Kapitel 1 Esca

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Ich erwachte auf meinem Schlafsofa im Wohnmobil. Ich sah mich kurz um, damit ich meine Orientierung wiederfand. Neben dem orangefarbenem Sofa stand unser dunkler Holzesstisch. Außerdem regnete es draußen, was für mich erstmal Ausgangssperre bedeutete. Ich rappelte mich auf dem Sofa auf und gähnte ungeniert. Ich hörte Geräusche neben mir. Das musste Mom sein. Offenbar war sie auch wach. Kaum hatte ich das gedacht, quietschte auch schon die Tür, welche von ihrem Schlafzimmer in die Küche, das Esszimmer, das Wohnzimmer und somit auch in mein Zimmer führte. Eine verschlafen aussehende Frau kam heraus. ≫Guten Morgen, Mom≪ begrüßte ich sie. ≫Guten Morgen, Esca≪ grüßte sie mich zurück. Ich beobachtete, wie sie in ihren Häschenpantoffeln in die Küchennische schlurfte, sich Kaffee aufsetzte und zwei Brötchen in den Backofen schob. Ich beschloss, die Zeit zu nutzen und ging schnell in das kleine Bad. Es war so klein wie nur möglich. Gerade mal genug Platz für ein Waschbecken, eine Toilette und eine offene Dusche gab es. Ich nahm eine schnelle Dusche und machte mich fertig. Zehn Minuten später kam ich zurück ins Wohnzimmer, wo es wunderbar nach frischen Brötchen duftete. ≫Perfektes Timing, die Brötchen sind fertig≪ sagte Mom während sie einen Brötchenkorb auf den Tisch vor meinem Schlafsofa stellte. Rasch lief ich in ihr Schlafzimmer, wo wir die Kleidung von uns beiden aufbewarten. Ich schnappte mir ein Langarmshirt mit sehr hohem Kragen, eine Bluejeans und meine Lieblingslederjacke. Das war eigentlich das, was ich jeden Tag trug. Außerdem flocht ich immer eine Strähne meines Haars. Ich fand das einfach schön, und was das Outfit betraf, war es aich noch mehr als praktisch. Nachdem Mom und ich aufgegessen und das Geschirr großteils aufgeräumt hatten, sagte sie ≫Ich gehe Pilze sammeln, kommst du klar?≪ ≫Natürlich, viel Spaß!≪ erwiderte ich zwischen zwei Tellern die ich abspülte. Mom liebte das Pilze- und Kräutersammeln im Wald. Sie kochte fast ausschließlich mit frischen Zutaten aus dem Wald neben dem Wohnmobilstellplatz auf dem wir wohnten. Früher war sie immer mit Dad unterwegs gewesen, doch als er vor elf Jahren starb, hatte sie aufgehört. Erst als wir vor einem Jahr - zu meinem dreizehnten Geburtstag - sesshaft wurden, und nicht mehr mit dem Wohnmobil durch Deutschland und Umgebung fuhren, fing sie wieder an mit dem Sammeln. Während Mom sich im Regenmantel aus dem Wohnmobil begab, dachte ich weiter über meinen Vater nach. Da ich drei war, als er starb, hatte ich nur wenige Erinnerungen an ihn, doch Mom erzählte mir immer viel von ihm und zeigte mir Fotos. Seltsam war nur, dass es kaum Fotos von ihm gab, bevor er Mom kennengelernt hatte. Er war ein sehr 'mysteriöser' Mensch gewesen. Als er Mom traf, konnte er nicht gerade perfekt deutsch und hatte einen starken Akzent. Mom hatte erzählt, dass das wohl Halara war. Oder Hajara? Naja, egal. Sie kannte die Sprache selbst nicht. Zumindest hatte Dad damals bei einem Freund gelebt um Deutsch zu lernen. Irgendwann verliebten sich Mom und Dad ineinander und so weiter. Nach ein paar Jahren heirateten sie und bekamen mich. Mom nahm bei der Hochzeit Dad's Namen an. Obwohl das ein Name war, den es irgendwie kein zweites Mal gab, so selten war er. Dad hieß Elio Anschu mit vollem Namen. Und dadurch hieß ich Esca Anschu und meine Mom Christina Anschu. Ich blickte von der Spüle aus nach draußen durch das kleine Fenster in der Wohnmobiltür. Es nieselte etwas. Traurig sah ich auf meine warmen, nassen Hände.

Esca || Alea Aquarius FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt