Kapitel 33

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Wie in Zeitlupe nahm ich das Geschehen wahr. Ich sprang zur Reling und streckte verzweifelt meinen Arm nach dem Fass aus, als könne ich wirklich etwas damit bewirken. Die Kontrolle über meinen Körper ging mir verloren und meine Arme verselbstständigten sich. Es war, als würden sie nach dem Wasser greifen, welches sich allerdings sechs oder sieben Meter zu weit weg dafpr befand. Doch mein Kopf leerte sich und wurde eins mit den seichten Wellen, in die das Giftfass drohte einzutauchen und alle dort lebenden Wesen zu vergiften. Aber auf einmal wurden die Wellen unter mir immer stärker und höher. Kraftvoll erhoben sie sich und kamen mir geradezu entgegen. Mein Arm wanderte kaum merklich in Richtung Gift und tatsächlich. Das Wasser tat es mir gleich. Immer stärker wurde das Seewasser. Ich konnte es spüren. Und da geschah es. Das Wasser prallte mir voller Wucht gegen das Fasss und ließ es im hohen Bogen zurück auf die Schiffsplanken fallen. Kaum in der Lage, einen klaren Gedanken zu fassen, nahm ich die Sengbohne von Nanami aus meiner Hosentasche, wo ich sie nach meinem Unfall mit den Kisten hinein gesteckt hatte, und ließ das Gift verbrennen. Noch mit der Sengbohne in der Hand drehte ich mich zu Yuna, die mindestens genauso ungläubig wie der Gretzer drein schaute. Ich nutzte die Gelegenheit, packte die Sengbohne wieder dorthin, wo sie hergekommen war und trat dem Mann heftig gegen den Arm. Meine Freundinnen bedroht hier keiner, klar? dachte ich mir noch, bevor Yuna und ich ihm synchron einen Faustschlag verpassten, was ihn so sehr schwanken ließ, dass er über die Reling fiel. Wir gaben uns ein zufriedenes Hifive und sahen uns dann nach Xenio und Ayla um, die im Kampf gegen die zwei Männer ebenfalls die Oberhand gewonnen und die Angreifer gefesselt hatten. Wir sperrten alle Gretzer, die noch an Bord waren, in das Deckshaus. Kaum in der Lage, weiter auf all das, was passiert war einzugehen, fielen wir uns in die Arme und hielten uns fest. Diese Begegnung würde mich noch bis in meine Albträume verfolgen. Doch wir hatten es geschafft. Mit dem abnehmenden Adrenalin wurden leider auch Tribute merklich, die der Kampf und meine Welle gefordert hatten. Was war das bloß gewesen? War ich das oder habe ich nur geträumt? Fragte ich mich. Währenddessen lastete mein Körper immer schwerer auf meinen müden Beinen. Schließlich spürte ich, wie sie dem Gewicht nicht mehr standhalten konnten, unter mir wegbrachen und ich beinahe zu Boden fiel. Wären da nicht meine Freunde gewesen, die mich noch in letzter Sekunde in der Gruppen-
umarmung festhielten. Nur noch halb anwesend hörte ich gleichzeitig mächtige Flügelschläge und die besorgten Stimmen von dem kleinem Kobold, meinen Freundinnen, der Nixe, die vermutlich noch immer an der Außenleiter saß, und Xenio.

☽ ... ☾

Ich schlug meine Augen einen Spalt auf. Eigentlich hatte ich erwartet, wie jeden Morgen auf meinem Schlafsofa aufzuwachen und bei einem Blick nach rechts, den schon etwas älteren, dunkelbraunen Esstisch zu sehen. Doch das war nicht der Fall. Dort, wo der Esstisch stehen sollte, befand sich ein großes Fenster, durch das die ersten Sonnenstrahlen des Tages fielen. Sofort war ich hellwach. Wo befand ich mich hier? Ich brauchte nicht lange, um festzustellen, dass ich auch auf keiner Couch schlief, sondern in einem bequemem Bett. Ich war mir nicht sicher, ob ich zum Schlafen jemals so viel Platz hatte. Beim Schädel fühlte sich an, wie von einem Laster überfahren und bei dem Versuch aufzustehen war ich nicht sonderlich erfolgreich, da sich auch meine schmerzenden Glieder nicht besser anfühlten. Also ließ ich mich wieder auf das weiche Kopfkissen sinken und hoffte, dass sich dieser Umstand bald von selbst erklären würde. Plötzlich, als hätte jemand meine Gedanken gelesen, klopfte es an der Tür und kurz darauf öffnete sie sich einen Spalt.

Esca || Alea Aquarius FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt