-XXVII-

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-Taehyung-

- 13.04.1902 -

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Gelangweilt lege ich das aufgeschlagene Buch zurück auf meinen Schoß, wende meinen Blick aus dem runden, verdrecktem Fenster und blicke durch die teils milchige Scheibe hinaus in den Vorgarten.

Auf den schwarz schimmernden Rücken von Hygieia blickend, starre ich für einige Sekunden einfach nur gedankenverloren die Statur an. Ein sanfter Lufthauch kommt mir auf einmal entgegen, geht durch den Fensterspalt hindurch und treibt die sommerlich frische Luft in das Innere des Dachbodens.

Ich nehme schlussendlich vollends meinen Finger aus dem Buch, ignoriere völlig, dass ich dabei meinen aktuellen Lesestand verliere und starre weiter in den Garten. Als wäre mir das alles noch nicht bekannt...

Weder das Buch, welches ich schon zum fünften Mal in die Hand genommen habe, weder das bereits ausgesessene, geborgte Kissen, welches ich aus den Warteräumen entwendet hatte, noch die zuversichtlich und beruhigend scheinende Statur einer Göttin in unserem Garten, die für mich nicht mehr als ein böses Omen zu sein scheint.

Ich beobachte für einige Minuten wie das Wasser beständig aus dem Kelch läuft, den sie in die Luft regt und sich in dem kristallenem Nass die grün blühenden Bäume spiegeln, als meine Aufmerksamkeit auf einmal zu dem sonst so verlassenem Steg fällt.

Ich bemerke, wie das dunkelblau scheinende Meer Wellen schlägt, als ein weißes Passagierboot an unserem Ufer anlegt. Ich kann mich noch gut daran erinnern, wie vor einem knappen Jahr hier nicht derartiges Treiben war, einfach weil es viel zu umständlich war sich die Mühe zu machen, auf diese Insel zu kommen. Diese neumodischen Motorbetriebenen Boote, haben die Anreise aber leider mittlerweile vereinfacht und sorgen nicht nur dafür das mittlerweile Jeder zu uns kommt, sondern führt mir auch immer wieder deutlich vor die Augen, das ich am Ende doch nicht von hier verschwinden kann. Auch wenn es so einfach wäre.

Ich kehre langsam aus meinen Gedanken zurück, als ich schließlich drei Personen erkennen kann, wie diese sich auf den Steg quälen und schließlich sich erst etwas umsehend, zögerlich näher auf die Klinik zukommen.

Mit jeder Treppe, die sie dem Vorplatz näher kommen, kann ich schließlich auch deutlicher erkennen, was für ein Szenario sich hier bildet.

Eine Frau mit schwarzem Haar mittlerem Alters läuft an der linken Seite eines schwarzhaarigen Jungen. Sie trägt einen lang geschnittenen Hanbok bestehend aus einem Sumpf grünen Oberteil, bestickt mit einigen gelben Blüten, und einem samt rotem Rock, der fast schon auf dem Boden schleift. Ihre Hände sind hinter dem weißen Untergewand versteckt, würde sie nicht die Hand des schwarzhaarigem Jungen halten, welcher sich regelrecht an beide seine Elternteile klammert.

An seiner rechten Seite ein Mann, ebenso in mittlerem Alter. Eine eckige, dünne Brille prangt auf seiner recht großen Nase, während er einen einfach gehaltenen, dunkelblauen Obermantel trägt, der nur einen schmalen Streifen des weißen Untergewandes zur Schau bietet. Auch er hält die zweite Hand des Jungen fest umklammert, welcher in einem roten Gewand steckend mit seinen Armen schwingt und dabei ein riesiges Grinsen auf den Lippen trägt, scheinbar nicht zu verstehen scheint wo er sich befindet.

Die Familie gibt ein seltsames Bild von sich. Man erkennt den Eltern deutlich die Unsicherheit, Zweifel und Schuld an, während jedoch gleichzeitig tiefe Augenringe ihre Erschöpfung zeigen, als könnten sie den Jungen der um die 14-16 Jahre alt zu sein scheint, nicht länger ertragen.

Viel seltsamer jedoch der Schwarzhaarige, der entweder völlig ausblendet in was für einer Situation er sich befindet oder einfach zu naiv ist um es verstehen zu wollen.

⊡-Dᴇᴇᴘ Wᴀᴛᴇʀs-⊡ || ᴛᵃᵉᵏᵒᵒᵏWo Geschichten leben. Entdecke jetzt