𝐦𝐲𝐜𝐫𝐨𝐟𝐭 𝐡𝐨𝐥𝐦𝐞𝐬 [𝐛𝐛𝐜]

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[980 words]

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[980 words]

Die Landschaft war grau, von den wogenden Wolken bis hinunter zu den schmutzigen, gepflasterten Bürgersteigen, und die Gebäude verschmolzen mit dem trüben Dunst des Tages zu einem wirbelnden Strudel aus Tristesse und Öde, welcher die Stadt London ausmachte. Die schweren Regentropfen prasselten geradewegs auf den Boden und prallten von jener Oberfläche ab, die sie zuerst erreichten. Der Boden schimmerte leicht, als die Straßenlaternen zu leuchten begannen und sich in den wachsenden Wasserpfützen spiegelten, wobei die Düsternis den Eindruck erweckte, dass es schon viel später als 16 Uhr war.

In einem vergeblichen Versuch, die Kälte zu vertreiben, zog [y/n] ihren Mantel fester an, während ein leichter Schauer ihren Körper durchlief. Mycroft bemerkte ihr Verhalten und runzelte leicht die Stirn, was dazu führte, dass sich seine Stirn auf eine recht liebenswerte Weise runzelte. Eine plötzliche Wärme um ihren Nacken ließ sie aufblicken, als er sachte mit einer Hand seinen Schal um sie wickelte, während er mit der anderen seinen Regenschirm hielt. Der weiche Kaschmir duftete nach seinem Aftershave, und sie schloss die Augen, als sie einen Moment lang tief einatmete.

Als [y/n] die Augen wieder öffnete, sah sie, wie Mycroft sie amüsiert dabei beobachtete, sein Gesicht erhellt von der Glut der Zigarette zwischen seinen Lippen. Er nahm einen Zug und entfernte dann die Zigarette mit seinen behandschuhten Fingern, wobei das weiche Leder leicht knarrte, als es sich um seine Finger bog, während er [y/n] die brennende Zigarette reichte.

Der Regen prasselte in Strömen auf die beiden nieder und durchnässte ihre Hosen und Socken. Doch keiner von ihnen nahm das Unbehagen wahr, das die feuchte Kleidung an ihren Knöcheln hervorrief. Stattdessen war das rhythmische, leise Plätschern der Regentropfen, die gegen den schwarzen Regenschirm prallten, den er über die beiden hielt, zu ihrem persönlichen Soundtrack geworden, der die Stille überdeckte und nur sanfte Blicke und eine quälende Spannung hinterließ, die darauf hinzudeuten schien, dass es sich hier um mehr als eine Bekanntschaft handelte, mehr als zwei Menschen, die einfach nur in der Umlaufbahn Sherlock Holmes' herumirrten.

Sie nahm ihm die Zigarette ab, rückte ein wenig näher, achtete aber stets darauf, keinen Körperkontakt herzustellen. Es war immer ein Puffer von ein paar Zentimetern zwischen den beiden, etwas, das sie beide unbewusst immer aufrechterhielten.

Er beobachtete, wie [y/n] mit den Fingern die Zigarette an die Lippen führte; er konnte den Blick nicht von dem sanften Schmollmund, der Weichheit ihrer Lippen und der Intimität dieser Geste abwenden. Mycroft spürte, wie sich ihr Brustkorb beim Einatmen hob, trotz der vielen Schichten Kleidung, die die junge Frau trug. Wie gebannt beobachtete er, wie sich der dicke weiße Rauch aus ihrem Mund kräuselte. Jener Rauch, der ihre Lippen so zärtlich umschmeichelt hatte, wie er es sich oft gewünscht hatte zu tun, traf auf die kühle Luft, die durch die Feuchtigkeit aufstieg, bis sie auf den Regen traf.

Sein Blick lag immer noch auf ihrem Mund, seine eigenen Lippen spreizten sich leicht, als seine Fantasie mit ihm durchging.

Wie leicht wäre es, sie in die Arme zu nehmen, sie festzuhalten, endlich nachzugeben und ihre Lippen zu spüren, anstatt nur darüber zu fantasieren? Dieser Moment, genau hier, wo sie beide nur unter dem Schutz seines Regenschirms existierten, wäre perfekt dafür, wenn er nur den Mut aufbringen könnte, von der emotionalen Kante zu springen.

Doch seine Angst vor einem Sturz war zu groß. Die Demütigung, zurückgewiesen zu werden, stach, als wäre sie echt. [y/n] drehte die Zigarette zwischen ihren Fingern und gab sie Mycroft zurück, der daraufhin tief einatmete, um zu versuchen, seine Nerven zu beruhigen.

Keiner Erwähnte, dass sie doch beide eigene Zigaretten besaßen, oder dass Mycroft eine volle Schachtel in seiner Jackeninnentasche hatte, welche es ihnen erlauben würde, jeder für sich zu rauchen. Es war nicht das erste Mal, dass Mycroft und [y/n] einen solchen Moment miteinander verbrachten, auch wenn der Regen ein neues Erlebnis war. Die einfache Stille zwischen ihnen, in der all die ungesagten Dinge existierten, war eine Sucht, die keiner von ihnen aufgeben wollte. Eine Zigarette war nur ein Vorwand, ein Grund für [y/n], dort mit ihm zu verweilen, und er mit ihr.

Leute eilten vorbei, als sie am Fuß der Treppe zur 221B Bakerstreet standen, und keiner von beiden hatte es eilig, zu gehen.

Eine melancholische Stimmung entflammte, als die Zigarette soweit abgebrannt war, dass sie dem Filter nun gefährlich nahe kam; Die Ausrede zu bleiben verschwand, als die Asche zu Boden fiel und sich scheinbar in der Luft auflöste, während ihre gemeinsame Zeit zu Ende ging.

Mycrofts Stirn legte sich in Falten, und einen kurzen Moment lang dachte [y/n], er würde etwas sagen, aber die Worte kamen nicht. Stattdessen nahm [y/n] sich den Schal ab und reichten ihn Mycroft mit einem sanften, dankbaren Lächeln.

"Behalte ihn." Seine Stimme war leise und rau, bevor er sich hustend räusperte. "Dein Bedürfnis ist größer."

[y/n] nickte nur, wickelte sich den Schal wieder um den Hals, und dann trennten sich ihre Wege.

Mycroft kämpfte gegen den Drang an, sich umzudrehen und sie fortgehen zu sehen; er zog es vor, sich vorzustellen, dass sie in einem Moment da war und im nächsten wie von Zauberhand verschwunden. Das machte all die Male, die er sich vorstellte, dass sie an seiner Seite blieb, irgendwie leichter. Er hielt die ausgedrückte Zigarette fest, der Fleck ihres Lippenstifts war der einzige Beweis dafür, dass sie dieses Mal wirklich bei ihm gewesen waren. Er zog seine Zigarettenschachtel aus der Jacke und steckte den Stummel vorsichtig hinein, um wenigstens einen winzigen Teil von ihr noch ein wenig länger mit sich herumzutragen.

Vielleicht würden diese Begegnungen eines Tages anders enden. Vielleicht würde eine Zeit kommen, in der Nikotin nicht mehr das war, was sie verband. Fürs Erste aber trug Mycroft immer eine Schachtel Zigaretten und ein Feuerzeug bei sich, nur für den Fall, dass sich ihre Wege kreutzen und er sich etwas Zeit mit ihr erstehlen konnte.

26.10.2023
[überarbeitet: /]

ᴏ ɴ ᴇ s ʜ ᴏ ᴛ sWo Geschichten leben. Entdecke jetzt