Kapitel 3 Der See

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Nach kurzer Zeit kam ich am Seeufer an. Wegen dem vorherigen Regen hatte sich vermutlich niemand rausgetraut und so war es um den See herum wunderbar still. Ich hatte selber keine Ahnung, warum ich so verrückt nach Wasser war. Eigentlich war das die gefährlichste Vorliebe die ich nur haben konnte. Bisher war ich nur wenige Male mit kaltem Wasser in Berührung kommen und auch nicht mit viel. Wahrscheinlich trug ich deswegen keine weiteren Hautschäden davon. Doch wenn ich in den See fallen sollte... Aber irgendetwas war mit dem Wasser, es rief mich. Schwachsinn sagte ich mir in Gedanken und schüttelte den Kopf. Warum hatte ich nur immer so verrückte Gedanken?! Dann beschloss ich, meinen Kopf einfach zu leeren und auf die Weite des Sees hinaus zu blicken. Eine ganze Weile, keine Ahnung wie lange, stand ich einfach nur rum, sah Fröschen zu, wie sie in den See sprangen, und Fischen, wie sie übermütig mit den Wellen spielten. Da durchbrach etwas die Stille. Laut klingelte mein Handy in der Hosentasche und ich fuhr zusammen. Schnell zog ich mein Handy heraus und nahm ab, ohne nachzusehen, wer dran war. ≫Hey Schatz!≪ begrüßte Mom mich ≫Ich habe gerade Alice getroffen, weißt du noch? Sie ist die Mutter von einer deiner Klassenkameradinnen.≪ Natürlich wusste ich noch, wer Alice Petit war, sie war nicht nur die Mutter von Chloè Petit, der größten Zicke Europas. Alice war außerdem die beste Freundin meiner Mom. Mir war aber schon klar, worauf das hinauslaufen würde. ≫Mhm≪ sagte ich nur und ließ Mom weiterreden ≫Es könnte heute spät werden, wir machen noch einen kleinen Mädels- abend.≪ Ohne weiter darauf einzugehen legte ich auf und schaute weiter auf den glitzernden See. Mom war echt klasse, aber oft weg. Da hörte ich etwas. Es war ... ein Lied. Aber anders. Das Lied hörte sich so vertraut an. Als würde ich es kennen, mich aber nicht daran erinnern. Ich verstand den Text, aber es war kein deutsch. Auch keine andere Sprache, die ich gelernt hatte. Sprachen waren ein Talent von mir. Es fiel mir immer schon leicht, neue Sprachen zu lernen. Doch diese war anders. Ich musste nicht überlegen, was die Worte auf Deutsch bedeuteten. Es war einfach ... klar, was gesungen wurde. Suchend ließ ich den Blick über das Seeufer schweifen. Erst entdeckte ich nichts, doch als ich nochmal hinsah, war da eine Gestalt am Ufer. Die Gestalt war dunkel angezogen und im Schatten des Baumes, unter dem sie saß, kaum zu erkennen. Der Gestalt fielen braune, kurze Haare ins Gesicht. Doch azurblaue Augen blitzten immerwieder zwischen einzelnen Haar- strähnen hervor. Es war ein Junge mit einer angenehmen, klaren Stimme. Er sang ≫Komm... komm... komm... Du, der dies hörst... komm... komm... komm...≪ Was ist das denn für ein Lied? Fragte ich mich in Gedanken. Und was war das bloß für eine Sprache? Diese Sprache, die rauschte und irgendwie klang wie das Meer selbst. Langsam ging ich auf den Jungen zu. Er schien mich nicht zu bemerken. Nachdem das Lied einige Minuten vorüber war und ich schon hinter ihm stand, bemerkte ich, dass der Junge geknickt wirkte. Beinahe traurig.

Esca || Alea Aquarius FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt