Durch ein Rütteln wurde ich wach. Ein Tuch verhinderte jeden Ton, den ich von mir geben könnte.
Meine Hände waren nach hinten gebunden. Meine Beine waren ebenfalls gefesselt. Ich konnte mich nicht bewegen.
Es war relativ dunkel, aber durch das Bisschen Mondlicht konnte ich erkennen, dass ich in einer Kutsche war. Neben mir waren noch drei andere Frauen. Ungefähr in meinem Alter.
'Das sind bestimmt die Menschenhändler. Ich war so dumm und habe einem unbekannten Menschen vertraut. Dabei war sie nur ein Lockvogel für sie und ich die Beute. Wie konnte ich nur. Levi... Es tut mir leid.'
Mir liefen die Tränen über die Wange. Ich konnte nichts außer abwarten.
Ich weis nicht, wie lange wir unterwegs waren und wo wir hingebracht werden.
Die Kutsche machte einen kurzen Stopp und ich hörte, wie sich ein paar Männer unterhielten.
Die Tür wurde aufgemacht und ein Mann starrte uns an.
"Das sind die Neuen. Sie sind die schönsten, die wir heute finden konnten.", sagte ein anderer Mann.
'Das ist doch der Eingang vom Untergrund!', dachte ich mir. Ich erkannte ihn sofort. Ich war schon oft als Kind in der Nähe. Ich konnte mich sehr gut wieder an alles Erinnern. Es kam mir wie ein Blitz in den Kopf geschossen.
Er schloss die Tür wieder und die Kutsche fing wieder an weiter zu rollen.
Noch etwa zehn Minuten wurden wir weiter gebracht, bis sie erneut anhielt.
Ein Mann öffnete wieder die Tür und kam in die Kutsche gestiegen.
Er nahm ein Mädchen nach der anderen und warf sie auf den Boden in den Dreck. Sie versuchten zu schreien, doch vergeblichst.
Mit meinen Fesseln versuchte ich dem Mann ein Bein zu stellen, was mir auch gelang.
Er stolperte und fiel aus der Kutsche.
'So und jetzt, Y/N?', dachte ich mir. Das hab ich mir aber echt nicht gut überlegt.
"Du dummes, scheiß Gör."
Er trat wieder ein und schlug mir heftig ins Gesicht. Meine Haare packte er mit nur einer Hand und zog mich daran aus der Kutsche raus und warf mich ebenfalls in den Dreck. Danach trat er mir mehrmals in meine Seite.
Es tat so höllisch weh.
"Hey, Jimm, bist du bekloppt. Wir brauchen sie noch."
"Aber diese dumme Göre..."
"Nichts da. Umso mehr Schaden du anrichtest, umso weniger Kohle bekommen wir für sie. Jetzt bringt sie endlich nach unten. In zwei Wochen ist der Verkauf."
Die Männer warfen uns über die Schulter, trugen uns durch ein verlassenes Gebäude runter in den Keller und sperrten uns ein.
Während die anderen Männer schon wieder nach oben gingen, machte uns einer die Fesseln und das Tuch um den Mund ab. Ich war die Letzte, die dran kam und probierte erneut zu entkommen.
Gerade, als er mit dem Rücken zu mir stand, nahm ich das Tuch, stürzte mich auf ihn drauf und versuchte ihn mit dem Tuch zu erwürgen.
Es gelang mir und er fiel zu Boden.
Ich gab den Mädchen ein Zeichen Ruhe zu bewahren und still zu sein.
Leise schlich ich mich weiter nach oben. Die Türe zum Keller stand noch angelehnt und so ging ich vorsichtig durch.
Ich versteckte mich hinter einem Regal, in einer Ecke, um meine Flucht neu zu planen.
An der Eingangstür stand ein Mann und zwei weitere liefen durch den Raum und unterhielten sich.
"Was dauert das so lange?"
"Nicht, dass er sich an den Gören noch vergeht?"
"Ich geh mal nach ihm sehen."
Er ging zum Keller und sah seinen Komplizen am Boden.
"Das beschissene Weib!", brüllte er und die anderen kamen zu ihm gelaufen.
