Warum

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Er schloss seine Augen und achtete einfach nicht mehr auf die Geräusche um ihn herum, er hatte keine Kraft mehr sich noch weiter mit Dämonen herumzuschlagen. In ihm spukte allerdings nicht nur die Angst vor einem neuen Dämon, sondern auch die Angst, dass wenn er einschlafen würde, er sich an einem undefinierbaren Ort wiederfand. 

„Oh was haben wir denn da? Den Jungen hast doch nicht etwa du so zugerichtet, oder?", eine tiefe Stimme die gleichzeitig glasklar klang, drang zu ihm durch und gleichzeitig strichen ihm kühle Finger eine Strähne von der Stirn. Luca gab nur ein leichtes brummen von sich, was Yuu deutlich über den direkten Kontakt spürte. Kurz darauf wurde er auf eine für ihn sehr angenehme Unterlage gelegt. Sie ebenso kühl und etwas fester als irgendein Krankenhausbett. Vorsichtig öffnete Yuu die Augen und das erste was ihm Auffiel waren die schneeweißen Zähne, die ihm durch den lächelnden Mund entgegen blitzten. Sein Blick wanderte weiter auf die tiefblauen Augen und wieder legten sich kalte Finger an seine Stirn.


„Bleib ganz ruhig, ja?! Ich schau mir mal deine Verletzungen an.", Yuu's Gedanken waren blank, er konnte an nichts denken, immer wenn er einen Gedanken fassen wollte, entwich er ihm wieder. Doch das war nicht normal. Er legte die Stirn in Falten, konnte sich zwar nicht vorstellen was falsch war aber irgendetwas war es und gerade als er die kühlen Finger am Bauch spürte, gelang es ihm aus der Starre zu kommen. Er schreckte hoch und schlug schon als er sich aufsetzte, die Hand des Arztes zur Seite.

„Das reicht.", Yuu hielt sich den schmerzenden Bauch und rutschte etwas zur Seite.

„Hey...wieso?! Ganz ruhig, ich will nur deine Verletzungen anschauen...",er sprach ruhig, er wollte wahrscheinlich verständnisvoll klingen, Yuu rutschte noch ein Stück von ihm weg.

„Was soll den ein Dämon davon verstehen... Ich... hab genug von Dämonen.Ich hab gesagt ein Krankenhaus!" , Yuu hielt sich die Stirn, dann schaute er grimmig zu dem in der hinteren Ecke stehenden Luca.

„Er ist Arzt! Lass ihn helfen!", Luca verdrehte die Augen, worauf hin Yuu noch grimmiger wurde. Wieso wurde er denn jetzt als nervig oder kindisch angesehen? Es war sein gutes Recht gegenüber Dämonen misstrauisch zu sein, aber da der Dämonenanteil im Raum überwog, war das wohl nicht der Fall.


„Ich hab keine Lust mehr auf Dämonen... ich geh selber zum Arzt..", Yuu rutschte soweit von der Pritsche, dass seine Beine drüber hängen konnten, doch als er aufschaute, konnte er nur noch einmal zucken, bevor er das Bewusstsein verlor. Er hatte Luca, welcher auf ihn zugekommen war, in letzter Sekunde gesehen, doch da war es zu spät gewesen. Luca hatte ihm schon ein Schlaf auferlegt. Mit nur leichtem Druck kippte Luca ihn nun wieder nach hinten und ließ seinen Kopf langsam auf die Behandlungspritsche nieder. 

„Wieso wirken meine Paralysationen nicht?!", Nero schaute verdutzt zu Luca hinüber, welcher sich schon auf dem Schreibtisch platziert hatte. Er hatte Yuu eigentlich anfangs lahm gelegt, doch hatte dieser zuschnell wieder zu sich selbst gefunden.


„Er hat ein Teil meiner Lebensenergie. Schwache Zauber wirken nicht richtig...", Luca schaute sich im Raum um, er war Jahrzehnte nicht mehr in diesem Haus gewesen.

