Als wir gebannt in die sachten Wellen starrten, konnte ich meinen Augen nicht trauen. Wie eingefroren bewegte ich mich keinen Millimeter. Auch das Atmen wagte ich nicht, denn der Anblick, der sich uns bot, war einfach zu unfassbar und beeindruckend. Vor mir sah ich einen türkisen Blitz vorbeihuschen, der immer und immer wieder seine Runden um das Schiff zog und dabei ab und zu gegen den Rumpf stieß. Ich hatte keine Ahnung, wie ich darauf reagieren sollte. Doch Frydo sprang, als wäre dieser Anblick ihm nicht nur vertraut, sondern auch mehr als willkommen, mit einem eleganten Hechtsprung in die sanften Wellen des Sees. Automatisch streckte ich meine Hand nach ihm aus um den kleinen Kobold aufzufangen, aber er war bereits weg und ich griff tief ins Leere. Ich hatte jedoch so schwungvoll nach vorne ausgeholt und rutschte beinahe über die Reling. Wie aus dem Nichts schnellten aber gerade rechtzeitig zwei Hände zu mir und umfassten einerseits meine Schulter und andererseits meine Hüfte. Nur Xenio stand zwischen mir und dem Tod im kaltem Wasser. Gefühlt vergingen Minuten, bis meine Freundinnen ihm zur Hand gingen und mich wieder auf festen Boden zogen. Kurz stand ich einfach da, und versuchte den Schrecken zu verdauen. Ich spürte mein Herz heftig im gesamten Körper schlagen und mein Puls raste geradezu. Mein Atem ging stoßweise. Meine Sicht war etwas verschwommen und der Abbau des ganzen Adrenalins ließ mich ein bisschen zittern. Als sich mein Geist wieder klärte, bemerkte ich den besorgten Blick von Xenio, dessen eine Hand immernoch auf meiner Schulter ruhte. Ich blinzelte ein paarmal und winkte dann ab, um die unausgesprochene Frage in seinen Augen mit einem geht schon zu beantworten. Zögernd gesellte ich mich zu Ayla und Yuna an die Reling und scannte den See nach meinem kleinem Begleiter ab. Da entdeckte ich ihn. Nicht allein. Frydo's hellgrüner Haarschopf wankte zwischen den seichten Wellen. Direkt neben einer älteren Frau. Sie hatte langes, seidiges graues Haar, welches nass und doch sanft über ihre Schultern hing. Ihre Haut sah ein wenig türkis aus und ihr Gesicht war durchzogen von tiefen Falten. Und trotzdem war sie wunderschön und hatte einen jugendlichen Ausdruck in den Augen. Doch nicht nur die Tatsache, dass sie offensichtlich keine einfache alte Frau war, sondern eine waschechte Nixe, zog meine Aufmerksamkeit auf sie. Auch den edlen großen Bogen samt Köcher mit Dreizackpfeilen darin konnte ich einfach nicht ignorieren. War sie eventuell gefährlich? Eigentlich hatte ich nicht das Gefühl, da sie friedlich wirkte und Frydo sich angeregt mit ihr unterhielt. Aber Alea hatte mir erst vor Kurzem von einer äußerst gefährlichen Nixe namens Mura berichtet. Ob gefährlich oder nicht, Frydo unterhielt sich mit ihr und wirkte dabei ganz und gar nicht verängstigt. Ich vertraute dem Koboldkind. Nach einer Weile sah Frydo wieder zu uns auf und besprach irgendwas mit der Nixe. Nur kurz darauf tauchte sie erneut unter und Frydo kletterte flink die Außenleiter hoch. Kaum war er oben, machte die Fremde einen kraftvollen Satz aus dem Wasser und hielt sich schließlich an der sechsten Stufe der Leiter fest. Die paar übrigen erklomm sie durch die reine Muskelkraft ihrer mehr als definierten Arme. Als sie letztendlich an Bord war und ihren Fischschwanz ebenfalls hinaufhievte, machte ich instinktiv ein paar Schritte auf sie zu und nahm ihr den sichtlich schweren Bogen ab. Sie duldete es ohne Widerrede und sah mich aus ihren freundlich blitzenden Augen an. Sie waren ungewöhlich hellblau und einige Fältchen umramten sie. 》Unah《 grüßte ich sie freundlich auf Hajara. Auch Xenio, Ayla und Yuna grüßten sie. 》Schön, euch kennenzulernen《 begrüßte nun auch die fremde Nixe unsere kleine Gruppe. Ihre Stimme war ein wenig rau, aber trotzdem angenehm. Als ich mich nach meinen vier Begleitern umsah bemerkte ich, dass Ayla und Yuna die muskulöse Nixe fassungslos anstarrten. Ich verstand sie gut. Auch für mich war es ein ungewohntes Gefühl, Wesen zu sehen, die ich sonst nur aus Büchern und Filmen kannte. Sie waren nicht alle ausgedacht. Das war schwer zu begreifen, und doch so natürlich.
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Esca || Alea Aquarius FF
FanfictionEine Fanfiction von Alea Aquarius, der Buchreihe von Tanya Stewner. 'Esca ist ein vierzehnjähriges Mädchen mit einem ziemlich normalem Leben. Sie hat zwei beste Freundinnen, mit denen sie wenig, aber auch viel gemeinsam hat. Doch wie viel Esca, Yuna...