"Sucht sie!"
Ich krabbelte hinter dem Regal hervor, denn hierbleiben konnte ich nicht. Es war nur eine Frage der Zeit. Die Fenster waren alle geschlossen. Meine letzte Hoffnung war die Eingangstür. Ich rannte los und wollte sie gerade öffnen.
"Scheiße... scheiße, nein. Geh auf!"
Sie war abgeschlossen. Ich fing an zu weinen, denn die Männer haben mich schon längst bemerkt. Das war mein einziger Ausweg.
Ich wurde an den Haaren gepackt und nach unten gerissen.
Zwei Männer prügelten und traten auf mich ein.
Der Eine schlug mir mein Gesicht blutig, der Andere trat mir wieder in die Seite.
Ohne Kraft blieb ich liegen und ließ alles über mich ergehen.
Einer der Beiden nahm mich hoch und brachte mich zurück in den Keller. Doch diesmal nicht zu den anderen Mädchen, sondern in eine Einzelzelle.
"Du bist zu gefährlich. Du bleibst allein hier. Außerdem musst du dich wieder erholen. In zwei Wochen ist der Verkauf. Bis dahin müssen wir dich wieder hinbekommen."
Sie verließen den Raum und machten das Licht aus.
Ich krümmte mich vor Schmerzen auf den Boden.
Keiner traute sich etwas zu sagen. Die anderen Mädchen waren so eingeschüchtert, dass Stille sich im Raum breit machte.
Jeden Tag kam ein Mann und brachte uns Wasser und ein altes Stück Brot.
Mir ging es langsam schon besser. Die Schmerzen ließen etwas nach. Nur meine Rippen taten mir bei jeder Bewegung weh. Sie haben mir bestimmt ein bis zwei mindestens gebrochen.
Bei jeden Gedanken an Levi liefen mir die Tränen. Ich vermisste ihn so sehr. Nicht in seiner Nähe zu sein, war das Schlimmste.
Ich wusste nicht, welcher Tag heute ist. Wie viele Tage seit der Ankunft schon vergangen sind.
Die Kellertür ging auf und drei Männer kamen herein. Diesmal waren es aber andere. Sie sahen edler aus.
Sie kamen näher an die Gitter heran und betrachteten die Mädchen.
"Das sind wirklich richtige Prachtstücke. Sie werden einen guten Preis einbringen."
Einer sah zu mir herrüber und kam näher.
"Warum ist sie einzeln?"
"Sie ist anders, als die einfachen Mädchen hier. Sie hat mehr Kraft und schon zwei mal versucht zu entkommen. Außerdem hat sie einen unserer Kameraden auf den Gewissen."
"Sieh an. Du wirst bestimmt nicht leicht zu bändigen sein, aber für uns viel Gewinn einbringen."
Sie lachten alle auf.
"Ihr perversen Schweine. Ihr werdet mich niemals bändigen können!", rief ich ihnen zu.
Der Mann kam näher zu den Gittern und spuckte genau vor mich auf den Boden.
"An deiner Stelle würde ich nicht zu weit das Maul aufmachen. Wer nicht artig ist und folgt, wird umgebracht."
"Lieber sterbe ich hier, als in den Händen, von so einem Ekel wie dir zu landen!"
Er trat gegen die Gitter und ich zuckte zur Seite.
"Halt endlich dein dummes Maul, Weib! Morgen wirst du verkauft, egal, ob es dir gefällt oder nicht."
Sie lachten diesmal noch lauter und verließen den Keller.
Ich quetschte mich in die letzte Ecke meiner Zelle und überlegte, wie ich hier am Besten raus kommen würde.
Stundenlang überlegte ich, doch ich wusste einfach nicht weiter. Ich hatte keine Kraft mehr und legte mich auf den Boden, bis ich einschlief.
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Fremde Zeit (LevixReader)
FanfictionDas ist meine Version von Attack on Titan, in der der Reader ein Teil von der AoT Story wird und zusammen mit Levi die schönen und die schlechten Seiten des Lebens erfährt. PS: Lemon on Spoileralarm (Betrifft alle Staffeln, bis zur letzten Folge)