"Man, hätte ich mehrere Patienten wie ihn würde ich ein Problem bekommen." Nero schnaufte und platzierte eine Hand vorsichtig auf Yuu's Stirn

Als er die Augen öffnete war niemand im Raum. Eine Infusion lief in seinen Arm, aber andere Geräte gab es dort nicht. Allgemein sah dieser Raum mehr aus wie der eines Milliardärs mit Behandlungspritsche. Yuu's Augen suchten den Raum ab, nach etwas anderem, einem dunklen Schatten. Nichts. Der Raum war leer. 

Er versuchte sich an den Eingang es Hauses zu erinnern, denn eines war ihm klar, Luca war da irgendwo und er musste wenigstens wissen, wo er sich selber befand. Irgendwie musste er es schaffen, dass Luca ihn aus den Augen verlor. Er schwang die Beine von der Pritsche und ließ sich vorsichtig auf den teuren Parkettboden gleiten. Schmerzen spürte er nicht wirklich, was ihn ziemlich verwunderte, doch dann entdeckte er die Infusion. Sie sah plötzlich so bläulich aus. Langsam verengte er die Augen und sah sich die Flüssigkeit, welche tröpfchenweise in seinen Arm zu kriechen schien, genau an. Was war, wenn das irgendein dämonisches Zeug war, welches jetzt fröhlich in seinem Körper Amok lief. Vorsichtig zog er die Nadel heraus und außer einem kleinen Ziehen spürte er nichts. Allerdings, gab das Gerät ein kleines Piepen von sich, was Yuu in Alarmbereitschaft versetzte. 

Er lief zur Tür, öffnete sie und schaute auf den Flur. In einiger Entfernung hörte er Stimmen, welche allerdings weder von Luca noch von dem anderen Dämon stammten, doch nach wenigen Sekunden verklangen diese Stimmen und es war ruhiger als er es sich vorgestellt hatte. Er schaute zu seiner Rechten und entdeckte einen Gang der wiederum nach links führte. Mit einem kleinen Kontrollblick in die entgegengesetzte Richtung verschwand Yuu nun endgültig in den eben entdeckten Gängen.

 Als Luca wie ein Geist in den Raum trat, wusste er, dass das was er geahnt hatte, der Wahrheit entsprach. Yuu hatte sich unter seinem Blick mal wieder davongestohlen, das wusste er in dem Moment, in dem der Alarm der Infusion anging. Er hatte Nero explizit darauf hingewiesen Yuu mit Adleraugen bewachen zu lassen. Aber nein, nun hatte er wieder das Problem, in dem von Chemikalien überfluteten Haus, seinen Geruch ausfindig zu machen. Noch dazu war sein Geruch durch diese ungewöhnliche Infusion leicht verändert. Allerdings nahm er ihn wahr. Er war schwach und manchmal verschwand der Geruch ganz, doch genau das brachte ihn auf seine Fährte. Als er die Dachgeschosstür so leise wie möglich aufmachte, stieg ihm sofort sein Duft in die Nase. Kurz darauf sah er ihn.  

Still lehnte Yuu sich über das Dach, sein Gewicht auf einen Vorsprung gestemmt. Er sah auf die Straße und stöhnte. 

"Soll das ein Witz sein?!", Luca trat langsam an ihn heran, sein Blick fiel auf Yuu's Profil. Er lehnte sich direkt hinter ihn und noch bevor Yuu ihn bemerkte hatte er ihn fast bewegungsunfähig gemacht. Yuu zuckte, er spürte Lucas Atem im Nacken und sah im Augenwinkel den großen Schatten hinter sich. Erst jetzt sah er die Hände die ihn komplett eingezäunten. Er wusste zwar nicht, was Luca wollte, doch er wusste auch nicht genau wie er sich verhalten sollte. Sollte er versuchen sich umzudrehen? Nein, das wäre noch unheimlicher. Yuu zwang sich zur Ruhe. 

"Warum ich?", er fühlte sich als hätte er diese Frage jetzt das 100te Mal gestellt und nun wollte er endgültig die Antwort dazu haben. 



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