Bett fallen lassen und über den Vorfall nachdenken.

Die Worte des Hauptgefreiten gingen mir nicht mehr aus dem Kopf.

'Standen wir uns wirklich mal so nahe?'

Scheiße. Die Kopfschmerzen wurden stärker und ich drehte mich vor Schmerzen zur Seite und kuschelte mich im Bett ein. Ich schloss meine Augen und schlief schon nach kurzer Zeit ein.

Fremde Zeit (LevixReader)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt