Der letzte Tag

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Yui hatte seine Finger am Türrahmen festgekrallt, es war als ginge es um Leben und Tod. Er zischte, der Ruck an seinen Fingern und somit auch an seinen Nägeln, war stärker als er es gedacht hätte. Als Luca wieder einige Schritte zurück lief, hätte Yuu fast gejubelt. Der Schmerz ließ nach. Allerdings würde er seinen letzten Halt nicht so einfach aufgeben. Luca drehte sich und nahm ihn von der Schulter. Yuu's Erleichterung wich dem Ärger über den, immer noch an seinen Hüften platzierten Arm. Luca ließ ihn herunter rutschen und hielt ihn vor dem Bauch in der Luft, die Beine ab der Hüfte herabhängend. Yuu versuchte mit den Füßen so weit wie möglich auf den Boden zu kommen und doch schwebten sie immer noch mindestens 20 Zentimeter über dem Boden. Sollte er seinen letzten Halt loslassen? Vielleicht würde er es schaffen sich von Luca loszureißen. Er seufzte ließ los und rutsche augenblicklich weit genug nach unten um auf dem Boden halt zu bekommen. Als er sich in Lucas Griff zur Tür drehte wurde er prompt von beiden Armen umschlungen. Seine Arme bewegungsunfähig gemacht, versuchte er zu zappeln, doch auch das funktionierte nicht so wie er das wollte. Erneut spürte er einen Atem an seinem Ohr der nicht der Seine war. Wieso musste Luca das immer machen... hatte er irgendeinen Ohrfetisch? Yuu schüttelte den Kopf mit der Hoffnung, Luca mit einen Haaren auch nur etwas von seinen Ohren oder Wangen fernzuhalten. Dann legte er den Kopf zur Seite und schaute zu Boden, Wange und Ohr so weit wie möglich von Lucas Lippen entfernt. In seinem Augenwinkel bemerkte er, wie seine Tanten immer noch verwirrt zur Tür schauten. War der Zauber immer noch aktiv? Wurde es Luca langsam nicht zu anstrengend?

Luca schmunzelte. So viel Spaß hatte er lange nicht gehabt. Yuu's Versuch ihn von sich fernzuhalten, war allerdings mehr als nutzlos. Er spielte Luca eher noch in die Hände, denn nun hatte er anstatt seines Hinterkopfes etwas anderes vor den Augen. Luca beugte langsam seinen Kopf hinunter und legte sein Lippen vorsichtig an Yuu's Hals. Die weiche Haut, der Duft und das Rauschen was sich darunter verbarg, waren unwiderstehlich und machten es ihm sichtlich schwer seine Lippen wieder zu lösen. Augenblicklich verkrampfte Yuu, er zog seine Schulter schnell an den Kopf heran. Nicht nur das, seine Beine hingen auch rasch wieder in der Luft. Versuchte er sich absichtlich schwer zu machen? Er wusste doch, das Luca sehr gut in der Lage war ihn hoch zu heben. Luca nutzte die Gelegenheit um Yuu wieder weiter nach oben zu heben, jedoch bemerkte es dieser rechtzeitig um sich fallen zu lassen wie ein nasser Sack. In sich hinein lachend ließ Luca ihn los, die sitzende Position in die er Rutschte, erinnerte Luca irgendwie an einen wartenden Hund. Schmunzeln hockte er sich hinter Yuu.

„Ich nehme dich mit! Wenn nicht heute dann morgen!", erschrocken drehte Yuu seinen Kopf, Luca legte eine Hand an dessen Kinn und blitzschnell trafen ihre Lippen aufeinander. Noch bevor das unbeschreibliche Gefühl auf verklang, war Luca jedoch schon wie vom Erdboden verschluckt. Yuu blinzelte und sah sich um, er saß immer noch wie bestellt und nicht abgeholt auf der Türschwelle und starrte auf die Straße hinaus. Nirgends war jemand zu sehen, nicht eine Spur von einem gewissen schwarz gekleideten Dämon. Yuu's Augen wanderten über die Straße und auch hier viel ihm auf, dass es keine 'Schatten' gab. Nicht ein Gremlin, weder unter den üblichen Mülltonnen noch zwischen Hauswänden oder anderen dunklen Ecken, und das obwohl die Dämmerung schon eingesetzt hatte. Geistesabwesend starrte er jedes Haus der Straße einzeln an, nichts entging seinem Blick und doch sah er nichts.

„Yuu! Wo... wo ist er?", Mei schlang ihre Arme um seinen Oberkörper, langsam zog sie ihn ins Haus zurück, er weigerte sich nicht, aber er war trotzdem verwirrt. Wieso hatte Luca ihn dort sitzen lassen? Er war zwar froh nicht gerade über der Schulter eines Dämons ins irgendeine dunkle Gruft getragen zu werden, aber er verstand nicht warum. Luca hatte ihn eigentlich in der Hand bzw. im Arm gehabt. Immer noch starrte er einfach ins Leere. Seine Tanten hatten ihn inzwischen zum Sofa geleitet und saßen nun rechts und links von ihm. Ihre Gesichter zeigten wie mitgenommen sie waren, allerdings sahen sie nicht wirklich erleichtert aus. Wie sollten sie auch? Sie hatten von den letzten Szenen nichts mitbekommen. Irgendwann tauchte Yuu für sie wie aus dem Nichts an der geöffneten Tür auf. Wer sollte das verstehen? Sie sahen zwar, dass Luca weg war, doch an Yuu's Reaktion bemerkten sie, dass der dunkle Dämon noch lange nicht aufgegeben hatte.

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